Unterstützt von „Vinissima Frauen & Wein e.V.“ sowie Prof. Dr. Ruth Fleuchaus, Hochschule Heilbronn, Studiengang Weinbetriebswirtschaft, suchte das Genussmagazin selection erstmals die beste Riesling-Jungwinzerin Deutschlands.
Für die Teilnahme mussten pro Erzeugerin mindestens 4 Weine eingereicht werden. Nach drei Verkostungstagen stand die Siegerin fest: Carolin Hoffranzen vom Classischen Weingut Hoffranzen an der Mosel.
Chefredakteur Wolfgang Hubert hat der Gewinnerin ein paar Fragen gestellt und die Antworten quasi original wiedergegeben. Schließlich ist ja auch die Winzerin ein Original und unverfälscht.
Frau Hoffranzen, wie waren Ihre ersten Reaktionen auf die Info über Ihren beachtlichen Erfolg?
Diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen. Ihr Anruf hatte mich ehrlich gesagt sprachlos gemacht, und das kommt bei mir selten vor. Der Glückwunsch mit der Bekanntgabe dieser Auszeichnung freute mich so sehr, dass ich gleich meiner Familie diesen Erfolg mitteilen musste. Am Abend haben wir dann gebührend im engsten Familienkreis und unseren Mitarbeitern auf diese Auszeichnung angestoßen.
Doch mir ist bewusst, dass diese Auszeichnung nicht nur allein mir gewidmet ist, sondern meiner Familie und unserem tollen Team. Albert Schweitzer formulierte ein so treffendes Zitat auf meine Situation: „Nicht Erfolg ist der Schlüssel zum Glück, sondern Glück ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du gerne tust, was du tust, wirst du auch erfolgreich sein.“
Wir hatten vor ein paar Monaten Christian Nett, den „Besten Jungwinzer Deutschland“ des Vorjahres, befragt, wie er seinen Titel erfolgreich vermarktet hat. Wie werden Sie mit der Auszeichnung werben?
Werben werde ich mit dieser Auszeichnung in jedem Fall, allerdings muss ich mir noch Gedanken über die Art und Weise machen.
Wollten Sie schon immer Weine machen und welchen beruflichen Werdegang haben Sie?
Für mich war schon im Kindesalter klar, dass es für mich ausschließlich ein Leben in Verbindung mit Wein geben wird. Doch unklar war, ob ich ins elterliche Weingut einsteigen und dies auch übernehmen werde. Dies kam erst im Laufe des Studiums und diese Entscheidung habe ich bis jetzt in keinster Weise bereut – ganz im Gegenteil.
Ich liebe meinen Beruf, denn ich selbst darf meine Weinstilistik und die dafür erforderlichen Schritte festlegen und gemeinsam mit meiner Familie und unserem Team erarbeiten. Und dann wird man so „by the way“ mit dieser Auszeichnung gekürt. Was kann es Schöneres geben.
Wann haben Sie Ihre ersten Weine produziert?
Nach meinem Studium in Geisenheim verschlug es mich erst einmal nach Österreich. Dort arbeitete ich in einem ausgezeichneten Familienweingut, im Weingut Liegenfeld in Donnerskirchen. Hier bekam ich die Passion zur Vinifizierung, die ich dort auch ausleben konnte.
Doch im Sommer 2010 entschied ich mich zurück ins elterliche Weingut zu gehen und dort meine Visionen und Vorstellungen vom Riesling zu verwirklichen. Mit dem Jahrgang 2010 stellte ich mich unseren Kunden und der Weinwelt erstmals vor. Zugegeben, man verspürte Rassigkeit in diesen Weinen, die den Weinen eine Brillanz und Klarheit schenkte.
Doch für alle war zu spüren, dass im Classischen Weingut Hoffranzen ein frischer Wind wehte. Ich bekam viel Anerkennung von meinen Eltern, meiner Schwester und meiner gesamten Familie. Und auch Kunden haben sich gefreut, die neue Generation in den Weinen geschmacklich wahrnehmen zu können. Dies schenkte mir weitere Motivation zur Verwirklichung meiner Visionen vom Weinan- und –ausbau.
Welche Rebsorten stehen im Fokus und welche sind Ihre Favoriten?
Im Weingut bewirtschaften wir rund 10 Hektar Rebflächen. Die Königin der weißen Rebsorten steht ohne Zweifel bei mir im Fokus, denn sie ist die Rebsorte, der die Mosel ihren Erfolg weltweit zu verdanken hat. Den Riesling an den steilen Uferhängen der Mosel zu kultivieren ist mein oberstes Ziel, denn sie schenkt uns Trauben, welche eine ausgeprägte Mineralik aufweisen.
Die verschiedenen Nuancen der Mineralik aus den Weinbergslagen Mehringer Blattenberg und Mehringer Zellerberg überwältigen mich Jahr für Jahr aufs Neue und schenken mir neue Impulse.
Für mich ist es immer wieder beeindruckend, welches Kunstwerk die Natur uns schenkt, indem doch fast benachbarte Parzellen in einer Steilstlage im Mehringer Blattenberg solch ein unterschiedliches Spiel von Frucht und Mineralik, gepaart mit einer reifen Säure im Rückgrat, aufweisen. Dieses Spiel ist in all meinen Weinen zu erkennen und darauf bin ich sehr stolz.
Welche Weinstile bevorzugen Sie und was reizt Sie besonders bei der Arbeit?
Ich bin ein zielorientierter, doch spontaner Mensch und so arbeite ich auch im Keller. Ich liebe es filigrane, fruchtgeprägte und mineralische Rieslinge zu erzeugen. Im Keller arbeite ich eher im Hintergrund. Die Hauptrolle übernehmen bei mir die gärenden Moste und ich begleite sie auf ihrem Entstehungsweg zum Wein.
Den Grundstock für den Wein wird bei mir im Weinberg durch Selektion der Ernte gemacht. Dies kann auch dazu führen, dass ein Weinberg zwei bis dreimal durchlaufen werden muss, um immer wieder die für mich gewünschte Reife der Trauben zu ernten.
Die Weine wie Layterrassen und Contur sind Aushängeschilder für diese Art der Weinlese und Weinbereitung. Demnächst werde ich in mein erstes Holzfass investieren, vielleicht wird es im Jahr 2017 ein traditionelles Fuderfass oder doch eher ein Doppelstückfass.
Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Auf gar keinen Fall ausruhen, sondern weiter neue Ziele stecken und diese auch erreichen. Es bleibt weiterhin spannend. Und nun wünsche ich Euch ganz viel Spaß mit meinen Weinen!
Kontakt:
Classisches Weingut Hoffranzen
Schulstraße 22
54346 Mehring
Tel: +49 6502/84 41
info@weingut-hoffranzen.de
www.weingut-hoffranzen.de