Umfüllung einer Antiquität
4. Februar 2015 18:48FRANKREICH (Strassburg) – Der älteste im Fass gelagerte Wein der Welt musste umziehen. Seit nunmehr über 500 Jahren reift ein Weisswein im elsässischen Strassburg im Eichenfass. Nun hatte das Fass seinen Zenit überschritten. Die Umfüllung wurde standesgerecht zelebriert und zog Weinliebhaber und Medienvertreter aus aller Welt an.
Der älteste Fass-Weisswein der Welt steht im historischen Weinkeller des Strassburger Universitätskrankenhauses. Der Name des Winzers, der sich einst für dieses Erzeugnis verantwortlich zeichnete, ist in den Wirren der Geschichte verschollen. Nicht so sein Wein, der fortan die Jahrhunderte überdauerte.
Für den historischen Weinkeller ist Thibaut Baldinger verantwortlich. Er gibt gerne Auskunft über sein berühmtestes Ausstellungsstück, das ihm zufolge immer noch exzellent schmeckt und mittlerweile einen Alkoholgehalt von 9,4 Vol-% aufweist. Die Umfüllung war laut Baldinger unumgänglich. „Am Ende“ sei es seinen Ausführungen nach gewesen, was letztendlich zu einem erheblichen Schwinden des historisch bedeutsamen Inhalts führte. Bis zu drei Liter gingen pro Jahr verloren.
Historisch bedeutsamer Wein nun im dritten Fass
Es ist nicht das erste Mal, dass der Rebensaft des späten Mittelalters umgefüllt werden musste. Das Originalfass strich bereits 1718 die Segel und musst ersetzt werden. Eine Aktion, die der Überlieferung nach, nicht ohne Komplikationen verlief. Dieses Mal stand ein sehr behutsames Vorgehen im Mittelpunkt.
Bereits im April 2014 wurde der Wein in ein Edelstahlbehältnis umgefüllt und das neue 450 Liter Fass aus französischer Eiche wurde in Auftrag gegeben. Direkt nach der Fertigstellung, pünktlich zum Jahreswechsel, konnte der Wein endlich mit Hilfe eines Schlauches umgefüllt werden.
Der Wein wird so gut wie nie verkostet und auch Abfüllungen in Flaschen finden nur in Ausnahmefällen statt. Ereignisse zu denen der Wein ausgeschenkt wird, müssen historisch mindestens ebenso bedeutsam sein, wie der Rebensaft selbst.
Zuletzt sah man im Jahre 1944 diese Voraussetzung als erfüllt an. Als Strassburg von den deutschen Besatzern im 2. Weltkrieg befreit werden konnte, war es dem französischen General Philippe Leclerc vergönnt, ein Glas von dem Wein zu geniessen, der noch älter ist als der französische Absolutismus der frühen Neuzeit.
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