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Ortswein-Preview Rheinhessen – die 2014er

Ortswein-Preview Rheinhessen – die 2014er
Copyright David Maurer

So schmeckt Nierstein, Ingelheim oder Appenheim: Ortsweine reflektieren besonders das Terroir ihrer Herkunftsorte. In Rheinhessen schwören viele junge Winzer auf die VDP-Klassifikation.

„Deutlich besser als erwartet“ sei der Jahrgang 2014 in Rheinhessen geworden, meinte Winzer Jens Bettenheimer aus Ingelheim. „Es war aber auch keine einfache Ernte, weil das Jahr sehr feucht war und wir die Trauben deshalb aufgrund der Fäulnis-Gefahr nicht so lange hängenlassen konnten.“ Da galt es, in einem kleinen Lese-Zeitfenster teilweise sehr spontan zu reagieren.

„Aber die Weinberge, die im Vorhinein qualitativ gefördert wurden, haben einen Tick länger durchgehalten.“ 2009 hat er das Klassifikationsmodell des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) für seine Weine durchgehend eingeführt – auch wenn er selbst kein Verbandsmitglied ist. „Das Modell ist für mich einfach extrem sinnig,“ sagt er.

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Beim Ortswein-Preview des VDP Rheinhessen an 25. April in Mainz stellten neben den 15 rheinhessischen VDP-Weingütern noch knapp 30 andere Weingüter aus der Region ihre Ortsweine vor. Obwohl der Verband die Abfüllung ab dem 1. März zulässt, war ein Grossteil noch als Fassweinprobe zu verkosten.

Junge Winzer sehen Vorteile für Wein-Einsteiger

Impressionen von der Ortsweinpreview 2015
Impressionen von der Ortsweinpreview 2015

Gutswein, Ortswein, Lagenwein (oder Grosse Lage) – diese drei Klassen umfasst das Modell. Der Gutswein soll demnach ein Einstiegswein auf hohem Niveau aus gutseigenem Lesegut sein. Der Ortswein wird in guten Lagen einer bestimmten Ortschaft produziert, die Lagenweine kommen aus Top-Einzellagen. Der VDP hat das Modell für seine Mitglieds-Weingüter verbindlich eingeführt.

Bei anderen Winzern findet es mal mehr, mal weniger Anklang. Vor allem an der Mosel, wo die Lagen eine besondere Bedeutung haben, wird es noch skeptisch beäugt. In Rheinhessen wiederum, wo bestimmte Weinorte in Zusammenhang mit Rebsorten einen guten Ruf geniessen – z. B. Riesling aus Nierstein oder Spätburgunder aus Ingelheim – kommt die Einteilung bei den Produzenten besser an.

Förderlich wirkt sich in Rheinhessen dabei sicher aus, dass es in dem Anbaugebiet eine grosse, innovative Jungwinzer-Szene gibt. Die Weinmacher die neuen Generation wollen es anders und besser machen als ihre Eltern.

Sie probieren nicht nur neue Stile und Rebsorten aus, sondern wollen auch Einsteigern den Zugang zu Weinen jenseits des Supermarkt-Sortiments bieten. Das Drei-Stufen-Modell überzeugt hier viele.

Das Terroir im Glas

Masterclass Workshop im Rahmen der Ortsweinpreview 2015
Masterclass Workshop im Rahmen der Ortsweinpreview 2015

So wie Tobias Knewitz. Er wendet das Modell seit dem Jahrgang 2010 an, nachdem er nach seinem Weinbau-Abschluss an der Hochschule Geisenheim die Geschäftsführung im elterlichen Betrieb in Appenheim übernommen hat. Auch ansonsten hat er in dem ehemaligen Fasswein-Betrieb einiges umgekrempelt. „Mein Vater hat noch 20 Rebsorten angebaut.

Jetzt liegt der Schwerpunkt auf Riesling, Silvaner und Weissburgunder. Diese Sorten bringen unsere Region am besten ins Glas,“ findet der Jungwinzer. Und darauf kommt es gerade bei den Ortsweinen besonders an. „Ein Ortswein zeigt, wie die Ortschaft schmecken kann. Er ist der Wegweiser nach oben zu den Lagenweinen, ein kleines Grosses Gewächs.“

Vom Jahrgang 2014 präsentierte er die Fassproben, abgefüllt wird Mitte Mai. Doch schon jetzt sagt Tobias Knewitz: „Der 2014er ist ein trinkiger Jahrgang, nicht fett, sondern mit einer angenehmen Säurestruktur und eher kühl im Geschmack.“

Spontanvergärung auch bei Ortsweinen im Trend

Im VDP-Weingut Schloss Westerhaus in Ingelheim kommt Lesegut aus der Top-Lage Schloss Westerhaus auch schon in die Ortsweine. Die Reben sind zwischen fünf und 60 Jahren alt und wachsen dort auf schroffen Kalksteinplatten.

„Ortsweine eignen sich vor allem zur Verkostung ausserhalb der Region, sie bieten einen besseren Wiedererkennungswert als Lagenweine“, erklärt Winzer Johannes Graf von Schönburg-Glauchau. Wie viele seiner Kollegen in Rheinhessen setzt er auf Spontanvergärung. Dafür nutzt er kleine Tanks, um das Risiko von Fehlgärungen zu streuen.

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Diese Form der Vergärung verleiht den Weinen zusätzlich Individualität. Sie schätzt auch Jens Bettenheimer: „Wenn man nicht mit Reinzuchthefen arbeitet, schmeckt eben nicht jeder Jahrgang wie der andere. Aber die Handschrift des Winzers ist erkennbar.“

Titelbild: Philipp Wittmann vom Bio-Weingut Wittmann im Rheinhessischen Westhofen

Über die Autorin

Alice Gundlach arbeitet seit 2005 als Journalistin, seit 2011 ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Wein und Food. Davor schrieb sie schon als angestellte Redakteurin regelmässig über Weinthemen.

Sie ist spezialisiert auf die Weinregionen Deutschlands und Italiens.

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