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Lemberger – Württemberg und Burgenland

Lemberger – Württemberg und Burgenland
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Nur wenige deutsche Rebsorten sind so sehr auf ein einziges deutsches Anbaugebiet konzentriert wie der Lemberger – in diesem Falle Württemberg. In Österreich wiederum schätzen die Winzer ihn unter dem Namen Blaufränkisch, in Ungarn als Kékfrankos. Wie spannend die aus ihm gewonnenen Weine sein können, spricht sich erst allmählich unter den oft auf Spätburgunder und Cabernet fixierten Weintrinkern herum.

Ältere Weintrinker kennen ihn noch als Mischwein der gehobenen Art. Wer den einfachen Württemberger Trollinger, den Brot-und-Butterwein des Ländle, über hatte, griff lange Zeit zum sogenannten «Trollinger mit Lemberger». Der galt meist als die bessere Variante, denn der Zusatz sollte dem eher hellroten, süffigen Trollinger auf die Beine helfen.

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Einen guten Ruf besass die Sorte also immer, ausser in der Gegend zwischen Heilbronn und Bodensee auch in Teilen Österreichs und in Ungarn. Schon im 18. Jahrhundert wurde sie lobend erwähnt, im 19. machte sie Karriere. Doch bis heute wissen die Winzer nicht genau, wie sie entstanden ist, die dunkle, fruchtige und würzige Weine liefernde Rebe mit dem Doppelnamen. Oder dem dreifachen, denn der ungarische Begriff Kékfrankos ist hin und wieder auch auf Flaschen zu finden, die in deutschen Weinregalen platziert werden.

Immer wieder Burgenland

Über 90% des österreichischen Blaufränkisch wächst im Burgenland
Über 90% des österreichischen Blaufränkisch wächst im Burgenland

Wer die Ursprünge des Blaufränkisch untersucht, kommt immer wieder aufs Burgenland, welches bis 1921 zu Ungarn gehört und erst danach zur Republik Österreich wechselte. Hier hatte die Sorte schon früh in der Geschichte Bedeutung, muss irgendwann auch nach Süddeutschland gelangt sein.

Dass zumindest ein Elternteil der Heunisch ist, die Ursorte so vieler europäischer Reben, ist inzwischen klar, allerdings ist man in der Forschung noch nicht entscheidend weitergekommen. Doch halt: Was Forschung angeht, gehört ja auch die Züchtung dazu, und was die betrifft, ist Lemberger gut im Rennen.

Vor knapp hundert Jahren verwendete Fritz Zweigelt Blaufränkisch und St. Laurent, um die später nach ihm benannte Neuzüchtung Zweigelt zu kreieren. Eine gute Arbeit, denn Zweigelt hat sich durchgesetzt in den österreichischen Weinbergen, wird manchmal auch mit Blaufränkisch zusammen zu einer roten Cuvée ausgebaut.

Noch heute ist das Burgenland übrigens die österreichische Nummer eins, was die Spezialität angeht: Über 90 Prozent des nationalen Blaufränkisch-Bestandes stehen hier, was am deutlichsten im Mittelburgenland zu erkennen ist.

Württemberg und der Aufschwung

Doch die Württemberger Winzer können mithalten. Obwohl es inzwischen auch die eine oder andere Anpflanzung ausserhalb des Anbaugebietes gibt, ist und bleibt der Neckarraum Lemberger-Hochburg. Die aus ihm gewonnenen Moste werden noch immer hin und wieder mit Trollinger verschnitten, sehr häufig aber reinsortig ausgebaut.

Vor allem in den letzten Jahren haben die Erzeuger erkannt, dass hochwertige, im grossen oder im kleinen Fass gereifte Lagen-Lemberger qualitativ mit den besten Spätburgundern mithalten können. Weil das ausserhalb des Ländle aber beileibe noch nicht allen Weintrinkern bekannt ist, sind die besten Abfüllungen noch immer vergleichsweise günstig zu haben.

Schon für unter 20 Euro kann man, beispielsweise bei den Lauffener Weingärtnern, spannenden barriquegereiften Lemberger kaufen, auch Winzer wie Graf Adelmann, Markus Heid oder die Familie Aldinger sind für hochwertige Weine gut. Sie alle verbinden dunkle Farbe mit einem kraftvollen, oft an Blaubeeren, aber auch an Brombeere oder Zwetschgen erinnernden Fruchtbouquet und einer unverwechselbaren Würze, die von dezentem Holzeinsatz noch unterstützt wird.

Wild oder zum Wild

Verständlich, dass die meisten Sommeliers dazu tendieren, Lemberger zu Fleischgerichten zu servieren. Vor allem mit Wild und den dazu passenden Beilagen können sich viele hochwertige Vertreter anfreunden – egal, ob sie aus Württemberg oder aus dem Burgenland stammen.

Lamm und Rindfleisch passen natürlich ebenfalls, und ein nicht zu holzbetonter Blaufränkisch kommt sogar mit einem klassischen Sauerbraten zurecht. Ist die Sorte dagegen ganz ohne Holz vinifiziert, im Stahltank mit viel Frucht ausgebaut, kann man sich als kulinarische Begleiter auch manche Fischgerichte und Pasteten vorstellen, Kalbssteak oder gebraten zubereitete Gemüsegerichte.

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Trollinger mit Lemberger machen sich dagegen nach wie vor gut als gehobene Alltagsweine. Und sollte es jemand besonders würzig lieben, greift er am ehesten zu einer Spielart des Lembergers. Auf natürlichem Wege entstanden in Württemberg nämlich einige Stöcke mit besonders aromatischen, deutlich muskatig schmeckenden Trauben.

Sie wurden selektiert, vermehrt und zu einem eigenständigen, duftigen Wein ausgebaut, der dennoch viel mit dem klassischen Lemberger gemein hat. Nachdem die Spezialität aus dem Weingut Amalienhof zunächst als Muskat-Lemberger vermarktet wurde, ist sie nun als Wildmuskat auf dem Markt.

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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