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Verrieselung und Pilz bedrohen Jahrgang 2016

1. Juli 2016 15:44

DEUTSCHLAND (Mainz) – Aus fast allen Weinbaugebieten Deutschlands, aber auch aus der Schweiz und Österreich kommen derzeit Schreckensmeldungen. Aufgrund der extremen Wettersituation kam es zu einem hohen Grad der Verrieselung, dazu sind viele der Trauben von der Pilzkrankheit Peronsopora befallen. Die Winzer gehen von hohen Ernteeinbussen aus, vor allem den Bio-Weinbau trifft es hart.

Von Ruth Preywisch

Eine von falschem Mehltau befallene Rebe
Eine von falschem Mehltau befallene Rebe

Der viele Regen der letzten Wochen traf die Reben genau zur Zeit der Blüte. Nasse Beeren werden nicht befruchtet, in normalen Jahren wird die Ernte so natürlich verkleinert. In diesem Jahr jedoch sind so viele Beeren betroffen, dass die Winzer sich in ihrer Existenz bedroht sehen.

Dazu hat die feuchtwarme Witterung den Befall ganzer Weinberge mit der Pilzkrankheit Peronospora befördert. Sie wird auch falscher Mehltau genannt und führt vor allem während der Blütezeit zu einer Austrockung und Verlederung der jungen Beeren und damit zum Ausfall der Ernte.

In Deutschland sind vor allem Rheinhessen, Baden und die Pfalz betroffen. „Die Schäden variieren stark, aber unisono sagen alle, dass sie sich an eine so extreme Wetterlage nicht erinnern können“, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts Ernst Büscher. Vor allem Steillagenwinzer könnten aufgrund der aufgeweichten Böden kaum Pflanzenschutzmittel aufbringen und seien der Peronospora deshalb ausgeliefert.

In Baden hätten einige Winzer schon Totalausfälle gemeldet. Auch aus der Pfalz melden Winzer grosse Probleme. „Normalerweise ist Peronospora ein Fremdwort für uns“, sagte Steffen Christmann, Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter. In diesem Jahr hätte aber jeder damit zu kämpfen. Einzig das grossflächige Aufbringen des Pflanzenschutzmittels Kaliumphosphonat hätte die Ernte retten können.

Besonders hart trifft das Ganze die ökologisch arbeitenden Betriebe. Denn Bio-Winzer können nur vorbeugend arbeiten, der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist verboten. Kaliumphosphonat steht seit 2013 auf der Liste der Pflanzenschutzmittel und darf deshalb im Bioanbau nicht genutzt werden. „In der derzeitigen Witterung ist es aber das einzige wirksame Mittel“, sagten Landwirtschaftsminister Wissing und Umweltministerin Höfken.

Die rheinland-pfälzische Regierung hat deshalb die EU aufgefordert, das Mittel wieder zuzulassen. Das nützt den Bio-Winzern in diesem Jahr aber nichts mehr. Das Staatsweingut Bad Kreuznach hat es trotzdem benutzt. Das kostet zwar den Bio-Status für ein Jahr, hat aber die Ernte gesichert.

„Das genaue Ausmass des Schadens kann man noch nicht beziffern“, meint Ralph Dejas, Geschäftsführer des Bundesverbands Ökologischer Weinbau Ecovin. Da aber sogar die im Bio-Weinanbau oft verwendeten pilzresistenten Weinstöcke befallen sind, sieht er schwarz für die Ernte in diesem Jahr. In der Schweiz und in Österreich sind vor allem die Weinbauregionen in den Ebenen betroffen. Nach dem starken Frost im April setzen Verrieselung und Pilzbefall auch hier den Reben zu. Doch es gibt auch positive Nachrichten, die Steilhänge sind hier nicht so sehr betroffen.

Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen, denn ein weiterer Feind des Weins entwickelt sich im feuchten Wetter blendend. „Wir sehen schon die ersten Einstiche der Essigfliege in Obstkulturen“, sagte Andreas Buser, Leiter Spezialkulturen am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain des Kantons Baselland. Die hatte im schon im Jahr 2014 für einigen Schaden gesorgt. Schützen können sich die Winzer vor ihr bisher nur mit Netzen. Gut möglich also, dass die Weinberge in diesem Jahr alle grossflächig vernetzt in den Sommer gehen, um weiteren Schaden abzuwenden.

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