Montes ist seit den Neunzigern einer der grossen Namen im chilenischen Weinbau. Weil der dynamischen Familie die Herausforderungen in der Heimat auszugehen schienen, wagten sie den Sprung hinüber nach Argentinien. Mit dem dort beliebten Malbec, aber auch mit Rebsorten, die in der Region Mendoza niemand erwartet.
Die Aufgaben sind klar verteilt. Aurelio Montes senior kümmert sich um den Anbau in Chile, sein Sohn Aurelio Montes junior ist für die argentinischen Besitzungen zuständig. Nun gut, irgendwie sind beide ja auch Teil einer Familienfirma und deshalb auch mit allen Teilen des Projektes befasst, aber im Alltagsgeschäft gibt es klare Spielregeln.
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Und die besagen auch, dass die Charaktere der Weine besonders gut herausgearbeitet werden sollten. Die chilenischen Montes-Weine sollten nicht schmecken wie die argentinischen Kaiken-Erzeugnisse. Funktioniert auch dank der Ambitionen der Montes, die Ende der Achtziger des vergangenen Jahrhunderts mit dem Weinbau in qualitativ ambitioniertem Masse begannen.
Aurelio Montes und seine Partner Douglas Murray, Alfredo Vidaurre und Pedro Grand starteten vor fast 30 Jahren ihr Projekt, zu einer Zeit, als nur knapp über ein Dutzend chilenische Kellereien ins Ausland lieferten – heute sind es über 200. Kluges Marketing und hohe Qualität sorgten für den Ruf des Montes Alpha, eines der ersten chilenischen Weine, die international bekannt wurden.
Es folgte einige Jahre später der erste Super Premium Wine namens Alpha M, nicht zu unterschlagen diverse andere flüssige Produkte in allen Qualitätsklassen, ab 2002 auch aus dem argentinischen Mendoza. Montes hatte sich dort umgesehen, die Gegend faszinierend gefunden, schliesslich Kaiken gegründet, die nach der patagonischen Wildgans benannte Kellerei.
Malbec mal so, mal so
Weil es auch heute nicht ohne Marketing geht, hatten die Montes mal wieder zur Verkostung geladen. Nicht in Chile, nicht in Argentinien, auch an keinem anderen Ort Südamerikas. Ein Grossteil der Produktion wandert schliesslich in den Export, landet in Europa, weshalb das Tasting in Kopenhagen stattfand.
Dass zwei Generationen von Montes für den Ausbau der Weine zuständig waren, war interessant, aber doch vernachlässigenswert angesichts der deutlich zu schmeckenden Terroir-Unterschiede zwischen den Produkten Argentiniens und Chiles.
Klar zu sehen war das schon beim Malbec, der argentinischen Vorzeigesorte, die übrigens in kleinem Umfang auch in Chile gedeiht. Der 2013er Montes Alpha, der zu 95 Prozent aus Malbec, zum winzigen Rest aus Cabernet Sauvignon besteht und aus dem chilenischen Colchagua Valley stammt, war straff und saftig.
Sein Pendant von jenseits des Anden-Hauptkammes, der argentinische Kaiken Ultra Malbec aus Mendoza, ebenfalls ein 2013er, ging als sehr viel wärmerer, saftigerer, kraftvollerer Wein durchs Ziel. Ein Blick auf die inneren Weinwerte macht deutlich, was sich auch an den Klimadaten der beiden Regionen ablesen lässt. Der Chilene besitzt weniger Alkohol und niedrigere pH-Werte.
Für die übrigen Wein-Paarungen liess sich Ähnliches sagen. Welche Weine besser reifen? «Ich würde sagen, die chilenischen», stellte Aurelio Montes senior fest. Schliesslich sei auf der Stelle zu merken, was passiert, wenn man von dem einen Land Südamerikas in das andere reise. «Das Wetter ändert sich komplett, der Regen bleibt in Chile.»
neue Herausforderungen
Was sich nicht ändert, ist die Begeisterung der Einheimischen und der Montes-Familie für die klassischen französischen Rebsorten. Chardonnay und Cabernet Sauvignon keltern die Montes, saftige, blitzsaubere Weine, modern vinifiziert. Auch Merlot und, in kleinen Mengen für den Topwein Montes Alpha M, Petit Verdot.
Aber einige der spannendsten Abfüllungen der Firma werden aus jenen Rebsorten gefertigt, die man nicht auf Anhieb mit Südamerika in Zusammenhang bringt. Mit süsser Frucht und verblüffend floralen Noten beeindruckt beispielsweise der Montes Outer Limits, eine chilenische Cuvée aus Carignan, Grenache und Mourvèdre, die einen im ersten Moment an Südfrankreich denken läst.
Allerdings nur für ein paar Sekunden, denn bei genauerem Hinschmecken ist der Wein deutlich zugänglicher, als es viele vergleichbare Rhône- oder Languedoc-Spezialitäten sind. Auf der anderen Seite der Grenze, in Argentinien, entsteht dagegen ein purer Cabernet Franc namens Obertura. Obwohl die meisten argentinischen Weinkellereien wissen, wie viel Potenzial diese Sorte hat, trauen sich doch nur wenige an den Ausbau heran.
«Heute sind rund 600 Hektar in Argentinien mit Cabernet Franc bepflanzt», sagt Aurelio Montes junior, «aber nur etwa 200 stehen am richtigen Platz». Der hier scheint genau perfekt zu stehen, er spiegelt die Wärme Mendozas ebenso wider wie die Würze der Sorte und die Weinmacherkunst der Familie. Kann der Wein einer grossen Kellerei individuell schmecken? In diesem Falle ja. Und wie!
Einer unserer Lieblingsweine von Montes
2014 Kaiken Obertura Cabernet Franc, Mendoza, Argentinien. Klare, süsse, leicht cremige Frucht, Brombeeren und etwas Gewürze, sehr erfrischend. Kraftvoll, straff, deutlicher Alkohol, aber auch eine unerwartete Frische und Würze im Nachhall, schon jetzt herrlich animierend, dürfte noch bis 2022 oder länger Spass machen. 90 Punkte