Die grosse Weinpräsentation des regionalen Verbandes der Prädikatsweingüter im Kloster Eberbach setzte mit dem diesjährigen Gastland auf die Unterschiede.
Unterschiedlicher können zwei Weinregionen kaum sein als der Rheingau und Portugal. Der Rheingau steht für Riesling und Spätburgunder, die reinsortig in die Flasche kommen. In Portugal wiederum stellt man gerne die grosse Rebsortenvielfalt heraus: mehr als 250 autochtone Varietäten sind hier zu finden, und so manche internationale Sorte mischt sich darunter.
Dazu kommt, dass in keinem anderen Weinland der Gemischte Satz so verbreitet ist wie in Portugal. Bei dieser Anbauart werden mehrere Rebsorten zusammen in einem Weinberg angebaut und auch gemeinsam vinifiziert.
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Im Rheingau dominiert der Riesling mit rund 78 % der Rebfläche. Die weisse Rebsorte wird hier auch gerne die „Königin“ genannt. Auf kargen Steinböden kann sie ebenso Spitzenweine hervorbringen wie auf reichhaltigen Lehmböden.
In Portugal wiederum werden mehrheitlich rote Sorten angebaut – einmal abgesehen von einzelnen Regionen wie dem Vinho Verde. Fragt man, der Vielfalt zum Trotz, die portugiesischen Winzer, welche wohl die Parade-Rebsorte ihres Landes sei, fällt die Wahl nahezu einstimmig auf Touriga Nacional. Diese hochwertige Sorte bringt dichte und farbintensive Rotweine hervor, die langes Lagerpotenzial versprechen, und ist zudem eine der wichtigsten Sorten für Portwein.
Top-Rieslinge vom Jahrgang 2014: nicht einfach, aber machbar
Bei der Grossen Weinpräsentation des VDP Rheingau im Kloster Eberbach stand mit dem Gastland Portugal in diesem Jahr daher weniger ein Vergleich, sondern mehr der Kontrast im Vordergrund.
Die Rheingauer Prädikatsweingüter präsentierten dabei die Top-Rieslinge des Jahrgangs 2014 und ausgesuchte Spätburgunder. Den Einstieg in das Premiumsegment der Rheingauer VDP-Weingüter bilden die Charta-Weine. Bei ihnen handelt es sich um trockene Gutsrieslinge, für die das Lesegut aus besten Lagen stammen muss. Sie sind schon früh zugänglich und beeindrucken mit Klarheit, Frische, leichter Fruchtigkeit und harmonischer Säure.
Die Grossen Gewächse, also die trockenen Lagenrieslinge aus den qualifizierten VDP Grossen Lagen, lassen bei der Verkostung eineinhalb Jahre nach der Ernte ihr Potenzial erahnen. „Ein Grosses Gewächs trinke ich nach fünf bis zehn Jahren, ihnen muss man die Zeit zum Reifen geben“, sagt etwa Sebastian Reifert, Winzer beim Weingut Robert Weil.
„Bei der Lese in dem feuchten Jahr 2014 war es wichtig, gut zu selektieren, um Fäulnis zu vermeiden“, sagt Alexander Johannes Jung vom Weingut Jakob Jung. Der Wein dieses Jahrgangs sei noch recht verschlossen, „der 2015er ist jetzt schon deutlich weiter, als es der 2014er zu dem Zeitpunkt war.“ Dennoch bildeten gerade Jahrgänge, die zunächst als nicht ganz einfach galten, mit längerer Lagerung oftmals eine ganz neue Qualität aus.
Neben dem Charta-Riesling und dem Grossen Gewächs präsentiere das Weingut auch seinen 2010 Alexander Johannes Spätburgunder trocken, der nach 24 Monate Barrique-Reife und zwei Jahren in der Flasche mit sehr eleganter Würze und zarten Tanninen ins Glas kommt.
Auf biologischen Anbau setzt seit 2010 das Weingut Barth. Winzer Norbert Barth nutzt keine Herbizide und keine künstlichen Dünger – auch der eigenen Gesundheit zu Liebe, wie er sagt. Dafür wachsen zwischen den Reben Wildkräuter, die in regenreichen Jahren überschüssiges Wasser aufsaugen und so Schimmelpilz-Befall vorbeugen.
„Der Jahrgang 2014 ist deshalb bei uns fantastisch geworden“, schwärmt er. Sein Charta-Riesling dieses Jahrgangs mit einem harmonischen Süsse-Säure-Verhältnis zeugt davon. Beim 2013 Schönhell Riesling trocken Grosses Gewächs fallen mineralische und würzig-kräuterige Noten auf – „auch das kommt durch die Begrünung im Weinberg.“
Portugals Vielfalt: mal kräftig, mal elegant
Auf der anderen Seite des Saales zeigten die portugiesischen Hersteller einen Querschnitt durch das Weinangebot ihres Landes. Die Quinta de Chocapalha aus der Region Lisboa z.B. setzt auf einen langen Ausbau ihrer Rotweine im französischen Holzfass.
Dabei geraten die Weine mal kräftig, ausdrucksstark und kräuterig wie der 2011 Quinta de Chocapalha Red, mal weich und harmonisch wie der 2012 CH by Chocapalha, einem reinsortigen Touriga Nacional. „Seine Eleganz bekommt er vom Terroir, mit gemässigtem Klima und kühlendem Wind vom Meer her“, erklärt Alice Tavares, die mit ihrem Mann Paolo das Weingut führt. Die Önologin des Weingutes ist ihre Tochter Sandra.
Eines der bekanntesten Weingüter im Alentejo ist Esporão. Vor acht Jahren erwarb der Inhaber José Roquette auch die Quinta dos Murcas in der Region Douro, aus der er ursprünglich stammt.
Im Kloster Eberbach präsentierte der Erzeuger Weine aus beiden Regionen: Die 2014 Esporão Reserva Branca Alentejo IGP aus weissen Rebsorten reift im Holzfass. Nach einer fruchtig-frischen Nase folgt bei ihr ein cremiger Schmelz, der aus sechs Monaten Holzfass-Reife resultiert. Der Topwein der Range ist der 2011 Quinta dos Murcas Reserva Porto e Douro IGP, der kräftige Tannine und kirschige Fruchtnoten aufweist. Dieser Blend aus sechs autochtonen Rebsorten wird mit der Hand gelesen und reift zwölf Monate in Eichenfässern.
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Ein Exot im Alentejo ist das Weingut Cima de Cortes. Inhaber sind der Däne Hans Jörgensen und seine Frau Carrie aus Kalifornien. Sie sind der Meinung, dass die Besonderheiten der Rebsorten durch reinsortige Weine herausgestellt werden sollten.
Natürlich muss ein Touriga Nacional dabei sein – dieser wird aber nur in guten Jahrgängen produziert, wie der vorgestellte 2012er. Eine besondere Schwäche haben sie aber für die internationale Sorte Syrah. Handgelesen kommt sie solo in den Incógnito, ein komplexer Wein mit kräftigen Tanninen von der Barrique-Reife, saftigen Beerenaromen und fleischigem Körper.
Süsses zum Abschluss: Portwein oder Beerenauslese?
Süssweine von Weltruf haben sowohl der Rheingau als auch Portugal zu bieten. Auf der einen Seite gab z.B. das Weingut Prinz von Hessen seine 1990er Beerenauslese aus der Lage Winkeler Hasensprung in die Verkostung: Eine Rarität mit reifer süsse, exotischen Fruchtnoten und cremig-würziger Textur.
Auf der einen Seite stand ein Tawny Port von Graham’s, der 20 Jahre im Eichenfass reifte und dessen Aromen an Rosinen, Honig und Nuss erinnern. Beides elegante Begleiter zu Dessert oder Käse – nur auch hier eben wieder: ganz anders.