Vor ein paar Jahren galt Rosé noch als verhinderter Rotwein, als lahme Ente unter den aus Trauben gekelterten Getränken. Doch längst haben die Winzer begriffen, dass man mit den pinken Weinen gleichzeitig Erfolg haben und die Kunden begeistern kann. Jedenfalls dann, wenn man alles richtig macht und nie das Marketing schleifen lässt!
Tina Pfaffmann ist eine Winzerin, die auch das beherrscht, was andere Branchenkollegen vergeblich versuchen: Der Verkauf liegt der Südpfälzerin nämlich im Blut. Auch wenn ihr Weingut nicht Mitglied im vornehmen Verband der Prädikatsweingüter – der Adelsgesellschaft des deutschen Weines – ist, hat sie das von ihrem Vater Rolf übernommene Geschäft erfolgreich ausgebaut.
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Ihre Weine heissen „Schick und schön“ oder „Naturschön“, die Spitze wird nicht als Grosses Gewächs verkauft, wie bei anderen Pfälzer Top-Gütern, sondern als „Exklusiv“. Und wenn eine Cuvée mal „Alte Liebe“ genannt wird und aus Riesling, Weiss- und Grauburgunder- sowie Silvanertrauben gemeinsam gekeltert wurde, ist dies kein Sakrileg, sondern der Versuch, den Geschmack der Kunden zu treffen.
Rosé für sommerliche Fälle
Der Versuch gelingt ein ums andere Mal, die Kunden springen an. Auch weil die Etiketten ebenso klar wie auffällig gestaltet wurden und Schraubverschlüsse hier selbstverständlich sind. Wer braucht eigentlich noch Korken? Auch für den Rosé namens „Pink St. Laurent“ tut der Schrauber seinen Zweck. Hergestellt wird er übrigens nicht mittels Saftabzug aus der Rotweinbereitung, wie bei vielen hellroten Spezialitäten, sondern durch die sogenannte Ganztraubenpressung.
Das Ergebnis ist frisch und saftig, abgefüllt wird der pinke Sommerwein mit einem Hauch von Süsse. Puristen mögen ihre Probleme mit den beim 2016er vorhandenen elf Gramm Zucker haben, weil sie es gern entweder ganz trocken oder ganz süss hätten und mit allem dazwischen wenig anfangen können. Aber soll man sich nur auf Puristen konzentrieren?
Es geht ja doch eher darum, was Spass macht, was sich im Sommer gut trinkt, nicht zu viel Alkohol aufweist und sich perfekt mit sommerlicher Küche kombinieren lässt. (Versuchen Sie mal Pfaffmanns Rosé zu Ziegenkäse mit sommerlichem Gemüse.)
Die Pfalz als pinkes Experimentierfeld
Tina Pfaffmanns Erfolg ist gut mit den Ideen, mit dem Mut der Winzerin zu erklären, aber auch mit dem Ruf der Pfalz als Rosé-Experimentalregion Deutschlands. Lachs- bis süsskirschrote Abfüllungen existieren zwar auch in Rheinhessen, Baden oder Württemberg, werden selbst an der Mosel verkauft, sind aber zwischen elsässischer Grenze in Schweigen und dem Übergang zur Nahe im Zellertal oft besonders interessant.
Daniel Assmuth, ein junger, dynamischer Winzer aus Bad Dürkheim, produziert aus der oft missachteten Sorte Portugieser einen Rosé namens „Kaleidoskop“, den man lieben muss – seiner Frische, aber auch der würzigen Erdbeernote wegen. Und Oliver Zeter, experimenteller Weinmacher aus Neustadt an der Weinstrasse, hat eh raus, wie man Marketing und Qualität verbindet.
Er begnügt sich nicht damit, einen gut vinifizierten, überaus saftigen Rosé aus Merlot, Syrah und St. Laurent herzustellen, sondern nennt in verschmitzt „Tapps“, hat ein Etikett mit einem gezeichneten Bären kreieren lassen, will neugierige Einsteiger ebenso ansprechen wie fortgeschrittene Weintrinker.
Jugendlich, aber nicht anspruchslos soll seine bärige Erfindung schmecken – wie ein Sommerwein eben sein sollte. Und auch weiter im Norden der Pfalz muss man sich bloss ein wenig umschauen, entdeckt dann den „Saignée“ vom Weingut Schumacher in Herxheim am Berg (Eleganz ohne Ende!) und kommt um den „Clarette“ des Weinguts Knipser ohnehin nicht herum.
Der mittlerweile 60 Hektare umfassende Betrieb in Laumersheim hat aus seinem Rosé einen Kultwein geformt, vermarktet Jahr für Jahr beachtliche Mengen, hat mit dazu beigetragen, diese Kategorie von Wein zu einer ernsthaften Alternative zu Weiss- und Rotwein zu machen. Sogar ausserhalb der Sommerzeit!
Kooperation mit der TV-Köchin
Tina Pfaffmann ist vom Status einer Kultwinzerin allerdings auch nicht mehr weit entfernt – sofern sie ihn nicht schon erhalten hat. Schliesslich weiss sie, wie man auf sich aufmerksam macht, auch jenseits der Weinbauregionen. Mit einem geschickt eingefädelten Projekt womöglich, das sie zusammen mit der Fernsehköchin Cornelia Poletto auf die Beine gestellt hat.
Logisch, dass es auch in diesem Fall um einen Rosé geht. „Hamburg wird pink“ nennt sich ihre sommerliche Erfrischung, die sich nicht nur im Norden Deutschlands zu einem Bestseller entwickelt hat.
Rosé aus der Provence: Jetzt probieren und geniessen!
2016 Pink St. Laurent. Weingut Tina Pfaffmann, Frankweiler (Pfalz). Ein duftiger Rosé mit Beerennoten, saftig und frisch, die Süsse ist eher zu erahnen als zu erschmecken, zumal die Säure des Jahrgangs 2016 und der von langer Lagerung auf der Hefe herrührende Schmelz die Sache abrunden. 86/100. 10 CHF bei weinclub.com