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Portugieser – Nicht im Trend und kaum verzichtbar

Portugieser – Nicht im Trend und kaum verzichtbar
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Dass der Blaue Portugieser einst aus Portugal nach Österreich und später nach Deutschland gelangte, gilt zumindest als möglich. Exakte Aufklärung war bisher nicht zu erreichen und wird vermutlich nie gelingen. Obwohl er nach wie vor die drittwichtigste rote Sorte in Deutschland ist, geht die Anbaufläche des Portugiesers seit Jahren zurück. Anderswo hat er sich erst recht nicht durchsetzen können.

Markus Schneider hat gerade seinen neuen Keller eröffnet. Mit Feierlichkeiten bis zum frühen Morgen, mit besten Weinen und in Rotwein-Stimmung. Wenn der Pfälzer Winzer wieder in den Alltag zurückgefunden hat, wird er gewiss auch wieder nach den Portugieserreben schauen, aus denen er schon seit vielen Jahren das „Einzelstück“ keltert – einen puren Portugieser. Gewonnen aus dem Ertrag von Stöcken, die zu einem beachtlichen Teil in den 1920er-Jahren gepflanzt wurden.

Der Ruhm des Weines ist gewiss auf die Persönlichkeit des Winzers und auf das hier generell zu ungeahnten Höhen entwickelte Vermarktungskonzept zurückzuführen, ebenso auf den coolen, einprägsamen Namen. Aber der Ausnahmewein zeigt auch deutlich, was der Portugieser zu leisten vermag – wenn man ihn denn lässt. Oder besser gesagt: wenn man ihn nicht lässt, wie er will, sondern rechtzeitig zurückstutzt.

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Mit hohen Erträgen ergibt die merkwürdige rote Sorte nämlich bloss einen fruchtigen, unkomplizierten Durstlöscher, nach roten Beeren duftend und dank nicht zu hohen Mostgewichten und animierender Säure erfrischend. Falls es überhaupt etwas gibt, denn die Trauben sind anfällig für diverse Rebkrankheiten, fallen leicht Botrytis, Echtem oder Falschem Mehltau zum Opfer.

Schneiders „Einzelstück“ und die Produkte anderer Pfälzer Spitzenwinzer entstehen also nur unter Mühen, sind aber im besten Fall von unverwechselbarem Kaliber: kraftvoll, mit Anklängen an dunkle Kirschen und Gewürze, aber dank vergleichsweise früher Reife der Beeren nie mächtig und sättigend.

Unklare Herkunft

Solche Fähigkeiten haben wohl dazu beigetragen, dass sich die Sorte über Jahrzehnte etablieren konnte – vor allem in der Pfalz. Von den knapp 3.700 Hektar, die deutschlandweit mit ihm bestockt sind, steht mehr als die Hälfte in Pfälzer Weinbergen, die Mehrzahl des Restes im benachbarten Rheinhessen.

Die Tendenz ist dennoch negativ, denn erstens machen ihm Sorten wie Syrah oder Merlot, aber auch der berühmtere Spätburgunder Konkurrenz, zweitens lockt der Name auf die falsche Fährte. Dass er eigentlich in Portugal wachse und importiert werde, glauben immer noch viele Verbraucher, denen man dann mühsam erklären muss, dass der Begriff Portugieser zwar auf eine Herkunft aus dem Land im Westen Europas hindeutet, dass diese aber nicht eindeutig belegt ist.

Tatsache bleibt, dass der österreichische Adelige Graf Fries, einst auf diplomatischer Mission im Westen Europas, schon im späten 18. Jahrhundert daheim Portugieser anpflanzte. Schon ein paar Jahrzehnte später war dieser im Kaiserreich Österreich-Ungarn populär, gelangte später nach Deutschland, etablierte sich schnell – bisweilen auch an der Ahr, in Franken oder anderen Anbaugebieten.

An den Grenzen des Landes war allerdings oft Schluss – in der Schweiz spielt er nur eine verschwindend kleine Rolle, in Österreich ist er, was die Bedeutung angeht, weder dem Zweigelt noch dem Blaufränkisch gewachsen.

Charakterkopf bei Tisch

Wer Portugieser zum Essen trinken möchte, muss erst mal eine Auswahl treffen, sollte sich die Weine genau anschauen. Den süffigen Portugieser von Theo Minges aus der Südpfalz könnte man zu einer Quiche mit grünem Spargel und getrockneten Tomaten, zu einer kraftvoll abgeschmeckten Geflügelpastete mit Pistazien oder zu gebackenem Schweinebauch servieren.

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Zum eleganten Vertreter des fränkischen Weinguts Benedikt Baltes oder zu Markus Schneiders würzigem „Einzelstück“ passen dagegen auch komplexere Gerichte auf der Basis von Rind oder Wild, vereint mit mediterranen Kräutern.

Und wer einen der besseren Pfälzer oder rheinhessischen Weissherbste aus Portugieser auftreibt, sollte sich die Frage stellen, ob es einen feineren zartroten Sommerwein gibt als diesen. Ein Hauch von Restzucker darf in solchen Fällen ruhig mal mitspielen …

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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