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Peter Falke – Sauerland, Socken, Südafrika

Peter Falke – Sauerland, Socken, Südafrika
Copyright Claire Gunn Photography

Der Buchstabe S scheint eine Art Talisman im Leben des deutschen Socken-Papstes Franz-Peter Falke zu sein. Denn alles, was mit ihm beginnt, prägt sein Leben. So auch sein pittoreskes Weingut in Südafrika, das Stoff für ein etwas anderes Winzerportrait liefert.

Kein Wölkchen trübt den Himmel. Was in Deutschland oft Seltenheitswert hat, ist am sonnenverwöhnten Westkap Südafrikas an der Tagesordnung und zieht viele Europäer in die naturschöne Weinregion unweit der Metropole Kapstadt. Einer von ihnen ist Franz-Peter Falke. Ihn brachte jedoch nicht in erster Linie das schöne Wetter ans Kap. „Das ist lediglich ein Bonus“, schmunzelt der Unternehmer.

Es war das Familienunternehmen, das 1969 hier eine Produktionsstätte eröffnete – und den damaligen Jungunternehmer mit dem „Virus“, wie er es nennt, infizierte. „Die Diversität, die Farben, die Natur, das Licht – aber vor allem die Freundlichkeit der Menschen… das alles hat mich vom ersten Moment an begeistert und gefangen genommen“, erzählt Franz-Peter Falke über eine Liebe auf den ersten Blick, die nun seit beinahe 50 Jahren währt. „Das Western Cape ist ein Mix aus Côte d’Azur und Kalifornien. Die Leute nehmen hier alles nicht so fürchterlich ernst, bei allem Druck, den sie durch ihre Lebensverhältnisse haben.“

Ich habe eine Farm in Afrika

Die Helderberg Mountains im Herzen Stellenboschs
Die Helderberg Mountains im Herzen Stellenboschs

In all dieser ungezwungenen Leichtigkeit besitzt Franz-Peter Falke seit 1995 ein charmantes Boutique-Weingut, dem er auch seinen Namen gab: Peter Falke Wines. Angelehnt an die majestätischen Hänge der Helderberg Mountains, im Herzen der Weinregion Stellenbosch, liegt sein Traum aus Grün und Weiss: Weinberge treffen hier auf der Groenvlei Farm auf traditionelle kapholländische Architektur aus dem 18. Jahrhundert.

Als Farbtupfer dienen zahlreiche Rosenstöcke, wilde Lavendelbüsche und satt blühende Bougainvilleen, die sich an die strahlend weiss getünchten Mauern des Haupthauses schmiegen. „Ich wollte schon immer eine Farm“, resümiert Falke. Dass er diesen Wunsch einst seinem damaligen Geschäftsführer in Südafrika verriet, brachte ihm dieses besondere Fleckchen Erde ein. „Er war es, der mir daraufhin eine Reihe von Objekten zeigte, die damals zum Verkauf standen.“

Und wieder war es eine Art Liebe auf den ersten Blick. Ein spontanes Bauchgefühl. „Bei meiner ersten Begehung gab es hier noch 9.000 Rosenstöcke – und das Manour House, das ich nur von aussen sehen konnte.“ Dennoch war er sich instinktiv sicher: „Das ist es.“ Das war im Januar 1995, direkt nach dem Regimewechsel, als Nelson Mandela zur Lichtgestalt einer zwiegespaltenen Nation wurde.

Französische Eleganz trifft kapholländische Tradition

Franz-Peter Falke ist somit Zeitzeuge – „wir sind alle Höhen und Tiefen des Landes mitgegangen“ –und zugleich Mitgestalter südafrikanischer Geschichte. Nicht nur, dass das sauerländische Textilunternehmen Falke – das er gemeinsam mit seinem Cousin Paul leitet – hier bei Kapstadt und Pretoria für etwa 1.200 Menschen Arbeit schafft, auch das Weingut setzt eigene Massstäbe. „Damit habe ich aber nichts zu tun. Das ist die Handschrift meiner Frau Danièle“, wehrt der Unternehmer gekonnt charmant ab. In der Tat ist es die zierliche Französin Danièle Görtz, die einst auch als Designerin im Familienkonzern tätig war, die hier ihr feines und sicheres Gespür für Eleganz, Geradlinigkeit und Extravaganz spielen liess.

Dabei setzt sie auf ein kraftvolles und ausdrucksstarkes Rot, das sich wunderbar gegen das Weiss des Hauses und dem Braun des Holzes absetzt. Ergänzt wird das Farbenspiel durch viele, fast schon liebevolle Details, die das Thema Wein stilvoll und modern zugleich als Designsprache hochleben lassen. Doch nicht allein im Interieur hat die Pariser Innenarchitektin Spuren hinterlassen. Ihre künstlerische Ader fliesst in alle optisch schönen Momenten ein: Von den Etiketten der Weine bis hin zur Gestaltung des Gartens. „Die Authentizität ihres Stils in Verbindung mit den alten Cape Dutch Häusern birgt eine besondere Atmosphäre, die ein integraler Bestandteil dieses Tals ist“, meint Franz-Peter Falke stolz. „Es ist nichts völlig Konträres zu der Tradition des Baustils. Dennoch zeitgemäss, puristisch, ohne die Wärme zu verlieren.“

Wein muss die Gesellschaft unterhalten

Strumpfwarenunternehmer Franz-Peter Falke vor seinem Farmhaus
Strumpfwarenunternehmer Franz-Peter Falke vor seinem Farmhaus

Ähnlich eigenständig sind auch die Weine des Hauses, für die sich Kellermeister Werner Schrenk mit viel Leidenschaft und Know How verantwortlich zeigt. „Vor unserer Zeit wurden die Trauben der Groenvlei Farm an die Nachbar-Weingüter verkauft“, erzählt der Weinbauer Falke. Doch irgendwann – auch wenn es wieder eine spontane Entscheidung war – wurde es Zeit für einen eigenen Wein. 2003 gab es den ersten Jahrgang.

„Wir gelten hier als eines der besten Rotwein-Terrains Südafrikas.“ Eine Tatsache, die ihm beim Kauf des Weinguts gar nicht bewusst war. Die restlichen Trauben werden, wie in Südafrika üblich, zugekauft. Doch wie muss ein Wein sein, der den Namen Peter Falke verdient? Eine Frage, die leicht zu beantworten ist, während Franz-Peter Falke selbst auf der Terrasse des Weinguts – seinem verlängerten Wohnzimmer – sitzt und ein Glas kühlen PF Blanc de Noir gegen das Sonnenlicht schwenkt. „Süffig ist falsch umschrieben“, sagt er und tätigt damit dennoch eine treffende Aussage.

„Wir Westfalen trinken ja lieber Bier als Wein“, unkt er. Dementsprechend setzt er in seinen zwei Weinlinien – der PF und der Signature Range – auf harmonisch ausbalancierte, elegante und leicht zugängliche Weine, die die Wärme der Farm und ihrer Besitzer einfängt. „Meine Signature Range ist natürlich extrem hochwertig.“ Nur die allerbesten Trauben, die einzeln handgepflückt werden, finden darin ihre Vollendung. „Und es gibt ihn auch nur in den allerbesten Jahrgängen“, betont Franz-Peter Falke.

Wenn schon, denn schon

Dabei wird klar: Franz-Peter Falke hat sehr wohl grossen Einfluss auf das Weingut und lässt seine eigenen Massstäbe – die Maxime der hohen Qualität in allen Dingen – greifen. Familiensache sozusagen. Denn der Sauerländer ist keiner, der halbe Sachen macht. Weder bei den Strumpfwaren noch beim Wein. Er ist weder ein Drückeberger, noch ein Front-Row-Mann.

Peter Falkes Weine sind harmonisch, ausbalanciert und elegant
Peter Falkes Weine sind harmonisch, ausbalanciert und elegant

Er ist einer, der Verantwortung übernimmt. In der Familie. Im Unternehmen. Und in der Gesellschaft. „Natürlich arbeite ich, um Geld zu verdienen. Ein Unternehmen muss Geld verdienen, aber das ist nicht die Befriedigung, die ich daraus ziehe. Ich will einen Beitrag leisten, deshalb sitze ich hier nicht nur rum und trinke meinen Wein.

Ich schaffe Arbeitsplätze und engagiere mich hier in der Kammer. Das ist gesellschaftliche Verantwortung. Die kann man nicht reduzieren. Das mag sehr traditionell sein, aber so sind wir halt, ne?“, sagt er und spricht bei diesen Worten mit stark geprägtem heimischen Dialekt.

Um den verwurzelten Kosmopoliten Falke besser zu verstehen, muss man auf seine Herkunft blicken. Er ist Sauerländer. „Und die sind eher introvertierte, schweigsame Gemüter“, klärt er auf. „Meine Frau ist da der wunderbare Ausgleich“, schmunzelt er. Zum anderen ist er Kind einer, wenn man so will, Familiendynastie. „Es war immer klar, dass ich dem Ruf des Familienunternehmens folge.“

Warum? „Wir sind als Kinder im Unternehmen aufgewachsen. In der Nachkriegsgeneration, zu der meine Eltern gehörten, wurde fast rund um die Uhr gearbeitet, auch am Wochenende. Da waren wir Kinder mit in der Firma. Ob zu Hause oder dort – das war eins. Und so geht es auch vielen langjährigen Mitarbeitern, die wir im Sauerland haben. Das ist Verantwortung“, sagt er ruhig und mit souveräner Selbstverständlichkeit.

Ein Platz an der Sonne

Es ist früher Abend geworden. Noch immer ist kein Wölkchen zu sehen. Die Sonne taucht die Gipfel der Helderberg Mountains nun in ein sanftes Rosé, das zum Wein passt, der noch immer im Glas verweilt. Längst haben sich die Terrasse und die grosse Picknickwiese vor dem Haus mit zahlreichen Besuchern gefüllt.

Denn Peter Falke Wines ist nicht nur ein angenehmes Zuhause für den Unternehmer und seine Frau, wenn sie mehrmals im Jahr – „vorrangig wegen der Firma“ – nach Südafrika kommen. Längst hat sich die Weinfarm mit ihrem frankophilen Bistro und dem stilvollen Verkostungsraum zu einer der elegantesten und schönsten Sundowner-Adressen des Weingebiets etabliert. Sonne… das vierte S. Ein weiterer Talisman, den Franz-Peter Falke mit anderen teilt.

Weitere Informationen unter: www.peterfalkewines.com

Über die Autorin

Es gibt sie ganz selten. Doch Anja Hanke hat das grosse Glück zu ihnen zu gehören: Den Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten.

Sie liebt gutes Essen, handgefertigte Weine, erlesene Produkte und diese Verbindung an den verschiedensten Orten dieser Welt einzufangen – und für ihre Leser genussvoll aufzubereiten.

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