Barolo-Diebstähle sorgen für Aufsehen
22. Juli 2016 17:17ITALIEN (Turin) – Im Piemont geht die Angst um. Einbrecher haben in den vergangenen Monaten in mehreren Weingütern tausende Flaschen Wein gestohlen, die Winzer gehen davon aus, dass es sich um eine organisierte Bande handelt.
Von Ruth Preywisch
Der Ablauf ist immer derselbe: Die Einbrecher schlagen im Schutz der Dunkelheit zu, sind vermummt und bestens vorbereitet. Zuerst traf es das Weingut Fontanafredda im Dezember vergangenen Jahres. Dann gelang der Bande ein spektakulärer Coup im Weingut Cordero di Montezemolo, wo sie am 25. Juni 2016 über 3000 Flaschen Barolo mit einem Marktwert von rund 200 000 Euro erbeuteten. Zwei Wochen später traf es das Weingut Armando Parusso.
Alberto Cordero vom Weingut Montezemolo geht davon aus, dass es sich bei allen Dienstählen um dieselben Täter handelt, einer Gruppe von sechs bis sieben Männern. Die Polizei ermittelt, hat bisher aber niemanden gefasst.
Aufgrund der steigenden Preise ist Wein schon länger ein begehrtes Gut, auch bei Kriminellen. Immer mehr Weingüter, Händler und Restaurants nutzen deshalb die Dienste von Sicherheitsfirmen. Auch auf dem Weingut Montezemolo gibt es Kameras, die Lagerhalle ist zudem mit einem Alarmsystem ausgestattet. „Das hat uns aber auch nichts genutzt“, erklärte Cordero.
Die Täter hätten sich gut vorbereitet und das einzige Fenster genutzt, das nicht alarmgesichert gewesen sei. In der Halle hätten sie dann gezielt mehrere Paletten angesteuert, auf denen bereits verpackter Wein gelagert gewesen war. Kiste für Kiste wurde dann über das Fenster nach draussen geschafft und abtransportiert. Innerhalb von drei Stunden erbeutete die Bande so 3.000 Flaschen feinsten Wein. „Wir haben das alles auf Band, aber es war zu dunkel, um die Gesichter zu erkennen“, sagte Cordero. Zudem hätten die Täter Masken getragen.
Der reine Wert der gestohlenen Weine, Barolo 2012 und Barbera d’Alba Superiore Funtanì 2013, beläuft sich auf 100.000 Euro, im Handel wären sie aber gut das doppelte wert gewesen, so Cordero. Er geht davon aus, dass die Bande einen Auftraggeber hat, der weiss, um welche Werte es geht. Die Händler in Europa müssten wachsam sein, sagt er. Es sei davon auszugehen, dass der Wein in den Handel gelangen würde.
In einen Hochsicherheitstrakt wird sich das Weingut Montezemolo nach dem Diebstahl aber nicht verwandeln. „Wir haben schon 18 Kameras und bräuchten 40, um jeden Winkel zu überwachen“, sagt Cordero. Das sei unrealistisch. „Wenn sie uns bestehlen wollen, dann machen sie das“, sagt er.
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