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Gemeinschaft der Weinbruderschaften

Gemeinschaft der Weinbruderschaften
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von Werner Nimietz

Die Mitglieder der Weinbruderschaft haben sich wieder zur Weinprobe eingefunden. Hat der Bordeaux eine korrekte Farbe? Wie lassen sich die Aromen des Rieslings definieren?

Schlürfen und schmatzen geht durch den Saal. Ansonsten herrscht andächtige Ruhe. Aber dann wird auch diskutiert, mitunter gestritten – natürlich kultiviert und mit Respekt voreinander.

So oder ähnlich geht es bei den über 50 Bruderschaften, Orden, Konventen und Zünften in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz mehrmals im Jahr zu. Sie alle gehören zur Gemeinschaft Deutschsprachiger Weinbruderschaften (GDW), einer Organisation, die fünf- bis sechstausend Mitglieder vertritt.

Die GDW ist kein regulierender Dachverband, sondern ein loser Zusammenschluss, ein überregionales Netzwerk. Die einzelnen Bruderschaften befinden selbst über ihre Ziele und Gepflogenheiten. Die GDW gibt nur eine grundsätzliche Richtung vor.

Was ist eine Weinbruderschaft?

Nicht jeder Wein-Event-Club, Wein-Stammtisch oder Händler-Probierclub ist eine Weinbruderschaft. Schon der einst zu literarischem Ruhm gelangte Magister Laukhard (1757-1822) aus dem rheinhessischen meinte:

Eine blosse Saufgesellschaft ist noch lange kein Orden (Bruderschaft), sonst müssten ja sehr viele Orden in dem lieben Deutschland existieren.

Als historische Vorläufer der heutigen Weinbruderschaften gelten die schöngeistigen und philosophischen griechischen Symposien, mittelalterliche Zechgesellschaften und Lehngenossenschaften von Weinbauern. Ausserdem bürgerliche und adlige Bruderschaften. Weinkulturelle Vereinigungen des 21. Jahrhunderts unterscheiden sich allerdings deutlich von den früheren Trinkgemeinschaften. Wein gilt nicht nur als ein aus Trauben hergestelltes alkoholisches Getränk.

Was macht eine Weinbruderschaft?

Wein gehört zum Genuss, ist Lebensstil und Kulturgut. Weder begleiten Orgien bis zum Morgengrauen noch Flötenmusik und Hetären heutzutage die Jahresprogramme. Im Mittelpunkt stehen Weinwissen, gepflegte Weinproben sowie Weinkultur. Der erste deutsche Bundespräsident Theodor Heuss meinte: “Wer Wein trinkt, betet – wer Wein säuft, sündigt.

Die Weinbruderschaft des Burgunds ist wohl die bekannteste der Welt. Sie war Vorbild für viele Bruderschaften. Als „Confrérie de Chavliers du Tastevin“ wurde sie 1934 mit dem Ziel gegründet, die Qualität der Burgunder-Weine zu fördern und Ihre Tradition zu bewahren.

Ihr Auftritt ist spektakulär, wenn die mit Ordensbändern und bunten Gewändern dekorierten Weinbrüder in Beaune paradieren und damit auch ein touristisches Interesse verfolgen.

Deutsche Weinbruderschaften

Von der GDW werden als Weinbruderschaften nur solche angesehen, deren hauptsächliche Aktivitäten im unkommerziellen Bereich liegen, deren Bemühungen idealistischer Art sind, frei von Eigennutz und kommerziellem Sinn. In Deutschland entstanden ab 1954 in fast allen Weinbaugebieten weinkulturelle Gesellschaften, u.a. auch in einigen „rebenfreien“ Grossstädten. Dem Charakter nach gibt es grosse Unterschiede.

Einige Bruderschaften wollen Weinfreunde nur in begrenzter Zahl aufnehmen, genügen sich mit 50 Mitgliedern selbst und wollen nur unter sich sein. Andere streben nach Publizität und Resonanz, um den Einfluss der Konsumenten auf die Winzer und Weinbau-Politik zu stärken. Sie verfügen über hohe Mitgliederzahlen, wie etwa die Pfälzer mit 1.000 Weinbrüdern.

Verschiedene Ausrichtungen

Es gibt konservative Vereinigungen, in denen das gesellschaftliche Leben vorherrscht. Deren Mitglieder tragen schwere Ordensketten zu feierlichen Zeremonien und akzeptieren häufig nur Herren als Mitglieder. Manchen Aussenstehenden mag das als unzeitgemäss anmuten.

Ebenso gibt es die „Modernen“, zu denen Damen und Herren gehören, die sich intensiver in die internationale Weinwelt vertiefen, Trends verfolgen und insgesamt lockerer an das Thema herangehen. Wer könnte daran Anstoss nehmen, dass Wein probieren eine fröhliche Sache sein kann? Aber bei aller Lockerheit gilt auch hier die Regel: Bei Weinverkostungen ist eine professionelle Etikette einzuhalten.

In allen Vereinigungen sind mehr Konsumenten als Produzenten Mitglieder. Das berufliche Spektrum und Alter ist recht unterschiedlich. Neuaufnahmen werden nicht einheitlich praktiziert: Mal mit, mal ohne Aufnahmeprüfung oder Bürgen.

In seiner Broschüre „Die Gemeinschaft der Deutschsprachigen Weinbruderschaften“ meint der Vordenker der deutschen Bruderschaften, Prof. Dr. Hans­Jörg Koch aus Rheinhessen: „Ein neues Mitglied muss mehr, als das ABC des Wein wissen und mehr als Spass an Weinproben als Mitgift einbringen.

Umfangreiche Informationen zu Weinbruderschaften und regionalen Adressen findet man unter www.weinbruderschaften.org

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