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Mann wird Weinkönigin

18. August 2016 08:55

DEUTSCHLAND (Kesten) – Schon 2015 fand sich im 350-Einwohner-Ort Kesten an der Mosel keine junge Frau, die Weinkönigin werden wollte. 2016 fand sich jemand, doch die Neue ist ein Mann: Sven Finke regiert dort künftig als Bacchus.

Von Ruth Preywisch

Weinberge an der Mosel
Weinberge an der Mosel

Mit Toga, Bauch und vor allem Köpfchen ist der 25-jährige Jurastudent angetreten, um die Klischees der Weinköniginnen aus den Köpfen zu vertreiben. Im Dorf haben sie eigens für ihn, die Figur des Bacchus kreiert, Sven Finke selbst hat aber kein Problem damit, Weinkönigin genannt zu werden. Ob männlich oder weiblich sei doch egal, sagt er.

Sven der I. lebt seit einigen Jahren in Kesten und engagierte sich schon vorher im Dorf. Auch auf eher moderne Weise, er hat die Internetseite für Kesten gebaut und sich gemeinsam mit seinem Lebensgefährten ehrenamtlich für den DSL-Ausbau eingesetzt. Mit Erfolg, Kesten verfügt seitdem über Galsfaserkabel und schnelles Internet.

Im Gemeinderat wurde das honoriert und es stimmten alle für den neuen Weingott. Der Winzer und Bürgermeister Michael Beer ist sich sicher, dass er die Erwartungen des Dorfes erfüllen wird. „Er war vorher schon auf den Dorffesten präsent, das wird ihm nicht schwerfallen“, sagt er. „Und auch auf Veranstaltungen ausserhalb wird er sicher dabei sein.“

Sven Finke trinkt gerne süssen Wein, muss jetzt aber alles probieren und kennenlernen. Beim Weinköniginnen-Seminar hat er sich auf seine neue Rolle vorbereitet und als Hahn im Korb sehr wohl gefühlt. „Beauty-Tipps gab es keine“, erzählt er. Statt dessen Heimatkunde und Weinwissen satt. Doch Finke sieht das mit dem Lernen pragmatisch. „Man trinkt mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf“, sagt er.

Wie es mit Sven Finke weitergeht ist unklar. Fest steht, dass eine weitere Frauenbastion fällt, sollte er es zur Gebietsweinkönigin der Mosel schaffen. Doch für diesen Posten hat er Konkurrenz, und die hat es in sich. Sarah Hulten, die amtierende Gebietsweinkönigin, freut sich über den neuen Kollegen, doch einfach würde eine weitere Kandidatur sicher nicht.

„Das sind mittlerweile nicht mehr die hübschen Mädchen, die einfach nur winken und lächeln und gut Walzer tanzen können. Das sind Business-Frauen, die sich da einen guten Standpunkt erkämpft haben und das Amt sehr modern gemacht haben.“ Eigentlich ein guter Nährboden für eine männliche Weinkönigin. Doch so modern, dass Sven Finke gar als Deutscher Weinkönig kandidieren könnte, ist Deutschland dann doch nicht. Das lassen die Richtlinien derzeit nicht zu.

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