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Die ungewöhnlichen Brennwelten des A. J. Dirker

Die ungewöhnlichen Brennwelten des A. J. Dirker
Copyright Edelbrennerei A.J. Dirker

Er ist der Meister der Raritäten: Mitte der 1980er-Jahre begann Arno Josef Dirker mit dem Schnapsbrennen – zunächst nur als Hobby. Heute ist er ein exzellenter Brenner.

Zugegeben, ich habe schon einmal über Arno Josef Dirker geschrieben. Da war er noch ein paar Jahre jünger. Aber bereits ein Siegertyp. Mitte der 90er wurde er nämlich auf einer Internationalen Spirituosenmesse zum „Schnapsbrenner des Jahres“ gekürt. Und seitdem hat er beachtlich viele Medaillen gewonnen, sehr oft in Gold.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. „Der Anbeginn meines Schaffens waren Apfelweine, Fruchtweine und Liköre“, blickt Dirker zurück. 1986 begann er dann aus Neugier den Zwetschgenüberschuss seiner Eltern in flüssiger Form zu veredeln. Das Resultat war zufriedenstellend und reizte den experimentierfreudigen Jungbrenner, es im folgenden Jahr nochmals zu versuchen. Sieben Jahre später wurde aus dem ursprünglichen Hobby ein Full-Time-Job.

Lust auf Ungewöhnliches

Arno Josef Dirker ist aber nicht nur ein exzellenter Brenner, auch seine botanischen Kenntnisse sind beeindruckend. Kein Wunder, die benötigt er für so manche Destillate, die vor ihm kaum jemand auf die Flaschen gezogen hatte. Etwa die blauschwarzen Beeren vom stacheligen Strauch der Mahonie, die erdig-fruchtig riechenden Beeren der Eberesche oder die Früchte der Eibe und der Japanischen Zierquitte.

Wie man auf so etwas kommt? „Immer mehr Kunden sagten zu mir, dass sie etwas Neues probieren möchten, da sie beispielsweise Mirabelle bereits lange genug kennen“, erläutert Dirker. Anlass genug, wieder ein Interview mit ihm zu führen.

Der Brenner im Interview

selection: Herr Dirker, was sind denn Ihre „exotischsten“ Brände – und wie reagieren Ihre Kunden darauf?

Arno Josef Dirker: Am interessantesten unter den Exoten ist Zitronen-Thymian und Tonkabohne. Von diesen „Exoten“ habe ich mindestens 20 verschiedene Sorten! Aber auch ein Exote ist eine Mollebuschbirne oder ein Destillat von einer Dauphine, sprich Zuckerpflaume. Die Kunden sind immer ganz gespannt was es Neues gibt und so haben wir jeden Monat ein neues Destillat als Brand des Monats. Dafür gibt es auch ein Abo, das großen Zuspruch findet.

selection: Sie arbeiten ja schon seit über 20 Jahren mit Behinderten zusammen. ist das noch aktuell?

Arno Josef Dirker: Derzeit sind 14 Personen in Lohn und Brot. Zwei davon sind schwer gehbehindert und tragen Prothesen beziehungsweise haben Krücken. Wir haben auch früher Holzpräsentkisten in einer Behindertenwerkstatt anfertigen lassen, auch die Walnüsse haben wir einmal knacken lassen. Das mit den Nüssen hat nicht so geklappt, wie die Behindertenwerkstatt sich das vorgestellt hatte, und der Absatz an Holzpräsentkisten ist rückläufig, da es mittlerweile trendigere Verpackungen gibt.

selection: Was ist das Faszinierendste an Ihrer Arbeit?

Arno Josef Dirker: Das Fesselnde am Brennen ist, dass all die gewachsenen Früchte voller Energie stecken und ich in der Lage bin, über die Brennerei all das eingefangene Sonnenlicht in Form von Aromen, Säuren, Alkohol und subtiler Süsse wie ein Druide in die Flasche zu zaubern und somit den Geschmack und die Kraft der Früchte über Jahre haltbar zu machen.

selection: Arbeiten Sie noch mit der holzbefeuerten Kolonnenbrennerei, wie zu Ihrer Anfangszeit?

Arno Josef Dirker: Ja, wir haben noch einen holzbefeuerten Kessel der Geistbrennerei. Er ist ein Nachbau aus dem Jahre 1532 und darauf machen wir die besten Destillate. Ein Abtrieb dauert zwischen 6 und 12 Stunden, weil dabei die feinsten Aromen der Früchte an den Alkohol gefesselt werden. Hierbei ist man ein echter Alchemist und erschafft neue Destillate.

selection: Wieviele Tonnen Obst & Co. verarbeiten Sie im Durchschnitt?

Arno Josef Dirker: Im Schnitt verarbeiten wir circa 80 bis 100 Tonnen Obst im Jahr. 50 Tonnen sind aus unserer rund 10 Hektar grossen Plantage in Eigenproduktion.

selection: Und noch eine Ergänzung: Ich bin Brenner geworden, weil…

Arno Josef Dirker: Weil der liebe Gott mir einen begnadeten Geruchssinn in die Wiege gelegt hat und es meine Lebensaufgabe ist, diese Gabe umzusetzen.

Kontakt:
Edelbrennerei Dirker
Alzenauer Str. 108
63776 Mömbris
Tel. 06029 77 11
www.dirker.de

Die Top-Auszeichnungen für A. J. Dirker beim letzten selection-Spirituosenwettbewerb:

Mit Top-Level Gold wurden prämiert:

Dirker´s Original-Gin
Erdbeerbrand
Morio Muskat Traubenbrand
Waldhimbeer-Geist

Mit Gold wurden prämiert:

Bluthaselnuss
Dirker Haselnuss
Dirker Whisky Sassicaia
Geist von Bucheckern
Kümmel-Geist
Majoran
Quittenapfelbrand
Sanddorn-Geist
Steinweichsel-Kirschwasser
Wildbirnenbrand 2008 im Limousineichenfass
Williams-Christ-Birnenbrand
Zitronen-Thymian Geist

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 außerdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

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