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Brexit bringt Londoner Weinhandel zum Erliegen

8. Juli 2016 14:15

GROSSBRITANNIEN (London) – Obwohl er noch nicht vollzogen ist, hat die Entscheidung für den Brexit schon jetzt gravierende Auswirkungen auf den Weinmarkt. Der Londoner Weinhandel ist beinahe zum Erliegen gekommen, Exporteure aus Kontinentaleuropa befürchten herbe Einbussen.

Von Ruth Preywisch

London - weltgrösster Weinhandelsplatz
London – weltgrösster Weinhandelsplatz

Der Weinhandel wurde von der Entscheidung für den Brexit kalt erwischt. London ist der grösste Weinhandelsplatz der Welt und England ist einer wichtigsten Exportmärkte für Weine aus Kontinentaleuropa, vor allem für Frankreich, Deutschland und Österreich.

Schon jetzt leidet der Bordeaux-Handel unter den Folgen der Brexit-Entscheidung. „Die En Primeur-Kampagne war nach Bekanntgabe der Entscheidung schlagartig zu Ende“, berichtete Justin Gibbs von der Londoner Handelsplattform Liv-Ex. „Aus englischer Sicht ist der 2015er Bordeaux nun noch teurer, als er vorher schon war.“

Das liegt vor allem am Absturz des englischen Pfund Sterling in Folge des Referendums. Es sank auf den tiefsten Stand seit 1985 und niemand geht davon aus, dass es sich so schnell wieder erholen wird. Damit werden alle kontinentaleuropäischen Güter für die Engländer deutlich teurer und ihre Kaufkraft nimmt zusätzlich ab.

Auch die wichtigste Klientel für Importweine – der gut bezahlte Mitarbeiter im Finanzsektor – könnte Grossbritannien in Folge des Brexit abhandenkommen. Diese Zielgruppe macht auch einen wesentlichen Teil der Gäste aus, die die teuren Londoner Lokale frequentieren und dort teuren Wein trinken. Luxusgüter im Allgemeinen und Wein im Besonderen dürften in Folge dieser Entwicklungen einem starken Preisverfall unterliegen.

Während es einige Experten für gänzlich unwahrscheinlich halten, dass andere Märkte die frei werdenden Weinmengen auffangen können, gibt es auch andere Stimmen. Und die vermehrten Bestellungen von US-amerikanischen und asiatischen Händlern scheinen der Hoffnung Recht zu geben. Da sich in Folge des Brexits der Euro gegenüber dem Dollar verbilligt hat, nutzen sie die Situation um ihre Bestände aufzustocken. Ob sie die englischen Ausfälle auffangen können, ist aber fraglich.

Über die künftige Entwicklung des Weinmarktes in England herrscht deshalb grosse Verunsicherung. Londoner Importeure versuchen sich in Schadensbegrenzung und spielen auf Zeit, doch sie rechnen alle mit massiven Konsequenzen. Nicht umsonst hatte die grosse Mehrheit der Londoner Weinhändler für einen Verbleib in der EU gestimmt.

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