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Winzer Südafrikas beten um Regen

19. März 2018 15:07

SÜDAFRIKA (Kapstadt) – Die Bewässerungsreservoirs sind leer, Blätter und Trauben an den Rebstöcken sind noch vor der Lese vertrocknet: Die anhaltende Dürre führt in der Weinregion rund um Kapstadt zu verheerenden Ernteausfällen.

Von Ruth Preywisch

„Wir müssen jetzt anfangen, für Regen zu beten„, sagt Denise Stubbs vom Weingut Diemersfontein in der Provinz Westkap. Das Erntevolumen würde derart drastisch sinken, dass auch die Aussicht auf sonnenverwöhnte Weine kein Trost mehr sei.

Südafrika gehört mit jährlich rund 850 Millionen Litern zu den zehn grössten Weinproduzenten weltweit, etwa die Hälfte davon wird exportiert. Die Ernte wurde in diesem Jahr wegen der Dürre vorgezogen, bis Ende März sollen alle verwertbaren Trauben eingeholt sein. Doch die Trauben seien in Folge des Wassermangels kleiner und ergäben weniger Wein, erklärt VinPro-Experte Francois Viljoen. Ernteausfälle von 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr seien mindestens zu erwarten. Dem Land droht damit nach Angaben des Produzentenverbandes VinPro die schlechteste Ernte seit 2005.

Seit drei Jahren hält die Dürre in Südafrika schon an, es ist die schlimmste seit Jahrzehnten. Die Wasserreservoirs in der Provinz Westkap, die die Metropole Kapstadt mit Trinkwasser versorgen, sind nur noch zu einem Viertel gefüllt. Die letzten zehn Prozent gelten zudem als nicht verwertbar. Schon jetzt wird das Wasser für die Bürger rationiert, jeder darf nur noch 50 Liter pro Tag verbrauchen. Und das muss für alles reichen: Waschen, Putzen, Kochen, Trinken, Duschen und die Klospülung. Sollte sich die Lage nicht verbessern, wird die Wasserversorgung gänzlich eingestellt. Bürger müssten sich dann ihre tägliche Wasserration von 25 Litern an 200 von Polizei und Militär gesicherten Verteilorten abholen. Schon Anfang Juli könnte es so weit sein.

Wunsch: Lieber trockenen Wein als trockene Böden
Wunsch: Lieber trockenen Wein als trockene Böden

Da wundert es nicht, dass für die Weinproduktion nichts mehr übrig bleibt. Die Speicher von Diemersfontein sind inzwischen fast trocken, die Bewässerung der Reben ist eingestellt. Die Winzer sparen wo sie können, vor allem an Saisonarbeitskräften. Doch sparen allein wird nicht reichen, Experten rechnen mit einer starken Preissteigerung für südafrikanischen Wein. Um seine langfristigen Lieferverträge einhalten zu können muss Diemersfontein schon jetzt zukaufen und die Kosten dafür sind um 40 Prozent gestiegen. „Das können wir nur zu zehn Prozent an unsere Kunden weitergeben“, klagt Diemersfonteins Önologe Francois Roode. Früher oder später wird es mehr werden, und dann wird der anziehende Preis auch für Endkunden in Europa spürbar werden.

Vor allem in Deutschland sind südafrikanische Weine beliebt. Die Bundesrepublik importierte im Jahr 2016 mehr als 80.000 Tonnen Wein aus Südafrika – etwa so viel wie aus den USA und Australien zusammen. Vertrieben wird der Wein vor allem in Supermärkten, er stammt von Winzern, die eher auf Masse und billigere Weine setzen. Doch gerade die sind von der Dürre am stärksten betroffen. An den Winzern aus hochpreisigeren Weinregionen geht die Katastrophe zwar auch nicht vorbei, aber sie haben mehr Spielraum, um den Verlust zu kompensieren.

Klimaexperten rechnen damit, dass das Klima der Provinz Westkap langfristig heisser und trockener wird, es könnte also häufiger zu Dürren kommen. Manch ein Winzer experimentiert deshalb schon jetzt mit neuen Rebsorten, zum Einsatz kommen zum Beispiel die italienische Traube Nero D’Avola und der aus Kalifornien bekannte Zinfandel. Sie vertragen die Hitze besser und brauchen nicht so viel Wasser. Der südafrikanische Wein wird wegen der Dürre also nicht nur zum selteneren und teureren Gut, sondern wird sich auch charakterlich ändern.

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