Den direktesten Weg ist Rakesh Shetty wahrlich nicht gegangen. Doch was für ihn letztlich am meisten zählt: „Ich habe mein Ziel erreicht.“ Der gebürtige Inder ist Chefsommelier auf einem der luxuriösesten Resorts der Malediven – dem Conrad Maldives Rangali Island.
Seine Augen funkeln. Vor Freude. Begeisterung. Leidenschaft. Denn Rakesh Shetty liebt seinen Beruf. Wer hätte das noch vor einigen Jahren gedacht, als er in einem der angesagtesten Coffee Shop in Mumbai als Barista arbeitete. Ja, die Wege des Herrn sind manchmal unergründlich… so scheint es. Doch: „Kaffee und Wein haben viel gemeinsam“, weiss der heutige Chefsommelier.
Eine grosse Auswahl an Rotweinen jetzt bei Weinclub.ch kaufen
Dabei spricht er nicht nur vom Facettenreichtum der Aromen, die beide Erzeugnisse in bester Form entfalten. Auch ihre Sensibilität, nur im richtigen Terroir ihre beste Seite entfalten zu können, eint sie. Denn ähnlich wie bei der perfekten Immobilie entscheidet die „Lage, Lage, Lage“, über die Qualität einer Kaffeebohne oder eben einer Weintraube.
„Zwar ist Kaffee da etwas anpassungsfähiger und nicht so transparent, aber letztlich war ich schon immer auf dem richtigen Weg“, schmunzelt der Experte.
Von der Kaffeebohne zur Weintraube
Vom Coffee Shop wechselte Rakesh Shetty jedoch bald in die Spitzenhotellerie. Im Taj Mumbai begann sein Weg zum Wein. „Ich startete dort als Kellner. Doch bald entdeckte man meine Liebe zu Wein. Verrückt, wenn man bedenkt, dass Wein nicht wirklich in meine Kultur gehört – aber ich finde diese Welt einfach so faszinierend“, erzählt er und wenn man genau hinsieht, merkt man, dass seine Augen nun sogar noch ein bisschen mehr funkeln.
Nach Stationen im Taj Exotica Maldives und als Sommelier im One & Only Reethi Rah scheint der Weinbegeisterte angekommen zu sein. Nicht nur in der Welt des Weins, sondern auch in seiner Position als Chefsommelier im Conrad Maldives Rangali Island.
Damit ist er Herr über 20.000 Flaschen und 1.400 verschiedene Etiketten. Viele von ihnen stammen von den besten Weingütern dieser Welt. Ausgesucht. Handverlesen. Hier trifft alte Welt auf das neue, feine Boutique-Weingut mit grossen Namen.
Die Mischung macht’s
„Ich liebe sie alle“, sagt er selbstverständlich wie ein Vater, der über seine Kinder spricht. Stolz ist er jedoch besonders auf die Raritäten. Der Weinkeller des Luxusresorts im Ari Atoll eint u.a. 30 verschiedene Jahrgänge Château Mouton Rothschild, die den Geniesser bis in die 70er Jahre zurückführen.
Auch die Sonderedition „Methuselah 1999 Crystal“, die zur Jahrtausendwende abgefüllt wurde, der erste Jahrgang „Krug Clos de Ambonnay 1995“ oder die Weine des südafrikanischen Starwinzers Eben Sadie sind in dem exklusiven Weinkeller zu finden. „Diese Weine atmen Geschichte“, meint Rakesh Shetty ehrfürchtig.
Aber auch jungen Kalibern und unbekannten Winzern wie auch Rebsorten möchte er eine Plattform bieten: „Portugiesische, österreichische und argentinische Weine haben unglaubliches Entwicklungspotential.
Aber ich finde auch für uns neue Weinländer wie die Schweiz, Bulgarien, Mexico oder ein Tannat aus Uruguay spannend. Letztlich macht die Mischung einen Weinkeller interessant und aussergewöhnlich“, ist sich der diplomierte Weinkenner sicher.
Rakesh, was fasziniert Sie am Wein?
Jeder Wein ist eine lebendige Zeitkapsel, die sich zu uns auf Reisen begibt. Sie trägt den Geschmack, die Geschichte, die Kultur und den Glauben einer Region in sich. Doch im Gegensatz zu religiösen Geistern, bleibt ein Wein in Bewegung. Er entwickelt sich. Wird im besten Fall immer spannender.
Dabei beginnt die richtige Freude erst, wenn man selbst auf einem gewissen Verständnisniveau ist und der eigene Gaumen die Sprache des Weins verstehen kann.
Erst wenn man seine Sinne dafür geschult hat, kann man auch die grosse Handwerkskunst des Winzers schmecken. Wein ist somit ein sehr persönliches und sinnliches Geschenk von jemandem. Alles was man machen muss, ist dem Wein zuhören und ihn lesen!
Welche Weine lieben Sie?
Ich persönlich mag verschiedene Weinstilistiken, was es sehr schwer macht, einen bestimmten Favoriten zu haben. Ich liebe Weissweine aus Österreich und Rotweine aus von der Côte-Rôtie in Frankreich ebenso wie Chenin Blancs aus Südafrika und Shiraz aus dem Barossa Valley in Australien.
Jenseits der Rebsorten. Was ist für Sie persönlich ein guter Wein?
Er muss gut ausbalanciert sein. Er muss das Terroir, in dem er gewachsen ist, wiederspiegeln. Und letztlich muss er die Menschen glücklich machen. Sowohl den Winzer, der ihn durch ein ganzes Weinjahr und seine Reifezeit im Keller begleitet hat, als auch den Geniesser, dem er einen besonderen Moment schenken soll. Alles was man machen muss, ist dem Wein zuhören!
Ihre persönliche Top 5 aus dem Weinkeller des Conrad Maldives Rangali Island?
1. Vieux Château Certan 1998. Ein grossartiger Bordeaux aus der Appellation Pomerol und eine unglaublich komplexe und elegante Cuvée aus den Rebsorten Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon.
2. „Straw Wine“ Olerasay No. 1 vom Weingut Mullineux aus dem Swartland/Südafrika. Ein Süsswein aus der Rebe Chenin Blanc, der im Solera-Verfahren (Anm. d. Red.: dem typischen Verfahren der Sherry-Gewinnung) hergestellt wird. Er lebt von hochreifer, exotischer Frucht und ist dennoch – dank seiner frischen Säure – sehr ausbalanciert.
3. Philippe Gonet Blanc de Blanc NV. Unter den Champagnern ein wahrer Geheimtipp für mich. Knackig und mit einer wunderschönen Mineralität.
4. Teusner Rightous ‚FG’ Shiraz 2012. Ein kraftvoller Wein aus dem Anbaugebiet Barossa/Australien, der ein unglaubliches Reifepotential hat.
5. Gorgona Ansonica 2013 vom Weingut Marchesi di Frescobaldi aus der Toskana. Ein fantastischer, duftender und erfrischender Weisswein aus alten Reben.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Weine für den Weinkeller des Resorts aus?
Jeder Wein ist eine Entdeckung. Der Findungsprozess ist nur unterschiedlich. Auf Reisen in Weinregionen oder auf Weinmessen. Durch Empfehlungen. Das übernehmen manche Weine schlicht selbst, da sie eine lange Qualitätsgeschichte haben.
Und bei manchen Weinen ist es einfach ihr Geschmack. Der erste Schluck muss mich begeistern. Dabei ist der Preis kein Kriterium. Uns geht es ausschliesslich um Qualität!“
In welchen Anbauländern waren Sie schon unterwegs?
Oh, diese Liste ist deutlich kürzer als die meiner Traumziele. (Er lacht.) Ich war in Australien und in Frankreich. Dort habe ich die Champagne, das Bordeaux und die Cognac-Region besucht.
Also, wo möchten Sie den Spuren des Weins noch folgen?
In Österreich – ganz klar. Ich möchte unbedingt einmal in die Wachau und die Kulturlandschaft mit ihren Terrassenlagen sehen. Und Südafrika. Es soll ebenfalls ein wunderschönes Land – mit einer einmaligen Weinlandschaft – sein.
Die Flasche Ihres Lebens?
Les Héritiers du Comte Lafon „Mâcon Chardannoy – ein unglaublicher Wein von einem unglaublichen Winzer. Er macht weisse Burgunder in Mâcon. Dieser Wein ist so komplex. Es war einfach nur „wow“. Ich kann diesen Wein einfach nicht vergessen. Er hat sich für immer in meine Geschmackserinnerung gebrannt. Es war unglaublich – wie Liebe auf den ersten Schluck.
Ein Leben ohne Wein…
… wie ein Tag ohne Genuss.
Ein Leben ohne Genuss…
… wie ein Tag ohne guten Wein. (Er lacht.) So ist es einfach. Es ist irgendwie ein sinnloses Leben.
Edle Weissweine aus aller Welt jetzt bei Weinclub.ch kaufen
Ihr Lebensmotto?
Geniesse jeden Tag!
Weitere Informationen finden Sie hier.