Das Genussmagazin Selection suchte zum zweiten Mal Deutschlands bestes Weingut. Für die Teilnahme mussten pro Erzeuger mindestens fünf Weine eingereicht werden. Nach drei Verkostungstagen, bei denen die Weine wie üblich blind verkostet wurden, stand der Sieger fest: das Weingut Hans Wirsching aus Iphofen in der Anbauregion Franken.
„Wir freuen uns RIESIG über diese Ehrung“, war die erste Reaktion von Andrea Wirsching, nachdem ihr Selection-Chefredakteur Wolfgang Hubert die Nachricht vom Titelgewinn überbracht hatte. Die Geschäftsführerin eines der grössten privaten Weingüter Deutschlands und der Weinjournalist kennen sich schon lange, nicht nur da beide in Franken wohnen.
Und es war auch nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Wirschings Weine von den Jurorinnen und Juroren der selection prämiert wurden. Wolfgang Hubert freute sich ebenfalls über das Resultat, nicht zuletzt, da sich im Vorjahr Andrea Wirsching, damals auch erste Vorsitzende von „Vinissima Frauen & Wein e.V.“, mit ihren Vereinskolleginnen bereit erklärt hatte, einen Förderpreis für „Die beste Jungwinzerin“ der Zeitschrift Selection ins Leben zu rufen.
Dass die Auszeichnung als „Deutsches Weingut des Jahres 2017“ kein Zufall oder trotz Blindverkostung gar ein abgekartetes Spiel war, belegen auch hohe Prämierungen anderer renommierter Zeitschriften. Ausserdem erhielten die Wirschings, das ist neben Andrea und ihrer Schwester Lena auch ihr Vater Dr. Heinrich Wirsching, kurz darauf noch den Bayerischen Staatsehrenpreis für die Qualität ihrer Weine aus dem Jahrgang 2015. Quod erat demonstrandum.
Hier nun ein Interview von Wolfgang Hubert mit der Gewinnerin:
Frau Wirsching, nochmals unseren herzlichsten Glückwunsch zum Titel. Was zeichnet denn Ihren Betrieb aus?
Andrea Wirsching: Dieser Preis ist wirklich eine grosse Ehre und Freude für uns! Unser Weingut ist ein Familienbetrieb seit vielen Generationen. Da denkt man langfristig. Wir haben unseren eigenen Stil, als Menschen und bei unseren Weinen. Deswegen rennen wir auch nicht jedem Trend hinterher. Was sich an moderner Technik bewährt, zum Beispiel eine gute Trauben-Selektion, nehmen wir gerne auf.
Aber ein Orange Wine passt nicht zu uns. Wir wollen feine, ausgereifte Weine produzieren, die schmecken und von denen man gerne auch ein zweites Glas trinkt. Das erwarten unsere Privatkunden von uns, von denen viele seit Jahrzehnten zu uns kommen.
Weil dieser Kundenkreis einen grossen Anteil bei uns ausmacht, haben wir neben unseren wichtigsten Rebsorten Silvaner, mit 40 Prozent der Anbaufläche, Riesling mit 20 und Scheurebe mit 10 Prozent, ein breites Sortiment, in dem sich Gewürztraminer, Spätburgunder, aber auch Alltagsweine wie Bacchus und Müller-Thurgau finden.
Was sind die Stärken Ihres Betriebes, was möchten Sie noch verbessern?
Andrea Wirsching: Eine Stärke unseres Betriebes sind die guten Lagen. Wir haben seit vielen Jahrzehnten in die besten Weinberge investiert, von denen der grösste Teil weit über 20 Jahre alt ist. Das gibt einfach immer eine besondere Qualität. Die zweite Stärke ist sicherlich der Fokus auf Silvaner und Riesling. Mit dem Silvaner haben wir hier eine authentische Rebsorte, die mit extremen Wetterverhältnissen sehr gut umgehen kann und geschmacklich immer ein regionaltypisches Profil aufweist.
Der Riesling steht in Franken zwar nur auf wenig Flächen , bildet aber in unseren Keuper-Steilhängen eine besonders elegante Art heraus, die nicht so sehr vom Säure-Süsse-Spiel lebt, sondern viel mehr von der Mineralität und Kräutrigkeit dieses Sediment-Gesteins. Zu verbessern gibt es natürlich immer etwas. Der Klimawandel und Veränderungen des globalen Marktes verbieten einen Stillstand.
Ganz dringend ist die Bewässerung der Weinberge, denn der Steigerwald ist eine Trocken-Region und ohne Fluss in der Nähe gibt es keine leichten Lösungen. Weitere Arbeitsfelder sind die Digitalisierung und der Export.
Wo sehen Sie Ihren Betrieb in den nächsten 5 Jahren?
Andrea Wirsching: In den nächsten 5 Jahren wollen wir uns bei Neuanpflanzungen noch stärker auf den Silvaner konzentrieren und unseren Export verstärken. Silvaner ist zwar weltweit so gut wie unbekannt, hat aber geschmacklich grosse Chancen, wenn man sich erst einmal die Mühe macht, ihn auch in den internationalen Märkten vorzustellen.
In England wurde unser Silvaner Grosses Gewächs von einem führenden Weinmagazin, Decanter, zum besten trockenen Weisswein Deutschlands gekürt und das macht Hoffnung. Auch in den USA wird er regelmässig hervorragend bewertet und wir haben steigende Verkaufszahlen, denn er ist als trockener, kraftvoller Wein ideal zum Essen. Allerdings ist der Aufbau des Exports eine teure und langfristige Sache, da braucht man einen langen Atem und die richtigen Partner.
Werden Sie mit Ihrem Titel werben und auch weiterhin an unseren Wettbewerben teilnehmen?
Andrea Wirsching: Wir werden diesen Titel voller Freude in allen unseren Kanälen, Print und Online, kommunizieren und auch eine entsprechende Pressemeldung herausgeben. Wir werden natürlich auch weiterhin an den Wettbewerben von selection teilnehmen. Wir stellen uns gerne dem Vergleich und schätzen die Offenheit, mit der selection die Veränderungen in der Weinwelt begleitet.