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Wird das runde Fass jetzt eckig?

21. Dezember 2017 14:29

DEUTSCHLAND (Bellheim) – Das Konstrukt aus Eichenholz und Edelstahl sieht nicht wie ein Fass aus, sondern eher wie ein turmartiges Schränkchen. Aber Thomas Lutz ist sich sicher: seine Erfindung wird die Weinproduktion revolutionieren.

Von Ruth Preywisch

Das Land Rheinland-Pfalz zumindest glaubt bereits an ihn, für sein eckiges Weinfass hat der 56-jährige den Designpreis des Landes gewonnen. Das Fass hat einen Edelstahlrahmen: eine rechteckige Grundfläche mit untereinander verbundenen Profilleisten an den Ecken. Die Fassbretter und Dauben, die bei traditionellen Fässern gebogen sind, sind gerade.

Setzt sich Lutz’ Erfindung durch, gehören runde Fässer möglicherweise bald der Vergangenheit an.
Setzt sich Lutz’ Erfindung durch, gehören runde Fässer möglicherweise bald der Vergangenheit an.

Sie lassen sich an jeder Seite von oben in die Leisten einschieben und bilden so übereinanderliegend die Wände. Der Auslass befindet sich auf dem Edelstahldeckel – von dort aus wird der Wein „abgezogen“. „Eigentlich relativ einfach und simpel“, sagt der Schreinermeister und Berufsschullehrer Lutz.

Seine Erfindung soll vor allem im Edel-Segment der Barrique-Weine zum Einsatz kommen. Diese reifen traditionell in Eichenholzfässern, deren Innenseiten geröstet beziehungsweise „getoastet“ wurden, sie verleihen dem Wein so ganz besondere Aromen. Barrique-Fässer sind im Einkauf nicht teurer als normale Fässer, sie haben aber eine geringere Lebensdauer.

Ein normales Fass kann rund 100 Jahre benutzt werden, ein Barrique-Fass nur etwa sechs Jahre, bevor es durch die Entstehung von Weinstein an Geschmack verliert. Es danach auseinanderzunehmen, zu reinigen und wieder zusammenzubauen ist nicht wirtschaftlich.

Hier setzt Lutz´ Erfindung an. Die geraden Fassdauben lassen sich aus den Profilen nehmen und abhobeln. Danach können sie neu geröstet und eingesetzt werden. Bis zu 24 Durchgänge seien so möglich, sagt der Erfinder. Wenn das stimmt, kann tatsächlich Holz eingespart werden. Ausserdem ist das Fass durch seine eckige Form ein echtes Platzsparwunder.

Die Lagerflächen können nach Rechnung von Lutz um bis zu 80 Prozent verringert werden, der Eicheneinschlag für den globalen Daubenbedarf bis zu 85 Prozent und das globale Transportvolumen bis 95 Prozent. Ein Marketing-Gag sei seine Erfindung deshalb auf keinen Fall, sagte Lutz. Ihm ginge es vor allem um Nachhaltigkeit.

Kritiker zweifeln allerdings an der Stabilität der Konstruktion. Durch den Einfluss des Weins verformten sich die Dauben so stark, dass sie bald nicht mehr behandelbar seien. Es fehle dem Konstrukt an Spannung, und die Fässer würden undicht, sagt Fachmann Böttcher Gies. Von einer kleinen Lachnummer spricht gar Prof. Ulrich Fischer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt.

Untersuchungen zu viereckigen Fässern hätten gezeigt, dass diese nicht dicht blieben. „Die Fässer sind seit 2000 Jahren rund“, sagt er. Das habe seinen Grund. Und stapeln liessen sie sich auch. „Ich kann Ihnen Bilder zeigen, da stehen 20 Fässer übereinander.“

Lutz ist sich trotz der Kritik sicher, dass seine Erfindung den Praxistest besteht. Derzeit reift der erste Spätburgunder in einem eckigen Fass bei Winzer Christian Nett in Duttweiler. „Bisher ist es dicht“, sagt Lutz. „Der Wein ist sehr gut“, sagt Nett. Dem Wein sei es egal, ob das Fass rund oder eckig ist. Es komme auf das Toasting an.

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