Wer etwas zu feiern hat, der trinkt Champagner. Ein fest verankerter Glaubenssatz sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Doch neben dem französischen Luxusgetränk bietet auch die Schweiz verführerische Schaumweine, die manchem sogar besser gefallen.
Der Schweizer Schaumwein fristet neben dem Champagner ein ziemlich stiefmütterliches Dasein. Er findet im eigenen Land wenig Beachtung und schon gar nicht, wie sein grosser Bruder, weltweit. Und dennoch finden sich unter den Konsumenten schäumender Spezialitäten einige Liebhaber der heimischen Gewächse. Gründe dafür gibt es einige.
Prickelnde Top-Champagner aus aller Welt jetzt bei Weinclub.ch kaufen
Manch einer mag die hefigen Noten im Champagner nicht, andere schätzen seine trockene und gerne auch herbe Art weniger. Dann gibt es noch die preisbewussten Schaumweingeniesser, denen das französische Luxusgetränk schlicht zu teuer ist. Auch beim Prosecco aus der Traubensorte Glera fühlen sie sich nicht aufgehoben. Dessen Nase ist ihnen zu apfelbetont, der Gaumen zu süss wirkend.
Beim Cava, dem spanischen Vertreter unter den europäischen Schaumweinen, welcher wie der Champagner eine zweite Gärung auf der Flasche erfährt, spalten sich gerne die Gemüter. Die einen lieben den teils ruppigen, breiteren Ansatz, andere lehnen diese Art des Schaumweins komplett ab.
Vielfalt auf Schweizer Boden
Beim Schweizer Schaumwein werden die Karten neu gemischt. Denn es herrschen kaum Bedingungen vor, etwa eine Vorschrift über die zulässigen Traubensorten zur Schaumweinproduktion. Auch verfügt die Schweiz nicht über eine eng begrenzte Produktionszone wie bei Cava oder Champagner. Vielmehr werden im ganzen Land Grundweine versektet und zum Verkauf angeboten.
Einer der ältesten Vertreter des Schweizer Schaumwein ist das Haus Mauler. Der Familienbetrieb produziert im jurassischen Val de Travers bereits seit 1829 seine Vins mousseux, die französische Bezeichnung für Schaumwein. Die Caves Mauler sind keine Unbekannten in der Schweizer Weinwirtschaft. Im Gegenteil.
Ihr breites und mehrfach ausgezeichnetes Sortiment wird quer durchs Land angeboten, umfasst die gesamte Bandbreite der Schaumweinproduktion: von trocken bis halbtrocken, vom Verschnitt mehrerer Rebsorten und der reinsortigen Variante ausschliesslich aus Chardonnay-Trauben bis zum Blanc de Blancs oder zum Blanc de Noirs. Auch Jahrgangsschaumweine und sogar eine alkoholfreie Variante ergänzen die Auswahl.
Dunkle Spezialität aus roten Trauben
Einfacher gestaltet sich die Wahl beim Weingut zur Sonne im bündnerischen Jenins. Christian und Francisca Obrecht produzieren lediglich einen einzigen Schaumwein. Doch der hat es in sich. Die Obrechts gehören zu den Deutschweizer Winzern, die ihren Stillwein ebenfalls mittels Flaschengärung nach der Art eines Champagners versekten.
Neben der herausragenden Qualität fällt die Zusammensetzung der Rebsorten auf. Bis 2013 fügte sich dieser aus Pinot Noir, Pinot Meunier und etwas Syrah zusammen. Die nachfolgenden Abfüllungen verzichten auf den Syrah.
Was beim Einschenken sofort auffällt, ist die dunkelrote Farbe. Diese entsteht aufgrund der gewollten Maischestandzeit.
Des Weiteren verzichten Obrechts auf eine Dosage, also das Auffüllen der Flaschen nach dem Degogieren mit einer süssen Reserve, um einen möglichst puren Schaumwein herzustellen. Obrechts Brut ist nicht jedermanns Sache. Entweder man liebt ihn oder eben nicht. Doch da bloss 10.000 Flaschen erzeugt werden, übersteigt die Nachfrage ohnehin das Angebot.
Das Wallis kann’s, Basel auch
Ein weiterer Grossunternehmer in Sachen Schaumwein ist der Walliser Jacques Germanier. Mit rund 100.000 Flaschen pro Jahr gehört er zu den grossen Versektern in der französischen Schweiz. Die Trauben für seine Schaumweine bezieht er von Vertragswinzern, die für ihn hohe Traubenqualität erzeugen und teilweise ihren Chasselas extra zu diesem Zweck durch Chardonnay ersetzten.
Germanier produziert neben seinem Brut einen Blanc de Blancs, einen Jahrgangsschaumwein und ein Rosé aus Pinot-Noir-Trauben. Letzterer wird auch als Blanc de Noirs bezeichnet, weil rote Trauben rasch abgepresst werden und wenig Farbe aus den Beerenhäuten in den Most übergeht.
Auch die Siebe-Dupf-Kellerei im Baselbiet produziert einen Blanc de Noir aus Pinot Noir nach der traditionellen Methode. Ihr Crémant Cuvée d’Or gehört zu den frisch-fruchtigen Vertretern auf dem Schweizer Schaumweinmarkt. Elegant, harmonisch und feinperlig mit sehr leichter Dosage. Ein idealer Schaumwein zum Apéro und für festliche Anlässe.
Grundsätzliche Unterschiede
Von den verschiedenen Bezeichnungen für Schaumweine sollte man sich nicht verunsichern lassen, denn eigentlich ist die Sache ganz einfach. Champagner, Crémants, der spanische Cava, die meisten Sekte in deutschsprachigen Ländern und auch Schweizer Schaumweine werden nach der traditionellen Methode, also mit einer zweiten Gärung auf der Flasche hergestellt.
Die Bezeichnung Champagner dagegen ist markenrechtlich geschützt, kein anderer durch Flaschengärung hergestellter Schaumwein darf sich heute ausserhalb der Champagne noch als Champagner bezeichnen.
Doch wer jetzt eins und eins zusammenzählt, dem mag auffallen, dass Schweizer Schaumweine häufig mit den gleichen Rebsorten wie in der Champagne, nämlich Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier, produziert werden. Wer braucht da noch einen Franzosen zum Anstossen?
Die besten Schaumweine jetzt bei Weinclub.ch kaufen
Schaumweinkunde für Fortgeschrittene
| Champagner | Schaumwein aus der französischen Region Champagne, stets mit Flaschengärung, also zweiter Gärung auf der Flasche hergestellt |
| Crémant | Schaumwein aus verschiedenen Regionen Frankreichs, aber auch aus der Schweiz und anderen Ländern |
| Sekt | in deutschsprachigen Ländern populärer Begriff für Schaumwein |
| Schaumwein | Oberbegriff für Sekt, Champagner, Crémant, Cava, Prosecco usw. |
| Blanc de Blancs | Heller Schaumwein aus weissschaligen Trauben wie Chardonnay |
| Blanc de Noirs | Entweder ganz heller oder zart roséfarbener Schaumwein aus dunklen Trauben wie Pinot Noir und Pinot Meunier |