Winzer hinterziehen 7,7 Mio. Euro Steuern
28. Juni 2016 14:33DEUTSCHLAND (Koblenz) – Jahrelang haben Winzer in Rheinland-Pfalz einen regen Schwarzhandel mit Weinen betrieben, die sie illegal abfüllten und an der Steuer vorbei verkauften. Insgesamt wurden rund 7,7 Millionen Euro Steuern hinterzogen, weit mehr als anfangs vermutet worden war.
Von Ruth Preywisch
Das zuständige Landesamt in Koblenz hatte Ende vergangenen Jahres noch von 36 abgeschlossenen Fällen und 3,8 Millionen Euro Schaden gesprochen. Mittlerweile ermittelt die Behörde aber schon in 87 Fällen, und ob damit alle Betrüger erfasst sind, ist nicht sicher.
Begonnen hatte alles mit der regulären Überprüfung eines Winzers an der Mosel im Jahr 2012. Dort entdeckten die Steuerfahnder das erste Mal Unregelmässigkeiten. Der Betrieb hatte Korken und andere Verschlüsse bei Zulieferern gekauft, diese aber nicht komplett in seinen Büchern vermerkt. Mit den unregistrierten Verschlüssen, die er in bar bezahlte, füllte der Winzer illegal Wein ab und verkaufte ihn schwarz an der Steuer vorbei.
Seitdem durchsuchten die Behörden zahlreiche weitere Weinbaubetreibe und deren Lieferanten systematisch wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und entdeckten überall das gleiche Betrugssystem. Den Korken- und Flaschenhändlern macht das Amt dabei keinen Vorwurf. Deren Bücher seien korrekt, sagte Wiebke Girolstein, Sprecherin des Landesamtes.
Bei den Winzern dagegen sähe das anders aus. Zum Teil seien auch grosse Mengen Bargelds in Tresoren gefunden worden, das Magazin „Der Spiegel“ schrieb von Mengen bis zu 400.000 Euro. Mindestens ein Winzer habe zudem ein Schwarzgeldkonto in Luxemburg geführt.
Laut dem Landesamt Koblenz haben sich fünf der betroffenen Winzer selbst angezeigt. Eine Selbstanzeige führe zwar nicht zu einer Strafbefreiung, könne sich aber strafmildernd auswirken, so Girolstein.
Offiziell bestätigt sind bisher nur die Ermittlungen in Rheinland-Pfalz. In den Medien werden auch Winzer aus Anbaugebieten in Hessen und Baden-Württemberg verdächtigt, Steuern hinterzogen zu haben. Dies ist aber bisher reine Spekulation. Da die Ermittlungen aber umfangreich sind und pro Betrieb bis zu drei Jahre dauern, könnten noch weitere Fälle dazu kommen.
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