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Wein machen wie die Römer

24. Juni 2016 19:47

DEUTSCHLAND (Wintrich) – Es war ein Experiment mit ungewissem Ausgang: Der Winzer Roman Auler hat nach 44 Monaten zwei mit Wein gefüllte Amphoren geöffnet, die wie bei den Römern unter der Erde lagerten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – und vor allem schmeckt es auch.

Von Ruth Preywisch

Tonkrüge zur Weinherstellung, auch Amphoren genannt
Tonkrüge zur Weinherstellung, auch Amphoren genannt

„Ich wollte einfach mal ausprobieren, ob die Methode, mit der die Römer Wein gemacht haben, wirklich funktioniert“, sagte Auler. Deshalb versenkte er im Herbst 2012 zwei grosse Tonkrüge in der Erde. Einen davon gefüllt mit Traubenmost, den anderen mit unzerquetschten Beeren. Danach wurde nichts mehr hinzugefügt und auch nichts herausgefiltert, alles wurde naturrein belassen. So wie bei den Römern damals.

„Jedem Legionär standen pro Tag mehrere Liter Wein zu“, erklärte Auler. Wie der damals produziert, gelagert und transportiert wurde, hat ihn schon immer interessiert. In dem 1997 gegründeten Verein Vigilia Romana hatte er einen guten Partner für sein Experiment gefunden.

Der Verein beschäftigt sich unter anderem mit dem Projekt „Römer, Wein und Amphoren“. Der Vorsitzende des Vereines, Wolfgang Friedrichs, ist froh über den mutigen und experimentierfreudigen Winzer. „Er hat das einfach gemacht“, freute er sich. Dabei war er immer zuversichtlich. „Es ist ein Experiment. Da kann gar nichts schief gehen“, sagte er.

Roman Auler dagegen wartete sichtlich nervös auf das Urteil der geladenen Tester. Doch die waren schon angetan, als der Wein ins Glas geschöpft wurde. Klar und von goldener Farbe füllte der Inhalt der Most-Amphore die Gläser und Krüge.

Der Geruch erinnerte die Fachleute an Trester, den hochprozentigen Extrakt, der beim Brennen der ausgepressten Trauben entsteht. Und auch vom Geschmack waren alle begeistert. „Das schmeckt nach Wein“, war das einhellige Urteil.

In der zweiten Amphore wartete dann noch eine Überraschung. Der Wein erinnert in Farbe, Geruch und Geschmack an Weine aus den guten 1970er Jahren. „Wie ein guter Sherry“, freute sich Auler.

Jetzt wird er den Wein aus der Most-Amphore erstmal in einem Labor untersuchen lassen und danach entschieden, ob er abgefüllt und an Liebhaber verkauft wird. Den Wein aus Beeren will er zu Weinbrand brennen. Nach dem erfolgreichen Ausgang des Experiments haben die Amphoren aber nicht ausgedient. Auler will sie auch in Zukunft mit Most füllen, allerdings soll der dann nur ein paar Monate unter der Erde reifen und dann in normale Tanks umgefüllt werden.

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