Auch wenn das Klima im vergangenen Jahr nicht immer mitspielte, konnten die deutschen Winzer in der Spitze bemerkenswerte Trauben ernten. Die besten Rieslinge des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) stehen den Top-2015ern nicht nach, bringen aber einen eigenen, besonders frischen Charakter mit.
An 2016 werden die deutschen Winzer noch lange zurückdenken. Obwohl das Jahr gut begonnen hatte und ausgezeichnet enden sollte, lagen dazwischen Wochen höchster Anstrengung. Unmengen an Regen im Frühjahr brachten die Weingutsinhaber und ihre Mitarbeiter an die Grenzen und über diese hinweg.
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Vor allem die biologisch arbeitenden Erzeuger verzweifelten, denn kaum hatten sie Pflanzenschutz ausgebracht, schon spülte ihnen der Niederschlag Selbigen wieder von den Trieben. War die letzte Rebzeile abgearbeitet, musste wieder von vorn begonnen werden. Doch trotz der Unbill entstanden 2016 spannende Gewächse.
Riesling von der Mosel: immer trockener
Kaum zu glauben, wie sehr die Moselaner sich auf grosse trockene Weine spezialisiert haben, nachdem viele Jahrzehnte lang lediglich notgedrungen Durchgegorenes gekeltert wurde. Noch vor ein paar Jahren listete der Katalog des VDP nur wenige Grosse Gewächse von der Mosel, die unter all den Rheinweinen kaum auffielen.
Doch das ist Geschichte: Mehrere Dutzend Rieslinge ohne schmeckbare Restsüsse standen dieses Mal bereit, und neben sehr verschlossen wirkenden Vertretern stachen einige sehr präsente heraus.
Die Rieslinge des Weinguts Grans-Fassian zum Beispiel, duftig, stoffig, angenehm trocken: In diesem Weingut ist unter der Ägide der Tochter zwar kein Stilwandel, aber eine deutliche Fokussierung zu beobachten.
Selbiges kann man auch von den Rieslingen des Weinguts Heymann-Löwenstein sagen: straff, trocken, rassig. Die beiden Uhlen-Vertreter tiefgründig-fest, Röttgen schon zugänglich. Noch spannender allerdings war, was das Weingut van Volxem zustande brachte.
Vor allem der Scharzhofberger Pergentsknopp machte viel Spass, aber auch die anderen Abfüllungen wiesen einerseits eine unerhört elegante Art, andererseits eine deutliche Lagenprägung auf. Saar-Terroir auf die beste Weise. Warum manche Verkoster Loosen als einen der besten Erzeuger beurteilen, erschliesst sich mir nicht. Die Weine sind auf gehobenem Niveau eher ausdrucksarm.
Riesling aus dem Rheingau
Das Sorgenkind der deutschen Weinbaugebiete fiel in den letzten Jahren immer wieder mit unregelmässiger Qualität auf. Es war nicht immer Grosses Gewächs drin, wo Grosses Gewächs draufstand. Das war bisweilen auch 2016 so, aber die Diskrepanzen sind kleiner geworden.
Der Rosengarten von Johannes Leitz fiel komplett aus dem Rahmen des sonst Gewohnten: Der Wein wurde mittels Säureabbaus hergestellt, besass eine für Leitz ungewohnte Finesse. Extrem lang war er nicht, aber spannend. Man habe absichtlich einen anderen Stil gewählt, erzählte der Vertreter des Weinguts.
Unübliche Eleganz zeigte auch der Hölle-Riesling von Künstler, Spreitzer und Barth haben sich längst auf einem sehr guten Niveau etabliert. Ausgezeichnet gefiel auch der Silberlack des Weinguts Schloss Johannisberg mit seiner charakteristischen Frucht. Ausbau im grossen Fass, eine exzellente Balance: Das muss man mögen.
So wie die Weine von Wegeler, Prinz und Allendorf, wo deutliche Verbesserungen zu konstatieren waren. Ress war eigenwillig, aber gut, Johannishof enttäuschte ein wenig.
Nachzügler aus 2015: Das Warten lohnt sich
Einige der spannendsten Weine der Verkostung stammten allerdings nicht aus 2016, sondern aus 2015, wurden besonders spät angestellt. Eine Tendenz, die zu begrüssen ist, allerdings auch zu Schwierigkeiten beim Verkosten führt – vor allem, wenn die Jahrgänge so verschieden ausfallen.
Der 2015er Hassel von Barth wirkte elegant, die 2015er von Peter Jakob Kühn lösten Diskussionen aus, weil sie so vollkommen aus dem Rahmen der sonstigen Weine fielen. Sein Grosses Gewächs aus der Jungfer – das sich nun neben Doosberg und St. Nikolaus etablieren soll – zeigte Druck und Komplexität, der Doosberg setzte noch einen drauf, der St. Nikolaus wirkte etwas breiter und verhaltener.
Und der Mittelrhein? Gute Frage!
Weil mit Weingart das unstreitig beste Weingut der kleinen, oft vernachlässigten Region Mittelrhein nicht im VDP mitmacht, blieb es wieder mal bei den eher zuverlässigen als spektakulären Weinen von Müller, Jost und Ratzenberger. Man kann sie alle mit Vergnügen trinken, doch sie gehören nicht wirklich zur nationalen Spitze. Schade, dass sich der Mittelrhein so unter seinen Möglichkeiten präsentiert – zum wiederholten Male.
Besonders empfehlenswerte VDP-Weingüter im Jahrgang 2016
Weingut Heymann-Löwenstein: Röttgen, Uhlen Laubach
Weingut Grans-Fassian: Hofberg, Apotheke
Weingut Schloss Lieser: Goldtröpfchen, Niederberg Helden
Weingut St. Urbans-Hof: Laurentiuslay
Weingut van Volxem: Altenberg, Gottesfuss, Scharzhofberger Pergentsknopp
Weingut Leitz: Rosengarten
Weingut Schloss Johannisberg: Silberlack
Weingut Spreitzer: Wisselbrunnen, Rosengarten
Weingut Weil: Gräfenberg
Deutscher Weisswein: Spitzenklasse im weltweiten Vergleich.
… und Nachzügler des Jahrgangs 2015
Weingut Peter Jakob Kühn: Jungfer, Doosberg
Weingut Barth: Hassel