Unter dem Oberbegriff Muskateller werden gleich mehrere Sorten zusammengefasst. Ausgebaut werden sie, je nach Herkunft und Tradition, mal trocken, mal süss, auch das Verstärken mit Alkohol ist gebräuchlich. Einig sind sich die Forscher, dass Muskateller zu den ältesten Sorten der Welt zählt.
Wer ihn einmal gerochen hat, wird ihn immer wieder erkennen – ganz egal, wie er ausgebaut wurde und woher er stammt. Die typischen Aromen des Muskatellers sind kaum mit jenen anderer Rebsorten zu verwechseln, unterscheiden sich auch deutlich von denen geruchsintensiver Weissweine wie Gewürztraminer oder Sauvignon Blanc.
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Verantwortlich für die speziellen Noten ist vor allem der Stoff Linalool aus der Gruppe der Monoterpene, der nicht nur in manchen Trauben, sondern auch in anderen Pflanzen vorkommt. So enthält beispielsweise der Muskatellersalbei ebenfalls einen gehörigen Anteil Linalool und duftet ein bisschen wie flüssiger Muskateller aus der Flasche.
Antike Vergangenheit
Wenn man heute von Muskateller spricht, meint man übrigens in aller Regel die Sorte Muscat blanc à petits grains. Verantwortlich ist die Variante mit den vergleichsweise kleinen Beeren für die allermeisten jener Weine, die weltweit als Muscat, Muskateller oder Moscato ausgebaut werden. Ihre Herkunft verliert sich im Dunkel der Geschichte, aber es gibt zahlreiche Hinweise auf eine Verbreitung im antiken Griechenland, später im Römischen Reich und, von dort aus kommend, im Süden Frankreichs.
Viele Muskatellerbestände bringen helle Trauben hervor, andere wiederum besitzen einen deutlichen Rotton. Als weitere wichtigste Muskateller-Varianten gelten zudem Muscat d’Alexandria, dessen Herkunft im alten Ägypten vermutet wird, und der meist als Tafeltraube genutzte Muscat de Hambourg. Qualitativ kommen die aus ihnen erzeugten Weine nur selten an jene heran, die aus der kleinbeerigen Sorte gewonnen werden.
Frontignan bis Samos
Wie genau die vor 2000 Jahren erzeugten Muskateller geschmeckt haben, lässt sich heute nicht mehr klären, doch dass es das besondere Aroma war, dass die Winzer damals wie heute in ihren Bann zog, darf als sicher gelten.
Später erst entstanden jene kraftvollen und doch frisch wirkenden Süssweine, wie sie noch heute erzeugt werden in den französischen Appellationen Rivesaltes, Frontignan oder Lunel – aufgespritet mit Alkohol und lange haltbar. Mit der Zeit nehmen sie Aromen von Trockenfrüchten an, oxidieren leicht, behalten aber selbst nach mehreren Jahrzehnten ihren Charakter.
Mehr an die alte Art des Muskatellers kommen womöglich die griechischen Varianten heran. Vor allem der Samos Nectar gibt mit seiner cremig-intensiven Würze einen Eindruck von den Vorzügen des nicht mit Alkohol verstärkten Muskatellers.
Sowohl in Griechenland als auch in Österreich oder im Elsass existieren aber auch die ganz anderen Muskatweine: trockene Spezialitäten mit vergleichsweise niedrigem Alkoholgehalt, mit Frische vermittelnder Säure und jugendlicher Frucht.
Auch in Deutschland existieren solche Weine, doch hier stellen die Muskateller lediglich ein Nischenprodukt, das es an Bedeutung und Menge nicht mit den anderen aromatischen Sorten, mit Scheurebe, Traminer oder Sauvignon Blanc, aufnehmen kann.
Qualitativ allerdings schon: Gelungener Muskateller im deutschen Stil kann trocken oder lieblich sein, im Falle der raren Beeren- und Trockenbeerenauslesen ergänzt dezente Edelfäule-Aromatik den vorhandenen Muskateller-Charakter. Das Weingut Müller-Catoir stellt immer mal wieder edelsüsse Spezialitäten aus dieser Sorte her, aber auch anderswo in der Pfalz oder in Baden existieren spannende muskatige Süssweine.
Moscato gegen den Durst
Bleiben noch zwei weitere Muskateller-Typen, und für die hat sich Italien Namen gemacht. Im Piemont besitzt der Moscato d’Asti Tradition, jene frische, fruchtige und erstaunlich alkoholarme Spezialität, deren Gärung frühzeitig beendet wird. Als Aperitif beliebt, als Begleitung zu Desserts auf der Basis von Mandeln, Aprikosen und Zitrusfrüchten sensationell.
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Der Südtiroler Rosenmuskateller wiederum ist ganz von der rötlichen Farbe geprägt und von einer floralen Zusatzkomponente im Duft: Nachspeisen mit roten Beeren sind in diesem Falle besonders geeignet. Die südfranzösischen Muskateller-Varianten kann man auch zu üppigen Desserts kombinieren, zu Trockenfrüchten trinken oder in Verbindung mit Blauschimmelkäse geniessen.
Und dass die trockenen Muskateller nicht gut mit Essen zu kombinieren wären, wie man bisweilen liest, ist nicht korrekt. Man kann sie sich auch zu Vorspeisen vorstellen und, anstelle von Riesling, zu deftigen Speisen à la Schweinebraten oder Sauerkraut verwenden.
Manche asiatischen Speisen profitieren von Muskateller mit einem Hauch Restsüsse, und zu in Teig gehüllten und ausgebackenen Blättern vom Muskatellersalbei gibt es nichts Besseres. Dass die Elsässer ihren Muscat dennoch überwiegend als Aperitif ausschenken, sollte man ihnen allerdings nicht vorwerfen.
Doch Achtung: In den meisten Elsässer Weinen dieses Namens findet sich nicht nur der Saft von Muskatellertrauben, sondern auch jener der Sorte Muskat-Ottonel. Und die ist, was die Sache nochmals komplizierter macht, nicht näher mit dem eigentlichen Muskateller verwandt.