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Elbling – Schon lange kein Dreimännerwein mehr

Elbling – Schon lange kein Dreimännerwein mehr
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Weltweite Karriere wird der Elbling wohl nicht mehr machen. Doch an einigen traditionellen Standorten hält sich die weisse Rebsorte hartnäckig. Um knackig-frischen Sekt herzustellen, gibt es wenig Besseres, und mit entsprechenden Massnahmen im Weinberg lassen sich aus Elbling auch hochwertige trockene oder süsse Stillweine erzeugen. Die typische Säure erweist sich vor allem im Sommer als Vorteil.

Rebsortenforscher Andreas Jung lädt hin und wieder zu kulinarisch umrahmten Raritätenverkostungen. Bei einer soll, wie der Experte gerade mitteilte, auch ein seltener Blauer Elbling ausgeschenkt werden. Eine Sorte, die an der Bergstrasse entdeckt und vermehrt wurde, nachdem sie dort so gut wie ausgestorben war.

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Doch wer diese Spezialität mit dem an der Mosel angebauten Elbling in Zusammenhang bringt, liegt falsch. In Wirklichkeit ist der Blaue Elbling mit dem Willbacher oder Wildbacher identisch und keineswegs eine dunkle Mutation des weissschaligen Standard-Elblings, von welchem es freilich sehr wohl eine dunklere Variante gibt.

Der Rote Elbling, eine Mutation des Weissen, erbringt bei einigen Moselwinzern einen blassroten Wein, der offiziell freilich als Weisswein gilt. Wenn eine Sorte einmal als weiss oder rot festgelegt wird, bleibt sie das nämlich auch, mutiere, was da wolle!

Säure für den Elbling

Was der echte Elbling, seine Spielart Roter Elbling und der „falsche“ Blaue Elbling gemeinsam haben, ist leicht erkennbar, hat man auch nur einen von ihnen verkostet. Die prägnante Säure verschaffte dem Elbling lange Zeit den Ruf eines sogenannten Dreimännerweins, dessen Konsum der Legende nach zwei Hilfskräfte erforderlich machte; ohne den Trinkenden festzuhalten, liess sich der saure Drink kaum über die Lippen bringen.

Vor allem in schlechten Jahren reifte Elbling tatsächlich nicht aus, blieb dünn und unausgewogen. Es erstaunt kaum, dass seine Anbauflächen im 19. Jahrhundert nach und nach zurückgingen. Dass der Elbling dennoch nicht verschwand aus den Weinbergen, hatte mit seinem allgemein guten Ertrag zu tun. Wenn schon kein guter Wein, dann wenigstens viel davon!

Renaissance mit Sekt

Elbling - der ideale Begleiter zu weissem Fisch
Elbling – der ideale Begleiter zu weissem Fisch

Mitte des 20. Jahrhunderts schien das Schicksal der Sorte, um dessen Herkunft und Namen viel gerätselt wurde, dann aber besiegelt. Neuzüchtungen wurden populär, Riesling hatte sich im weissen Bereich längst durchgesetzt, der Elbling geriet zum Auslaufmodell.

Doch trotz aller Unkenrufe hielten einige Winzer dem Klassiker die Stange – jedenfalls in bescheidenem Masse. Im sogenannten Cochemer Krampen, im nördlichen Teil des Anbaugebiets Mosel, wird er nach wie vor gepflegt und meist zu einfachen trockenen Qualitätsweinen ausgebaut. Auch in Sachsen existiert Elbling, und ganz im Süden der Mosel, nahe der Grenze zu Luxemburg, geniesst er sogar offizielles Renommee:

An der Obermosel eröffnete vor zwei Jahrzehnten die Elblingroute zwischen Konz und Palzem. Zwar sank die Rebfläche deutschlandweit von über 1000 Hektar (1999) auf deutlich unter 600 (2009), doch hat sich der Niedergang inzwischen verlangsamt.

Eine Stabilisierung auf bescheidenem Niveau, die vor allem der Eignung für Schaumwein zu verdanken ist. Weil Elbling, anders als Riesling, eher neutralen Geruch und Geschmack besitzt, aber niedrige Mostgewichte und hohe Säure, eignet sich die Sorte als Grundwein für die Sektherstellung.

Weingüter wie Matthias Dostert (Nittel) und Stephan Steinmetz (Wehr) zeigen, welch finessenreiche Schaumweine sich aus Weissem, manchmal auch aus Rotem Elbling herstellen lassen.

Warum die Anbaufläche des Letzteren, die nur ein paar Hektar umfasst, nicht deutlich erweitert wird, bleibt allerdings unverständlich. Ausser den deutschen Winzern schätzen vor allem die luxemburgischen den Elbling, in der Schweiz oder in Österreich kommt er dagegen nur selten vor.

Sommerwein für Unerschrockene

Nicht nachvollziehbar bleibt auch, weshalb Elbling nicht noch stärker als Sommerwein beworben wird. Wenig Alkohol, viel Frische, bei entsprechender Ertragsbeschränkung auch ansprechende Würze: Die Gastronomie müsste begeistert sein und sich zusätzlich freuen, weil die besten Elblinge nur wenige Euro pro Flasche kosten.

Sie eignen sich, ausser zum Aperitif, als Begleitung zu weissem Fisch, zu deftigen Gerichten mit Sauerkraut und Kartoffeln, in seinen süssen Varianten auch zum Dessert. Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, erzeugen Spezialisten wie das Schloss Thorn in Palzem nämlich Auslesen oder gar Eiswein aus Elbling.

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Angesichts solcher flüssiger Delikatessen nimmt es keiner übel, dass die Story des römischen Ursprungs falsch sein dürfte. Dass Elblingreben vor zwei Jahrtausenden über die Alpen transportiert worden sein sollen, hat sich als Legende herausgestellt. Sicher ist indes, dass ein Elternteil des Elblings der legendäre Weisse Heunisch ist, welcher auch den Riesling hervorgebracht hat. Keine üble Verwandtschaft!

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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