Manche nennen es „Die neue Welt in der alten Welt“. Das liegt daran, dass Portugal erst seit Kurzem als Erzeuger von anspruchsvolleren Weinen von sich reden macht – jenseits von Port.
Es ist das Land der 250 autochthonen Rebsorten – da kann man schon einmal schnell den Überblick verlieren. Zu Portugal fiel der Weinwelt lange kaum mehr als Portwein und Vinho Verde ein. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Nun stehen aussergewöhnliche Rotweine im Fokus der Kenner, die es zuvor hier eher nicht gab.
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In allen Regionen kommen neue Top-Erzeuger dazu, nicht wenige von ihnen stammen aus dem Ausland. Denn das Potenzial ist allemal da – man hat nur gerade erst gelernt, es zu nutzen. Dafür hat jede Region ihre Pioniere.
Douro – Mehr als nur Port
Wenn man von Top-Weinen aus Portugal spricht, kommt man um das Douro nicht herum. Nachdem die nördliche Region seit jeher als Lieferant des Portweins bekannt war, machen in den vergangenen Jahren vor allem die Rotweine auf sich aufmerksam. Sie wachsen hier an Steilhängen – ein typischer Anblick sind hier die Weinberg-Terrassen mit Steinmauern, die den Fluss Douro säumen.
Die Böden sind mineralisch, da von Granit und Schiefer geprägt – das fordert die Reben und die Winzer. Aber grosse Weine machen eben Mühe. Die besonders grosse Vielfalt autochtoner Rebsorten, die typisch ist für Portugal, ist auch hier gegeben. Wie Port, sind hier auch die meisten Rotweine Cuvées aus vielen Sorten wie z. B. Touriga Nacional, Tinta Roriz oder Touriga Franca.
Wie ein Aushängeschild für die Region fungiert Dirk van der Niepoort. Nachdem er 1987 in das Familienweingut eintrat, das zuvor nur für die Portweine bekannt war, begann er auch mit dem Ausbau von Stillweinen. Mit dem Redoma Tinto setzte er Massstäbe. Angeregt von seinen Ideen, entwickelte sich die ganze Region weiter.
Der wichtigste Mitstreiter Niepoorts ist Cristiano van Zeller, der ebenfalls aus einer Portwein-Dynastie stammt. In der 1996 von ihm übernommenen Quinta Vale Dona Maria setzt er auf einen Mix aus moderner Vinifikation und althergebrachten Methoden, wie Fusspressung.
Dão – Neue Frische
Von der Atlantik-Küste bis zur spanischen Grenze erstreckt sich das Gebiet Dão im nördlichen Drittel von Portugal. Mehrere Bergketten im Süden schützen das Anbaugebiet vor kaltem Wind und Stürmen, dennoch gibt es hier nach heissen Sommern in der Regel regenreiche Winter. Von Granit und Schiefer geprägter Boden verleiht den Weinen Mineralität.
Die meisten Weine werden als Cuvées aus den zahlreichen regionalen Sorten ausgebaut. Die dominierende Sorte ist Touriga Nacional, dazu kommen z. B. Alfocheiro, Aragonez oder Preto. Beim Ausbau hat sich in den vergangenen Jahren ein Wandel vollzogen: Früher wurden die Weine hier exzessiv im Holzfass ausgebaut, was ihnen teilweise ihre Frucht und Eleganz nahm.
Heute sind die Weinmacher vorsichtiger damit, und immer mehr Weine werden ganz ohne Holz, und dafür nur im Edelstahl ausgebaut. Der wichtigste Player aus der Region ist Dão Sul, eines der grössten Weinunternehmen Portugals. Es vereint unter seinem Dach mehrere Marken und Weingüter, und liefert eine breite Palette vom alltagsfähigen guten Tropfen bis zum Top-Gewächs, z. B. von der Quinta de Cabriz.
Ein Beispiel für das „neue Dão“ sind die Weingüter Quinta dos Roques und Quinta dos Maias des Lissaboner Unternehmers Manuel M. Lopes de Oliveira. Gemeinsam mit seinem Önologen Rui Reguinga hat er in den vergangenen 20 Jahren zwei Top-Weingüter aufgebaut. Seine Weine haben einen oft unkonventionellen, rauen Stil, bei ihm findet man auch Touriga Nacional reinsortig ausgebaut, was sonst eher ungewöhnlich ist.
Zu den besten Weinmachern des Dão – und Portugals – wird Alvaro Castro gezählt. Er selbst ist studierter Bauingenieur – wenngleich aus einer Weinfamilie stammend – und führt seit 1989 seine Quinta nahe des Nationalparks Serra da Estrela.
Zusammen mit seiner Tochter Maria, die wiederum Önologin ist, produziert er geradlinige, finessenreiche Weine. Zugute gehalten wird ihm oft, dass er Wert auf möglichst moderaten Alkoholgehalt legt. Sogar seine Reservas überraschen mit Frische.
Bairrada – Kleine Beeren, grosse Aufmerksamkeit
Während in anderen Regionen Portugals auf die Vielfalt der Rebsorten gesetzt wird, dominiert in Bairrada eine Traube insbesondere: Baga. Die kleinbeerige, dickschalige, säure- und tanninstarke Sorte bringt, wenn sie mit entsprechendem Können ausgebaut wird, grosse Rotweine hervor. Typische Aromen sind Paprika oder schwarze Johannisbeere.
Die Böden hier sind von schwerem, fruchtbaren Ton geprägt. Obwohl die Region nicht direkt an der Atlantik-Küste liegt, ist der maritime Einfluss auf das Klima dennoch ausgeprägt. Als der grosse Wiederentdecker des Baga in Bairrada und einer der bedeutendsten Weinmacher des ganzen Landes gilt Luís Pato.
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Er hatte schon immer einen Drang zum Unkonventionellen, deshalb verzichtet er auch auf die DOC-Bezeichnung auf dem Etikett. Bei ihm kommt Baga mal reinsortig, mal als Cuvée mit z. B. Touriga Nacional und Bical in die Flasche – das macht sie runder und zugänglicher. Trotzdem versprechen sie ein hohes Alterungspotenzial von zehn Jahren und mehr. Seine Tochter Filipa ist bereits in seine Fussstapfen getreten und produziert ihre eigenen Weine, für die sie sich alte Rebanlagen in Bairrada und Dão gesucht hat.
Sehr schön den Artikel! Leider haben Sie einige wichtigen und berühmten Weinregionen nicht erwähnt, wie z. Bsp.: Lisboa, Tejo oder Alentejo. Sowie einer der ältesten Stillwein Portugals, den Quinta das Cerejeiras Reserva, der seit über 90 Jahren auf dem Markt vermarktet wird. Mit freundlichen Gruesse aus Portugal Diogo Reis