Roboter erobern den Weinberg
16. November 2016 14:44DEUTSCHLAND (Geisenheim) – Wenn es nach den Forschern der Hochschule Geisenheim geht, haben die Winzer bald Gesellschaft im Weinberg. „Der Robotik gehört die Zukunft. Das Potenzial ist gross“, ist sich Professor Hans-Peter Schwarz sicher.
Von Ruth Preywisch

Erntemaschinen gibt es schon lange, aber vollautonome Roboter kommen in der Landwirtschaft bisher nur selten zum Einsatz. Doch das soll sich ändern. Mit dem VineRobot steht eines der Forschungsprojekte der Hochschule Geisenheim kurz vor der Marktreife. Und auch seine Gefährten Phenobot und Geisi sollen ab dem Jahr 2018 einsatzbereit sein.
Der solarbetriebene VineRobot kann zur autonomen Kartierung verschiedenster Parameter im Weinberg eingesetzt werden. Das Fahrzeug ist mit verschiedenen Kameras und Sensoren ausgestattet, kann eigenständig durch den Weinberg fahren und anhand der gesammelten Daten Aussagen über den Ertrag, den Rebwachstum, den Wasserstatus sowie die Traubeninhaltsstoffe treffen.
Bisher erfassen die Winzer diese Daten meist eigenhändig durch die Beobachtung der Pflanzen. Der Roboter sei aber genauer und könne durch die Sensoren auch Parameter erfassen, die der Winzer selbst nicht erfassen kann, so die Forscher.
Die vom Roboter gesammelten Informationen können dann in der Entscheidungshilfe bei der Bewirtschaftung oder für die Traubenlese verwendet werden und die räumlichen und qualitativen Unterschiede eines Weinberges herausstellen.
Der Phenobot wurde ursprünglich zur Unterstützung der Züchtung entwickelt. Mit seinen Kameras begutachtet er die Pflanzen und erfasst beispielsweise die Grösse und Farbe der Beeren. Mit diesen Informationen bestimmt der Winzer den optimalen Erntezeitpunkt.
Der raupenähnliche Geisi soll den Winzern die Arbeiten in Steillagen erleichtern. Diese ist sehr zeit- und kraftintensiv, nicht immer wirtschaftlich und sogar gefährlich. „Jedes Jahr stirbt im Schnitt ein Mensch in deutschen Steillagen“, sagt Schwarz. Meist, weil ein Sicherungsseil reisst und ein Arbeiter abrutscht. Geisi ist ein raupenähnliches Gefährt, das mit stachligen Ketten den Boden auflockert.
Auch Pflanzenschutzmitteln lassen sich vom Roboter versprühen und er kann geerntete Trauben abtransportieren. Wenn es nach den Wissenschaftlern geht, ist Geisi ab dem Jahr 2018 einsatzbereit, ihm fehlt nur noch der rein elektrische Antrieb. Hohe Erwartungen setzten die Forscher auch in Drohnen: „Mit Wärmebildkameras ausgestattet, liefern sie wichtige Informationen über den Gesundheitszustand der Pflanzen.
Denn kranke Pflanzen haben ähnlich wie Menschen Fieber“, erklärt Schwarz. Die Fotos geben frühzeitig Hinweise auf Krankheiten, die mit dem menschlichen Auge erst einige Tage später sichtbar werden. Pflanzenschutz-Massnahmen können dann punktgenau durchgeführt werden.
Dass sich die Robotik im Weinberg durchsetzt ist für Schwarz nur noch eine Frage der Zeit. Die Technik mache den Weinbau effizienter, sicherer und senke die Personalkosten. Ausserdem trage sie auch zur Weinqualität bei. Das alles dürfte selbst traditionsbewusste Winzer früher oder später interessieren.
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