Wacholderwunderland Deutschland. Weshalb kann eigentlich niemand wirklich erklären. Aber deutsche Brenner mischen auf dem Gin-Markt ganz vorne mit. Nicht in quantitativer Hinsicht, sondern in qualitativer. Denn die begehrtesten Gins kommen aus kleineren mittelständischen Destillerien und aus so genannten Garagen-Brennereien.
The Duke nennt sich etwa die Kreation der Münchner Daniel Schönecker und Maximilian Schauerte, die als bio-zertifizierter Betrieb die Kräuter und Gewürze aus rein biologischem Anbau beziehen. Ihr Munich Dry Gin enthält 13 Zutaten, für den bayerischen Einschlag sorgen dabei Hopfenblüten und Malz.
„Neben Koriander, Zitronenschalen, Angelikawurzel, Lavendelblüten, Ingwerwurzel, Orangenblüten und Kubebenpfeffer verwenden wir noch weitere Drogen“, so Maximilian Schauerte, der empfiehlt, den Duke Tonic auch mal mit einer Orangenzeste zu servieren, um das Aroma der Orangenblüten zu unterstreichen. 2012 wurde The Duke übrigens von unserem Magazin mit Gold ausgezeichnet.
Gin aus Bayern
Ebenfalls aus München kommt der Feel! Munich Dry Gin, den Korbinian Achternbusch im Nebenerwerb abfüllt. Seine Variante, von der es ein paar Hundert Flaschen pro Monat gibt, ist bio und dazu vegan, denn bei der Produktion verzichtet er auf Eiweißfilter.
„Von Hand werden, von mir selbst, alle Früchte und Gewürze sortiert und geprüft, bevor sie in den kupfernen Kessel kommen“, merkt der gelernte Textilreinigermeister an. Das Resultat schmeckt nach Heidel- und Aroniabeeren, Limetten und die anschließende leichte Note von Koriander wird von Lavendel eingehüllt.
Ebenfalls in Bayern, im Vorspessart, produziert die Feinbrennerei Simon´s neben einem klassischen Gin, den Gin next Level, eine Variante mit karibischem Einschlag. „Hier wird der Wacholder abgerundet durch wirklich exotische Drogen wie Tahiti-Vanillie, Tonka-Bohne, Piement und Lemon-Myrte. Der Rest bleibt ein Geheimnis“, meint Severin Simon dazu.
Bis zu 74 Zutaten
Reif für die Insel wird man dann beim Genuss des Spirit of Sylt oder, wie es groß auf den Flaschen steht, SOS. Geschäftsführer André M. Klöpper nahm dafür vor allen Dingen Essenzen von Rosen, die seinem Gin einen speziellen Geschmack verleihen, der sich am besten pur bei Zimmertemperatur erschließt. Nette Geste: Mit dem Verkauf wird das Sylter Tierheim unterstützt.
74 Kräuter und Essenzen aus 19 Ländern, von der Alpenregion über Madagaskar bis hin nach Indien, sind im Black Gin der Gansloser Destillerie J.G. Frey im schwäbischen Bad Ditzenbach-Auendorf enthalten. „Frische Wacholder erobern die Nase, umweht von feinen Zitrustönen, der Erinnerung an reife Orangen und frisch gezupften Kamilleblüten, im Mund dazu die Süße vollreifer Orangen sowie eine Spur Ingwer und Vanille“, beschreibt Holger Frey etwas verkürzt seinen Black und wünscht viel Spaß dabei, alle 74 Zutaten herauszufinden.
Etwas geheimnisvoller gibt sich die Preußische Spirituosen Manufaktur Berlin. Die Geschäftsführer Gerald Schroff und Prof. Dr. Ulf Stahl geben nur preis, dass bei ihrem Adler Berlin Dry Gin eine subtil komponierte Gewürzmischung das Wacholderaroma trägt und ihr Gin bis zu acht Monate in Steingutgefäßen lagert.
Der Ferdinand’s Saar Dry Gin dagegen enthält eine Infusion von Moselriesling, kombiniert mit weiteren Zutaten aus regionalem Anbau wie Schlehe, Hagebutte, Angelika, Hopfenblüte, Weinrose sowie Lavendel, der auf alten Rebflächen wächst, aber auch mit exotischen Botanicals wie Mandelschale, Koriander, Zimt und Ingwer.
Ziemlich neu am Markt ist der Windspiel Gin der Eifelion GmbH. Die Rheinland-Pfälzer in der Vulkaneifel um Geschäftsführerin Sandra Wimmeler brennen ihren Gin aus einer Maische regionaler Kartoffeln und verfeinern ihn unter anderem mit Zitrone, Koriander, Zimtrinde und Lavendel. Ein weicher, komplexer Gin, der auch nach Zitrusfrüchten und roten Beeren duftet.
Dagegen besteht der Madame Geneva Gin Blanc der Kreuzritter GmbH aus nur drei Botanicals, Wacholderbeeren, Koriander und Ingwer. Wem das zu puristisch erscheint, kann sich mit dem Madame Geneva Gin Rouge trösten, der neben 46 Zutaten auch einen Anteil Rotwein der Traube Primitivo von sehr alten apulischen Rebstöcken enthält.
Geheimwaffe aus dem Schwarzwald
Der bekannteste deutsche Gin jedoch kommt von den Black Forest Distillers. Ihr Monkey 47 steht bereits in sehr vielen Bars und ist auch im gut sortierten Handel erhältlich. „Der eigentliche Clou ist die Verwendung einer echten Schwarzwälder Geheimwaffe, nämlich frische Preiselbeeren“, berichtet Geschäftsführer Alexander Stein.
Der Monkey mit 47 Botanicals lagert in traditionellen Steingutgefäßen und duftet auf Eis unter anderem nach Bergwald, Zitrusfrüchten und Preiselbeeren. Oder, wie es der Brenner Christoph Keller formuliert: „Es ist eine waghalsige Kombination aus heimischen Kräutern und Schwarzwaldbeeren sowie exotischen Botanicals aus dem asiatischen Raum.“
Einige Produzenten bieten dazu noch limitierte Gins, die dann schon einmal einen dreistelligen Eurobetrag kosten können, wie etwa der Monkey 47 Distiller’s Cut. Es hat den Eindruck, dass die deutschen Ginspezialisten den Single Malts zumindest aus preislicher Hinsicht die Stirn bieten wollen. Wie auch immer, viel Spaß mit den GINspirationen made in Germany.
Ist schon schade, wenn ein Gin, wie der "5continents-Hamburg Dry Gin",so gar nicht genannt wird.
Zum einen ist er mehrfach international prämiert und zusätzlich erhielt er Gold beim "selection-Spirituosenwettbewerb", wo nur Top-Spirituosen prämiert wurden.