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Scheurebe – erfolgreiche Neuzüchtung aus Rheinhessen

Scheurebe – erfolgreiche Neuzüchtung aus Rheinhessen
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Die deutschsprachige Antwort auf den Sauvignon Blanc. So nennen Winzer gerne die weisse Rebsorte, die in Österreich auch als Sämling 88 bekannt ist. Sie zählt zu den erfolgreicheren Neuzüchtungen des 20. Jahrhunderts und ist nach ihrem Züchter, dem Schweizer Dr. Georg Scheu, benannt. Doch keine Scheu, die Sorte kann mit grossem Potenzial aufwarten.

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Wer einen Wein kauft, auf dessen Etikett „Sämling 88“ steht, ist entweder wagemutig, experimentierfreudig, hält das für einen lustigen Marketingeinfall oder kommt aus Österreich. Dort ist das die gängige Bezeichnung für die Scheurebe und resultiert aus dem Umstand, dass der Name sich auf die ursprüngliche Zuchtreihe der Sorte, Nummer 88, bezieht, aus der letztlich die Scheurebe entstand.

Dr. Georg Scheu hatte sie 1916 an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey gezüchtet und hielt die neue Sorte für eine Mischung aus Silvaner und Riesling. Heute ist man sich zwar sicher, dass der Riesling bei der Geburt eine Rolle spielte, aber wer der andere Elternteil war, darüber scheiden sich noch die Geister.

Es könnte eine unbekannte Wildrebe beteiligt gewesen sein, mutmasste man, sehr wahrscheinlich aber war der zweite Partner die Buketttraube, eine im 19. Jahrhundert entstandene Kreuzung aus Silvaner und Trollinger. Aber im Prinzip zählt für Weingeniesser eigentlich nur, was letztlich dabei herauskommt. Und das kann etwas Grosses sein.

Standorte und Verbreitung

Bevor der Verdienst des Züchters in der Sortenbezeichnung gewürdigt wurde, nannte man die Scheurebe in den 1930er Jahren bis Ende 1945 „Dr.-Wagner-Rebe“, nach einem damaligen Bauernfunktionär und Nazi-Politiker, danach wurde sie als „S 88“ oder „Sämling“ bezeichnet. Nach 1950 wurde sie dann endlich in Deutschland nach ihrem Züchter umbenannt.

Die Rebe stellt an den Standort beinahe ebenso grosse Ansprüche wie der Riesling. Sie verträgt trockene, karge Böden und kommt gut mit Löss- sowie mit kalkhaltigen Böden zurecht. Sie ist relativ empfindlich gegenüber Frost und anfällig für Botrytis- und Oidiumbefall. Die Traubenreife wird erst kurz vor dem Riesling erreicht und der Säureabbau in den üblicherweise mittelgrossen Beeren beginnt relativ spät.

Nach einer vorübergehend grösseren Verbreitung in Deutschland war der Anbau bis Anfang des Jahrtausends rückläufig, doch in den letzten Jahren steigt die Rebfläche wieder an und beträgt derzeit rund 2.000 Hektar. In Österreich findet man die flächenmässig nahezu bedeutungslose Sorte vor allem rund um den Neusiedlersee und in der Steiermark.

In der Schweiz gibt es ebenfalls nur weinige Scheurebeanlagen rund um Genf, am Zürichsee und in der Bündner Herrschaft. Seit einigen Jahren wird die Sorte auch im Süden Englands sowie in Kalifornien und Oregon angebaut.

Feine Aromatik

Weshalb die Scheurebe bei der Mehrheit der Weinkäufer noch eher ein Dasein als Underdog führt, liegt in der Vergangenheit. Denn als Aromensorte wurde sie lange Zeit nur in lieblichen oder edelsüssen Varianten auf den Markt gebracht und im Zuge des Vormarsches der trockenen Weine geriet sie sozusagen unter die Räder. Doch erfreulicherweise wird die Scheurebe seit ein paar Jahren vor allem von Jungwinzern entdeckt, die aus ihr trockene, feinaromatische Weine bereiten.

Dazu musste man aber erst einmal die Arbeit im Keller umstellen. Denn die Beerenhaut der Scheurebe ist sehr dick und genau dort stecken die Aromen. Deshalb setzen qualitätsorientierte Winzer auf eine Maischestandzeit, damit die Bukettstoffe aus den Schalen extrahiert werden können. Die Rebe belohnt die Aufmerksamkeit dann mit einer bemerkenswerten Aromenfülle.

Je nach Lage und Ausbauart duften die Weine dann nach Stachelbeeren, Schwarzen und Weissen Johannisbeeren, Grapefruit, Pfirsichen, Birnen, Lindenblüten und Pfeffer, gelegentlich auch nach Mandarinen, Limonen, Passionsfrüchten oder Mangos. Die edelsüssen Varianten zeigen nach längerer Lagerung ein bemerkenswertes Pfirsicharoma oder einen intensiven Rosenduft. Ähnlich wie beim Riesling sorgt die Säure für eine animierende Frische im Wein.

Schöne Essensbegleiterin

Das alles lässt darauf hoffen, dass die Scheurebe, die durchaus Ähnlichkeiten mit Sauvignon Blanc aufweist, aber im deutschsprachigen Raum oft bessere Qualitäten als die internationale Sorte hervorbringt, auf der Karriereleiter empor klettert.

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Die verschiedenen Ausbaustile und Qualitäten ermöglichen einen breiten Einsatz in der Küche. Zum einen sind leichte trockene Weine sehr gut geeignet als Aperitif und als Terrassenwein sowie als Partybegleiter. Kräftigere trockene Weine schmecken prima zu Fleischgerichten mit einer kräftigen Sauce. Trockene bis halbtrockene Weine passen sehr gut zur asiatischen Küche ebenso wie zu Geflügel- und Fischragouts. Edelsüsse Spätlesen und Auslesen harmonieren dagegen gut mit fruchtigen Desserts. Dr. Scheu, herzlichen Dank für Ihre Entdeckung.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 außerdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

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