Prosecco bald ohne Glyphosat
24. März 2017 12:49ITALIEN (Treviso) – Stefano Zanette, Chef des italienischen Weinkonsortiums Prosecco DOC, hat angekündigt, das begehrte Prosecco-Label nur noch an Weine zu vergeben, die auf Glyphosat und zwei weitere Pflanzenschutzmittel verzichten. Davon sind nur wenige begeistert.
Von Ruth Preywisch
Verboten werden den Prosecco Winzern neben einem Herbizid mit Glyphosat, auch zwei Fungizide. Zanettis Ziel ist, die Produktion des Proseccos nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen. Nachdem der Schaumwein in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt hat, werden die Glera-Reben auf jedem freien Fleckchen Erde in der Region rund um Treviso angebaut.
Der Einsatz von Spritzmitteln ist deshalb gestiegen und macht auch vor bewohntem Gebiet nicht halt. „Diese Elemente scheinen nicht harmlos zu sein für Anwohner und Konsumenten“, ist Zanetti überzeugt. Die Europäische Union sieht das allerdings anders. Gerade erst hat sie Glyphosat für unbedenklich erklärt und die endgültige Entscheidung über ein Verbot vertagt.
Monsanto, der Hersteller des Pflanzenschutzgiftes hat wiederholt erklärt, dass sein Produkt kein gesundheitliches Risiko darstellt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Glyphosat als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft, die neuesten Studien der Organisation zeichnen aber ein anderes Bild. Ob Glyphosat wirklich krebserregend ist oder nicht kann also nicht abschliessend bewertet werden.
Zanetti kümmern die Unbedenklichkeitserklärungen nicht. Er hält ein komplettes Verbot für sinnvoll und vertraut auch Selbstverpflichtungen nicht. „Ich möchte dafür zu sorgen, dass das Verbot dieser Wirkstoffe verbindlich ist und für alle Erzeuger in unserer Konfession verpflichtend“, sagte er. Da das entsprechende Gesetz nicht kommt, greift er zum einzigen ihm zur Verfügung stehenden Mittel: Dem Label.
„In naher Zukunft plant Prosecco DOC eine Zertifizierung, die zunächst die Nachhaltigkeit der einzelnen Weine garantiert und letztlich die Nachhaltigkeit der gesamten Prosecco-Bezeichnung sicherstellt.“ Prosecco DOC wäre dann der erste italienische Wein mit geschützter Herkunftsbezeichnung, der sich durch ein Gift-Verbot auszeichnet.
Doch nicht alle Winzer der Region sind von dem Vorstoss Zanettis begeistert. Kein Wunder, denn damit müssten 23.000 Hektar Rebfläche auf nachhaltige Produktion umgestellt werden. Und viele der Winzer halten die Pflanzenschutzmittel für unverzichtbar, denn sie helfen gegen Schädlinge und Pilze.
„Aber eine Umstellung ist möglich“, sagt Zanetti, der sie auf den eigenen Rebflächen schon freiwillig vollzogen hat. Sein Plan hat auch die Agrarhändler und Pestizidhersteller aufgerüttelt. Denn mit Prosecco DOC entscheidet sich kein Nischenproduzent für nachhaltigere Produktion, sondern eine umsatzstarke Weinmacht. Und der könnten andere folgen.
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