Vor etwa 15 Jahren schrieben die ersten Weinjournalisten über die unvermittelt einsetzende Mode des Sauvignon Blanc in Deutschland. Die Begeisterung hält bis heute an. Fast in allen deutschen Anbaugebieten werden heute faszinierende Weine der so herrlich wild klingenden Sorte gekeltert, mit und ohne Holzfassausbau, eher frisch oder für längere Lagerung gemacht. Doch so mancher Weintrinker schielt immer noch auf die grossen Vorbilder aus Frankreich und Neuseeland.
Die gute Nachricht zuerst: Sauvignon Blanc geht auch ohne Sauvignon Blanc. Dank der Industrie kann man sogar aus einem biederen Müller-Thurgau oder Gutedel einen Wein hinbekommen, der riecht und schmeckt, wie ein passabler Sauvignon. Ein paar spezielle Reinzuchthefen können halt eine Menge ausrichten!
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Doch die gefakte Spezialität, die sich in manchen Kellereien und Winzergenossenschaften diskussionswürdiger Beliebtheit erfreut, kann dem echten Sauvignon Blanc das Geschäft kaum verderben. Seit Anfang der 2000er-Jahre boomt der hiesige Anbau jener Sorte, die viele Newcomer unter den Weintrinkern noch automatisch mit Übersee in Verbindung bringen, während die Fortgeschrittenen an Frankreich denken und Sancerre rufen.
Synonym für Frische
Für den Einsteiger ist nämlich nicht bei jeder Flasche zu erkennen, ob Sauvignon drin ist oder nicht. Ausser den Sancerre-Erzeugern schreiben auch die Produzenten des ebenfalls an der Loire vinifizierten Pouilly-Fumé mitnichten die Sorte aufs Etikett, wenn sie dessen Druckauftrag weitergeben. Auch im Bordelais, wo Sauvignon Blanc bei der Weissweinerzeugung eine wichtige Rolle spielt, muss der Käufer oft auf den Namen der Rebe verzichten.
Manchmal ein klarer Wettbewerbsnachteil, denn anderswo werden gern Weine erzeugt, die einfach den Begriff Sauvignon Blanc in dicken Lettern tragen und weitgehend auf Herkunftsbezeichnungen verzichten. Verkaufen sich blendend, sofern der Preis stimmt! Hauptsache Image, könnte man diese Strategie beschreiben – und genau diese fehlte dem Sauvignon, als er noch unter dem Namen Muskatsylvaner bekannt war: in Franken zum Beispiel.
Lang ist es her, und weil ihn damals nicht allzu viele Menschen trinken wollten, verschwand er in den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts weitgehend, um einige Jahrzehnte später unter neuem Namen aufzublühen. Ein Phoenix aus der Asche sozusagen, der deutschlandweit von fast null (1993) auf über 800 Hektare (2013) zulegte.
Grasig oder tropisch
Die heutige Popularität ist gewiss auch auf die typische attraktive Frucht zurückzuführen. Sofern die Beeren nicht unreif oder in gewaltigen Mengen geerntet werden und dem Wein penetrante Paprikanoten vermitteln, betören Düfte von Cassis, Stachelbeeren, Zitrusfrüchten, aber auch Spargel, geriebenem Stein und Pflanzenblättern.
Die grasigen Aromabestandteile an der Schwelle zur Unreife sind bei manchen Verbrauchern beliebt, während andere eher auf tropische Würze scharf sind. Wenn man die Trauben länger im Weinberg lässt, entstehen Anklänge an Maracuja, Ananas und andere reife Früchte.
Säure ist so oder so häufig im notwendigen Masse vorhanden, und wenn die Winzer Ertragsreduzierungen vornehmen, gute Lagen verwenden, vielleicht sogar die Moste spontan vergären lassen, entstehen sehr komplexe Weissweine – die Württemberger haben einige der interessantesten hervorgebracht, in der Pfalz finden sich kreative Köstlichkeiten.
Holz und Essen
Was bei vielen aromatischen Weissweinen ein selten beherrschter Balanceakt ist, der Ausbau im kleinen Holz, kann beim Sauvignon Blanc gelingen. Vanillenoten ergänzen sich halt gut mit der an Spargel erinnernden Frucht. Die besten Barrique-Sauvignons stammen längst nicht mehr ausschliesslich aus Kalifornien – wo Sauvignon auch als Fumé Blanc vermarktet wird –, sondern auch aus Südafrika oder Deutschland.
Einige originelle bietet die Schweiz – im Thurgau, am Bielersee oder in der Waadt. Und manche Kenner glauben, dass die österreichische Steiermark einige der besten und nachhaltigsten Sauvignons der Erde hervorbringt, voller Terroir, Mineralität und rauchiger Würze.
Wer dagegen Sauvignon Gris kosten will, eine Mutation des weissen Sauvignon, muss lange suchen; nur wenige Winzer bauen diese Rarität an, am konsequentesten wahrscheinlich das kleine, idyllisch gelegene Weingut Schloss Thorn an der Mosel. Ist in diesem Fall die Abstammung klar und ist auch die Entstehung der roten Sorte Cabernet Sauvignon kein Geheimnis (die Verwandtschaft mit Sauvignon Blanc und Cabernet Franc wurde belegt), weiss man über die Ursprünge des Sauvignon Blanc noch nicht endgültig Bescheid.
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Ist aber auch egal angesichts der Tatsache, dass man die meisten Weine ausgezeichnet mit Speisen kombinieren kann. Zu Gemüsegerichten (nicht nur Spargel), zu Meeresfrüchten, zu Ziegenkäse oder asiatischen Speisen, die mit Zitronengras, Ingwer oder Thaibasilikum abgeschmeckt wurden. Auch gebratener Fisch macht sich oft gut als Begleiter, und bei der sommerlichen Grillparty sollte der eine oder andere Sauvignon Blanc nie fehlen – unabhängig von den servierten Speisen. Ähnlich viel Frische kann schliesslich kaum eine andere Rebsorte liefern.