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Mit Staub und Netzen gegen die Essigfliege

13. September 2016 11:07

SCHWEIZ (Schaffhausen) – Im Sommer 2011 schlugen Winzer und Obstbauern in der Schweiz, Österreich und Deutschland das erste Mal Alarm wegen einem neuen Feind, der die Ernte bedrohte. Die Kirschessigfliege hält sie seitdem ordentlich auf Trab. In einem gross angelegten Feldversuch rücken Schweizer Winzer ihr jetzt mit biologischen Methoden zu Leibe.

Von Ruth Preywisch

Viele Winzer haben mit der Kirschessigfliege zu kämpfen
Viele Winzer haben mit der Kirschessigfliege zu kämpfen

Die Kirschessigfliege stammt aus Südostasien und hat sich in den vergangenen Jahren in der ganzen Welt ausgebreitet. Ob Nordasien, USA, Süd- oder Mitteleuropa: Gebirge, Meere oder Landesgrenzen halten das 2 bis 3 mm kleine Insekt nicht auf.

Die Art gilt in der Landwirtschaft als Schädling, da sie die reifenden Früchte von Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Pfirsichen, Pflaumen, Nektarinen, Aprikosen, Trauben und anderen schädigt. Sie legt ihre Eier in die Früchte, die Larven fressen das Fruchtfleisch und hinterlassen nur saure, leere Hüllen.

Durch ihre enorm schnelle Vermehrung können grosse Schäden verursacht werden und der kurze Generationszyklus macht die Kirschessigfliege zu einem mit heutigen Insektiziden schwer bekämpfbaren Insekt.

Im Jahr 2014 schlug die Essigfliege mit grosser Macht zu und sorgte für erhebliche Ernteausfälle bei europäischen Bauern, vor allem in Südfrankreich, der Schweiz und in Italien. Sie befällt vor allem rote Trauben und ist deshalb vor allem für Produzenten von Rotwein eine Gefahr. Um gegen den Schädling gewappnet zu sein testen Thurgauer und Schaffhauser Weinbauern in diesem Jahr biologische Mittel gegen die Kirschessigfliege.

Bei einem Versuch werden die Trauben mit dem Tonmineral Kaolin behandelt. Die Früchte werden dadurch von einem weissen bis grauen Staubfilm überzogen, der verhindert, dass die Früchte Duftstoffe ausgeben. Die Trauben locken die Fliege damit nicht mehr an.

Kaolin ist ein natürlicher Bestandteil des Bodens. Es sähe zwar nicht schön aus, sei aber harmlos, sagte die Fachstelle Weinbau der Kantone Schaffhausen und Thurgau. Niederschlag würde den Staubfilm wieder abwaschen, auf die Weinproduktion habe Kaolin keinen negativen Einfluss.

In einem zweiten Versuch werden die Trauben mit engmaschigen Netzen vor der Kirschessigfliege geschützt. Die Traubenranken werden auf einer Höhe von 60 bis 150 Zentimeter eingepackt. Dass die Netze helfen ist schon bekannt, ihre Aufbringung ist aber aufwändig und damit teuer. In den Tests geht es vor allem darum, die beste Kombination aus Farbe und Applikation und damit das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis zu finden.

In diesem Jahr ist der Befall mit der Essigfliege aufgrund der Hitze und Trockenheit in den vergangenen Wochen gering. Die Fliege befällt die Trauben kurz vor der Ernte und vermehrt sich am besten bei nassem Wetter. Sofern das Wetter nicht umschlägt, rechnet die Forschungsanstalt Agroscope in diesem Jahr allerdings mit wenig Ernteverlusten.

Agroscope und kantonale Fachstellen kontrollieren wöchentlich die Eiablage der Kirschessigfliege auf mehr als 10’000 Beeren. Aktuell liege der Befall in den Schweizer Rebbergen bei 0,6 Prozent, teilte die Forschungsanstalt mit. Besonders empfindliche Rebsorten seien betroffen, darunter Dunkelfelder, Dornferlder, Cabernet Dorsa und Garanoir.

Der biologische Pflanzenschutz habe neben der Witterung aber zum Schutz der Trauben beigetragen. Es scheint also so, als müssten sich die europäischen Winzer und Bürger auf in Netze eingehüllte Reben und weiss beschichtete Trauben gewöhnen müssen.

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