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118 Jahre alter Champagner entdeckt

15. Februar 2018 11:37

FRANKREICH (Épagny) – Es war eine echte Katastrophe, die sich vor 118 Jahren in Épagny ereignete: Ein Keller des angesehenen Champagner-Hauses Pol Roger stürzte ein und begrub 500 Fässer Wein und 1,5 Millionen Flaschen Champagner unter sich. Jetzt konnten die Urenkel der damaligen Winzer einen Teil des verlorenen Schatzes bergen.  

Von Ruth Preywisch

Ein dumpfes Grollen weckte Maurice Roger, den Sohn des Weingut-Gründers Pol Roger in jener Nacht am 23. Februar 1900. Als er nachsah, woher das Geräusch kam, stand er vor einem Trümmerhaufen. Nasskaltes Wetter hatte die Keller des Weinguts derart geschädigt, dass sie eingestürzt waren. Und nicht nur das. Die Strasse zum Weingut, die angrenzenden Gebäude, darin gelagerte Fässer, Flaschenweine und die gesamte Ausrüstung waren zerstört.

Ob die 118-jährigen Flaschen verkauft werden, ist bisher nicht bekannt.
Ob die 118-jährigen Flaschen verkauft werden, ist bisher nicht bekannt.

Der Regen hatte die Böden aufgeweicht und sie um über vier Meter absinken lassen. Da sich die Katastrophe in der Nacht ereignete, waren zum Glück keine Arbeiter vor Ort, so dass der Schaden rein materieller Natur war. Trotzdem war der Verlust riesig, rund 500 Fässer Wein und 1,5 Millionen Flaschen waren verloren. Ganz zu schweigen von den zerstörten Gebäuden und Kellern.

Nach weiteren kleineren Erdrutschen beschlossen die Brüder Maurice und George, die das Weingut zu dem Zeitpunkt leiteten, das ehemalige Grundstück nicht weiter zu nutzen und investierten in ein grosses Grundstück mit angrenzenden Höhlen in der jetzigen Avenue de Champagne, wo sie noch im Jahr 1900 ihren Betrieb wieder aufnahmen.  Erst jetzt wurde das Gebiet der historischen Keller wieder untersucht, da das Weingut dort eine neue Verpackungsanlage bauen will.

Am 15. Januar 2018, rund 118 Jahre nach dem verheerenden Einsturz, wurde bei Probebohrungen eine Höhle entdeckt. Forscher fanden dort zunächst einen Haufen Glasscherben und dann eine intakte Flasche.   Der kurz vor dem Ruhestand stehende Kellermeister Dominic Petit und sein Nachfolger Damien Cambres bestanden darauf, den Hohlraum zu erweitern. So konnten erst sechs, dann weitere 19 Flaschen unversehrte Flaschen geborgen werden.  Zur grossen Überraschung aller scheint auch deren Inhalt noch in geniessbarem Zustand zu sein.

Die Weine sind klar und die Korken intakt. Niemand kann sicher sagen, aus welchem Jahrgang sie sind. Klar ist nur, dass sie zwischen 1887 und 1898 abgefüllt wurden und noch auf der Hefe liegen. Man müsste sie von Hand durchlöchern und filtern, um den Wein schmecken zu können.  Das Weingut möchte das Gebiet jetzt weiträumig durchsuchen, doch da die Kreide-Böden mit Wasser gesättigt sind, werden das Spezialisten übernehmen müssen.

Erst wenn sichergestellt ist, dass von weiteren Bohrungen und Grabungen keine Gefahr ausgeht, können vielleicht noch mehr Schätze geborgen werden.  Doch die Freude der Enkel und Urenkel von Maurice und George über die Erfüllung dieses Familientraums ist schon jetzt grenzenlos. Und die beiden Kellermeister hätten sich wohl auch kein besseres Abschieds- beziehungsweise Willkommensgeschenk vorstellen können.

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