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Physiker erfindet tropffreie Weinflasche

28. März 2017 22:08

USA (Boston) – Man entkorkt eine Flasche Wein, hält sie über das Glas – und unweigerlich läuft ein Tropfen den Flaschenhals hinunter und ruiniert die Tischdecke. Ein amerikanischer Physiker hat jetzt die Lösung für das altbekannte Problem gefunden und eine garantiert tropffreie Weinflasche erfunden.

Von Ruth Preywisch

Seit dem frühen 18. Jahrhundert hat sich an der Form der Lippe an den Weinflaschenhälsen nicht mehr viel geändert. Und da nicht jeder die Flaschen vor dem Einschenken mit Servietten umwickelt oder zum Weinausgiesser greift, werden seitdem täglich viele Tischdecken mit Tropfen bekleckert.

Tropffreies Einschenken – ein Ding der Unmöglichkeit
Tropffreies Einschenken – ein Ding der Unmöglichkeit

Der bekennende Weinliebhaber Daniel Perlman wollte sich damit nicht zufriedengeben und hat drei Jahre lang untersucht, wie der Wein über die Lippe fliesst und wieso sich dabei die ärgerlichen Tropfen entwickeln.

Auf zusätzlichen Schutz oder gar Ausgiesshilfen wollte der Biophysiker von der Brandeis University in Boston dabei verzichten. Sein Ansatz war die Weinflasche selbst. „Ich wollte sie verändern“, sagt er. „Ich wollte nicht, dass es die zusätzlichen Kosten oder Unannehmlichkeiten für den Kauf eines Zubehörs gibt.“

Und so studierte er an der in Zeitlupe, wie der Wein aus der Flasche gegossen wird. Er beobachtete, dass das Tropfen am extremsten ist, wenn eine Flasche ganz oder nahezu voll ist. Dazu beobachtete er, dass sich der Weinstrom rückwärts über die Lippe kräuselt.

Dass er dann am Flaschenhals hinunterläuft, liegt an der Materialeigenschaft des Glases, Wasser anzuziehen. Das Material wollte er nicht ändern, also musste die Lösung am Aufbau der Lippe liegen. Mit einem diamantbesetzten Werkzeug formte er gemeinsam mit Ingenieur Greg Widberg eine kreisförmige Nut um den Hals der Flasche direkt unter der Spitze. Der Weg zum Flaschenhals ist den Tropfen damit versperrt, denn sie treffen auf die Nut und können sie nicht durchqueren.

Dafür müssten sie die Schwerkraft überwinden oder genug Kraft haben, um von einer Seite der Rille zur anderen zu springen. Beides ist nicht möglich. Für die genaue Abmessung der Nut waren nochmal unzählige Test nötig. Schliesslich stand fest, dass eine Breite von zwei Millimetern und Tiefe von einem Millimeter ausreicht, um die Tropfen aufzuhalten. Statt am Flaschenhals entlang zu fliessen fallen sie dann sofort in Glas, also dahin, wo sie hingehören.

Für Perlman war das nicht die erste Erfindung. Über 100 Patente wurden schon auf seinen Namen vergeben, ihre Bandbreite reicht von spezialisierten Laborgeräten bis zum ersten miniaturisierten Heimradondetektor. Zusammen mit Professor Emeritus of Biology K.C. Hayes entwickelte er die „gesunden Fette“ in der Smart Balance Margarine.

Zuletzt erfand er Kaffeemehl, ein Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel, das aus gebackenen Kaffeebohnen gewonnen wird. Doch der Weinliebhaber ist davon überzeugt, dass die tropffreie Flasche seine beste Erfindung ist. Schliesslich löst sie ein jahrhundertealtes Problem. Erste Flaschenhersteller haben auch schon ihr Interesse bekundet.

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