Orange Wines, thailändische oder vegane Weine? Auf der weltgrössten Weinmesse ProWein in Düsseldorf waren viele neue Trends zu beobachten – zukunftsweisende und vorübergehende.
Lust auf „New Latitude Wines„? Der Begriff bedeutet „Weine neuer Breitengrade“, also Weine, die ausserhalb der beiden klassischen Rebengürtel, 40. bis 50. nördlicher und 30. bis 40. südlicher Breitengrad, angebaut werden. Etwa in Thailand, wo die Siam Winery Weinberge am 13. Breitengrad besitzt und deren Resultate erfolgreich auf dem südostasiatischen Markt absetzt.
Nun, der Monsoon Valley’s Chenin Blanc Late Harvest von Siam erhielt bereits eine Goldmedaille vom Decanter. Ansonsten passen die Weine am besten zur entsprechenden Küche. Aber in den nächsten Jahrzehnten wird man sich in Mitteleuropa daran gewöhnen, auch einmal Weine aus derart exotischen Breiten zu trinken.
Denn dank des Klimawandels und Techniken wie der künstlichen Bewässerung wird auch der Anbau in tropischen Gebieten zunehmend fortschreiten. Auch der Norden wird davon profitieren. Weine aus Dänemark oder Norwegen werden ebenso wie Gewächse aus asiatischen Ländern die Weinkarten bereichern.
Darüber hinaus gab es bei den 5.970 Ausstellern aus 50 Nationen ein paar Trendrichtungen zu entdecken. Aber nicht alle werden die nächsten Jahre überleben oder können gar ein nachhaltiges Potential als Wein-Trendsetter aufweisen.
Vor allem die in den Medien zuletzt so häufig gelobten Orange Wines sind heftig umstritten. Für die einen sind sie eine neue Art des Weingeschmackserlebnisses, für die anderen ist das reiner Unfug.
„Wir haben viele hundert Jahre gebraucht, bis wir nun wissen, wie man Wein optimal herstellt„, so ein renommierter Winzer, der ungenannt bleiben möchte. „Und nun gehen manche Winzer wieder ein paar hundert Jahre zurück und produzieren Orange Wines.“
Untrinkbar seien die Resultate, zumindest wenn man sie gegenüber modernen Rebsortenweinen verkoste. Tatsächlich ist es vor allem für Ungeübte oft sehr schwierig, Orange Wines einer Rebsorte zuzuordnen, wie man auf der Messe beobachten konnte.
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Aber das macht doch auf der anderen Seite gerade den Reiz aus, Weine mit sehr individueller Handschrift herzustellen. Was spricht denn gegen Weine, über die man lebhaft diskutieren kann? Man muss sie ja nicht alle mögen, aber ohne Experimentierfreude gäbe es heute auch keine Weine aus neuen Barriques.
Also lassen wir den Orange Weinmachern doch einfach mal etwas Zeit, sich mit diesem Ausbaustil zu befassen. Wenn er sich durchsetzt, ist er eine Bereicherung der Geschmackslandschaft, wenn nicht, war es eben einfach nur ein vorübergehender Trend.
Zuwachs bei Vegan und Bio
Umstritten, wenn auch aus anderen Gründen, sind vegane Weine. Das sei nur ein Marketinggag, dem Trend zu veganer Ernährung geschuldet, äusserten so manche Winzer auf der Messe.
Na und? Immer mehr Toperzeuger verzichten bereits auf das Einsetzen von tierischem Eiweiss oder Fischgelatine (nähere Infos hier), ohne dass die Weine irgendwelche Qualitätseinbussen erleiden.
Interessant ist allerdings, dass nicht jeder entsprechende Erzeuger seine Weine als vegan kennzeichnen will. Nicht zuletzt aus Bedenken, dass der Konsument diese Weine als minderwertig betrachten könnte.
Ein Phänomen, das man ebenfalls bei einem anderen Trend beobachten kann, den Bio-Weinen. Bemerkenswerterweise gab es auf der diesjährigen ProWein keine eigene Fläche mehr für ökologisch erzeugte Gewächse.
Die Rückkehr der Bio-Weine auf die jeweiligen regionalen Ausstellungsflächen auf der Messe sei ein Beweis für die wachsende Bedeutung, hiess es dazu aus Messekreisen. Immerhin sei die Zahl der Bio-Winzer von 17 im Jahr 2005 auf gut 300 Betrieben zehn Jahre später angestiegen.
Aber man wolle, wie schon im Handel mittlerweile üblich, Bio-Weine nicht mehr separat stellen, sondern sozusagen als festen Bestandteil im Sortiment jeder Region integrieren.
Umsatzzuwächse von 7 Prozent wie in der Schweiz oder 18 Prozent wie in Schweden zeigen, dass Bio-Weine heute in der Branche ernst genommen werden. Das wird in nächster Zeit auch bei den veganen Weinen der Fall sein.
Soweit zu den generellen Trends auf der Messe. Aber auch im kleineren geschieht etwas bemerkenswertes. Am Mosel-Gemeinschaftstand fand erstmals eine Rotweinverkostung statt. Wie bitte, Mosel und Rotwein?
Geht doch, wie eine Verkostung von 17 Spät- und Frühburgundern zeigte. Bei einigen Winzern merkt man zwar, dass sie mit roten Gewächsen noch etwas üben müssen, aber rund die Hälfte dieser Weine war schon sehr beachtlich für eine klassische Weissweinregion.
Neues an den Spirituosen-Ständen
Interessantes gab es auch bei den 420 Spirituosen-Ständen auf der Düsseldorfer Messe zu entdecken. Bei Wodka, Whisky und Rum kommen zwar immer neue Produkte auf den Markt, aber das Rad wurde zumindest auf der Messe nicht neu erfunden, ähnliches gilt für Obstbrände oder Grappe.
Bemerkenswert ist aber die Riserva-Fassrange von Sibona, dessen Grappe lange in Madeira-, Whiskey-, Sherry- oder Portweinfässern reiften und somit neue Aromendimensionen aufweisen.
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Ein eindeutiger Trend ist dagegen nach wie vor beim Gin feststellbar, wo immer mehr Manufakturen wie grössere Destillerien mit ungewöhnlichen Rezepturen auf den Markt kommen. Etwa der Duncan Taylor Signature Gin Indian Summer mit seinen Noten von Koriander, Safran sowie Zitrusfrüchten und -schalen.