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Wasser zu Wein in 15 Minuten

24. Mai 2016 13:41

USA (San Francisco) – Wasser in Wein verwandeln? Das klingt nach einem biblischen Wunder. Doch zwei Amerikaner, Alec Lee und Mardonn Chua, haben genau das versucht und Wein ganz ohne Trauben und langwierige Reifeprozesse produziert.

Von Ruth Preywisch

Wasser zu Wein - biblische Wunder im Labor
Wasser zu Wein – biblische Wunder im Labor

„Wir haben Wasser in Wein verwandelt, in nur 15 Minuten“, mit dieser Nachricht überraschten Alec Lee und Mardonn Chua die Welt. Die beiden Tüftler haben dazu keine Trauben gären lassen oder Hefe in Alkohol umgewandelt. Sie haben dem Wasser im Labor lediglich Ethanol, Zucker, Geschmacksstoffe und Gerbstoffe beigemischt.

Die Idee kam den beiden laut New Scientist beim Besuch eines Weinguts im kalifornischen Napa Valley im Jahr 2015. Wie Chua dem Magazin erzählte, sahen sie dort eine Flasche des berühmten Chateau Montelana, dem ersten kalifornischen Chardonnay, der 1976 bei einer Weinverkostung mit der französischen Konkurrenz mithalten konnte. „Diese Flasche hätten wir niemals kaufen können, den Wein niemals geniessen“, sagte Chua dem New Scientist.

Diese Erkenntnis brachte sie auf die Idee, eine einfachere Methode der Weinerzeugung zu erfinden. Im Labor untersuchten sie erstmal die Komposition verschiedener Weine, um dann mit Fruchtaromen und Ethanol-Mischungen eigene Experimente zu machen.

Die ersten Ergebnisse waren laut eigener Aussage fürchterlich. Sechs Monate später aber waren sie davon überzeugt, einen Moscato d‘ Asti imitiert zu haben, heute, wieder einige Versuche später, den Champagner Dom Pérignon. Mit diesem haben sie nun den Verkauf gestartet, der synthetisch hergestellte Champagner ist mit 50 Dollar pro Flasche weit billiger als der echte, der für rund 200 Dollar gehandelt wird.

Die Konkurrenz ist aber mehr als skeptisch. Alain Deloire, Direktor des nationalen Weininstituts an der Charles Sturt University in Australien nennt den Versuch gar den „totalen Nonsens“. Da weder Herkunft, noch Lage oder Reifeprozess vorlägen, sei das Produkt kein Qualitätswein und dürfe gar nicht als Wein bezeichnet werden.

Andere sind da aufgeschlossener. Der französische Winzer Julien Miguel zum Beispiel sieht in der chemischen Produktion durchaus interessante Aspekte. „Es wird spannend zu sehen, wie nah sie den Originalen kommen können“, sagte er.

Chua und Lee lassen sich von solchen Aussagen jedenfalls nicht verunsichern und sehen in ihrem Labor-Wein ein grosses Potential. „Wein wäre nicht das erste Getränk, dass chemisch produziert wird“, sagen sie. Limonade enthalte schon lange keine Zitronen mehr und auch Vanille sei längst von ihrer chemischen Imitation überholt. Erste Kritiken von Sommeliers zeigen aber, dass die Weinmacher bis dahin noch einen langen Weg vor sich haben. Lisa Grossmann, die den Moscato d‘ Asti der Aava Winery für den New Scientist testete verglich seinen Geruch mit dem eines Plastik-Fischs für das Schwimmbecken. Er schmecke zwar besser als er röche, aber den chemischen Plastikeindruck würde er nicht los.

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