Ein Weinkeller auf einem Mikrochip
12. Juli 2016 17:22SCHWEIZ (Lausanne) – Um den Prozess der Hefeauswahl zu optimieren, wird an der ETH Lausanne derzeit ein Weinkeller auf einem Mikrochip entwickelt. Den Winzern bliebe damit der eigentlich aufwendige Auswahlprozess erspart und sie könnten das richtige Resultat mit wenigen Tropfen ermitteln.
Von Ruth Preywisch
Der sogenannte Mikro-Weinkeller soll Weinherstellern helfen, Fermentationsprozesse besser zu verstehen und anzupassen. Erfunden hat das Gerät Professor Daniel Attinger von der Iowa State University.
Er hatte bei seiner Erfindung vor allem den Klimawandel und die damit verbundenen Veränderungen in der Weinproduktion im Blick. „Der Klimawandel wirkt sich weltweit auf die Qualität der Traubenernte aus“, sagte Attinger.
Trauben würden heute schneller reif und hätten einen höheren Alkoholanteil oder einen anderen Geschmack als früher. Neue Methoden könnten den Winzern die Anpassung an die neuen Bedingungen erleichtern, so Attinger.
Die Hefe verwandelt den im Traubensaft enthaltenen Zucker in Alkohol um. Die Winzer haben dabei die Qual der Wahl zwischen hunderten unterschiedlicher Hefesorten, die jeweils ein anderes Aroma erzeugen.
Da die Umwandlung zwischen einer und drei Wochen dauert, ist es mühsam und aufwendig, die jeweils richtige Hefe für das gewünschte Aroma zu finden.
Das Mikrochip-Verfahren ist da viel einfacher. Die Hefe wird in eine Vertiefung auf einem Kunststoff-Chip mit feinen Kanälchen gegeben. Durch die Kanäle strömt der Traubensaft. Der Mikro-Weinkeller hat zwei grosse Vorteile gegenüber traditionellen Verfahren. Zum einen benötigt er nur geringe Mengen an Flüssigkeit. Und weil Hefe und Flüssigkeit auf so engem Raum zusammenkommen, dauert die Fermentation nur wenige Stunden, das Verfahren geht also viel schneller.
„Das Team beobachtet das Verhalten der Hefen und untersucht im Detail, was die jeweilige Hefe bei verschiedenen Bedingungen produziert“, erklärte Philippe Renaud, Leiter der „Microsystems Laboratory“ der EPFL die Arbeit des Teams. Bisher ist der Mini-Weinkeller aber noch nicht professionell nutzbar. „Das Resultat ist momentan noch nicht so gut wie normaler Wein“, sagte Renaud.
Interessant ist der Chip nicht nur für Winzer, sondern auch für die Pharmaindustrie. Denn die benutzt ebenfalls Hefen, um bestimmte Stoffe herzustellen. „Die Anwendungsmöglichkeiten sind also eigentlich viel breiter“, so Renaud.
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