Roter Alarm für den Chianti
23. Dezember 2015 18:58ITALIEN (Toskana) – Das Chianti-Gebiet umfasst etwa ein Drittel der Toskana und reicht von Pisa im Nordwesten bis Montalcino im Südosten. Dazwischen gibt es schätzungsweise 2500 Weingüter. Dementsprechend gross sind auch die Unterschiede bei Qualität und Preis.
Der beste Chianti stammt aus der Gegend zwischen Florenz und Siena, dem ursprünglichen Anbaugebiet der vorwiegend verwendeten Traubensorte Sangiovese. Es hat mehrere Gründe, warum der Wein hier besonders gut gedeiht: die steinigen Böden, die hügelige Landschaft und das dadurch bedingte Klima – es gibt hier heisse und sonnige Tage, kühle Nächte und für italienische Verhältnisse kalte Winter, in denen es schneien kann.
Nur ein Chianti, der aus diesem ursprünglichen Anbaugebiet kommt, darf sich Chianti Classico nennen. Es handelt sich dabei um einen sogenannten D.O.C.G.-Wein (Denominazione di Origine Controllata e Garantita – kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung) ein Gütesiegel und ein Prädikat für italienische Spitzenweine, an strenge Produktionsvorschriften geknüpft.
Chianti Classico muss dementsprechend zu mindestens 80 Prozent aus der einheimischen Traubensorte Sangiovese bestehen sowie zu maximal 20 Prozent aus Cabernet Sauvignon und Canaiolo Nero.
Der schwarze Hahn
Im Laden ist hochwertiger Chianti leicht zu erkennen − das Konsortium Chianti Classico hat die Schutzmarke Gallo Nero (schwarzer Hahn) ins Leben gerufen. Ein entsprechendes Etikett auf dem Flaschenhals bürgt für die Qualität dieses Weins.
Das Konsortium hiess früher: „Consorzio del Gallo Nero“ und trägt heute die Bezeichnung „Consorzio del Marchio Storico“. Das Image für Weine mit dem Schwarzen Hahn ist – unabhängig von der Bezeichnung – wegen des hohen Qualitätsanspruches des Konsortiums weiter gestiegen.
Der Chianti war einen langen Weg gekommen. Er entstammt aus der gleichnamigen Region der Toskana, sein Name leitet sich vom etruskischen „Clante“ ab, dem Wort für Wasser. Die Weinkultur der Antike wurde im Mittelalter von Mönchen aufrechterhalten.
Die erste Erwähnung findet der Chianti-Wein im Jahre 1404 durch den Kaufmann Francesco Datini aus Prato. Cosimo III de Medici legte 1716 erste schriftliche Anleitungen über Gärmethoden und Mischverhältnisse fest und definierte das Chianti-Gebiet als geschützte Ursprungsbezeichnung. Sein Dekret legte die Grenzen fest und verbot, Weine aus anderen Bereichen „Chianti“ zu nennen.
Seit dem 19. Jahrhundert begann man, verschiedene Geschmacksrichtungen zu kultivieren. Mitte des 19. Jahrhunderts legte Baron Bettino Bercasoli den Grundstein für den modernen Chianti, indem er eine Mischung aus den Traubensorten Sangiovese (75 % für Bouquet und Kraft) und Canaiolo Nero (15 % zur Milderung) sowie verschiedenen weissen Sorten erschuf, den ersten Chianti Classico. Jahrzehntelanges Experimentieren war dem vorausgegangen.
War dann Mitte des vergangenen Jahrhunderts das Motto der Chianti-Winzer noch „Masse statt Klasse“ gewesen, so zwangen sie die steigenden Ansprüche der Weintrinker zum Umdenken. Seit den siebziger Jahren experimentierten die Önologen des Chianti-Gebietes mit neuen Methoden. Mit Erfolg: Gute Chianti-Weine geniessen heute auch bei Weinkennern einen vorzüglichen Ruf.
Eine magere Weinernte und knappe Reserven
Der Präsident des „Consorzio vino Chianti“, Giovanni Busi sieht drei Probleme: Sehr gute Weinlese, jedoch von geringer Menge, die Warenlager befinden sich unter 10 Prozent des Normalen und der Verwaltungsrat des Konsortiums hat beschlossen, dass für das Jahr 2015 die Marktemission am 1. März 2016 starten wird.
Welche Konsequenzen wird die Entscheidung des Konsortiums nach sich ziehen? Wir sehen uns mit einem Jahr konfrontiert von 14 Monaten. Das Konsortium möchte noch abwarten, um geeignete Massnahmen einzuleiten, damit der Markt nicht ohne Chianti bleibt.
Der Chianti wird zu 70 Prozent auf den ausländischen Märkten verkauft. Die Exportmärkte an die toskanischer Wein verkauft wird, sind von 91 auf 140 geschnellt, während der Volumen sich um 28 Prozent gesteigert hat, von 74,1 zu 94,8 Millionen Liter.
Bettina Wieland
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