Spezialitäten existieren viele im schweizerischen Kanton Wallis, doch die weisse Sorte Petite Arvine gilt als die eigenwilligste unter allen. Ihre Anbaufläche steigt seit Jahren, die Walliser möchten sie schützen lassen. Der Geschmack nach Salzzitrone und Passionsfrucht sollte allerdings weltweit für Furore sorgen.
Mit der Petite Arvine geht es den Weintrinkern wie allenfalls noch mit Riesling oder Gewürztraminer. Wer sie einmal in guter Qualität getrunken hat, vergisst ihren Goût sein Leben lang nicht mehr. Anklänge an Grapefruit und Ananas sind zu schmecken, Aromen von Passionsfrüchten, aber auch florale Akzente und, im Mund, eine phänomenale Salzigkeit.
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Zumindest dann, wenn die Winzer nicht auf die Idee kommen, zu spät zu lesen oder den Säureabbau zu forcieren. Auch die richtige Lage gehört dazu, vor allem im Wallis, wo der Löwenanteil der Petite-Arvine-Reben wächst. «Boden und Mikroklima sind recht prägend für diese Sorte», sagt der Walliser Winzer Olivier Mounir von der Cave du Rhodan. Zu viel Regen möge die Rarität nicht, zu wenig ist auch nicht förderlich. Von schweren Böden gar nicht zu reden.
Warum sich die Mimose nicht ausgebreitet hat, ist mit diesen hohen Anforderungen zumindest teilweise zu erklären. Im Wallis selbst vervierfachte sich die Anbaufläche binnen zweier Jahrzehnte auf heute mehr als 180 Hektare – keine Kleinigkeit, wenn man sie mit den Mikroparzellen in den anderen Teilen der Schweiz vergleicht.
In Genf, Neuenburg oder der Waadt stehen jeweils nur ein paar Rebstöcke, nur äusserst selten wird man einen Petite Arvine aus diesen Kantonen kosten können. Ausserhalb der Eidgenossenschaft ist sie ohnehin kaum zu finden, nur in Ausnahmefällen entdeckt man sie in Frankreich, wo ihr Anbau lediglich als Vin de France erlaubt ist. Ihn anderswo in der Welt auszuprobieren, in grösserem Massstab, wäre ein Projekt, an das sich noch niemand herangetraut hat.
Arvine gleich Petite Arvine
Es ist nachvollziehbar, dass die Walliser die Petite Arvine, auch einfach als Arvine bezeichnet, als eine der Ihren betrachten. Sosehr, dass sie sogar auf die Idee kamen, den Namen schützen zu lassen. Experten winkten aber ab, denn in Wirklichkeit dürfte Petite Arvine nicht im Wallis entstanden, sondern aus dem heute italienischen Aosta-Tal importiert worden sein.
Von einer einheimischen, einer autochthonen Sorte zu sprechen, ist deshalb zumindest missverständlich. Aber diese Diskussion muss man nirgendwo weniger führen als in Fully. Die Hochburg der Petite Arvine im Wallis veranstalte gerade erst den Salon de la Petite Arvine, liess nicht weniger als 14 Aussteller ihre Petite-Arvine-Spezialitäten vorstellen.
Petite Arvine für Kenner
Ähnlich dem Riesling oder dem Chenin Blanc lassen sich aus Petite Arvine beide Weintypen keltern: die ganz trockenen oder jene, die eine seidig wirkende Süsse mit Frische verbinden.
Gérard Dorsaz aus Fully ist für seinen trockene Ma Petite Arvine, lange auf der Hefe gereift, ebenso bekannt wie für den leicht süssen mi flétri.
Passt übrigens mit seinen frischen Zitrusaromen ausgezeichnet zu Hartkäse oder marinierten Beeren, während man die trockene Petite-Arvine-Variante auch zu orientalischen Gerichten oder zu einem exquisiten Käsefondue reichen kann.
Die Domaines Rouvinez überzeugen regelmässig mit ihrer Petite Arvine aus der Linie Château Lichten – einer, die sich gut mit Meeresfischen, aber auch Muscheln und Krustentieren verbindet. Ein etwas kräftigerer Kandidat wächst auf den Hängen bei Salgesch: Die Petite Arvine 2015 der Cave du Rhodan erhielt unlängst Gold am Decanter World Wine Award 2017.
Das Winzerehepaar Olivier und Sandra Mounir verfolgt konsequent einen nachhaltigen Weg, nennt es enkeltaugliche Landwirtschaft. Sämtliche Reben werden mit biologischem Pflanzenschutz bewirtschaftet, ein Teil sogar biologisch-organisch oder biodynamisch begleitet.
Den Mounirs ist die Gesundheit ihrer Böden wichtig, sie zeigen Respekt vor einer intakten Natur in Kombination mit modernster Technik. Eine Philosophie, die sich klar in ihren charaktervollen Weinen widerspiegelt.
Option Süsswein
Bereits über die Grenzen der Schweiz bekannt sind die Süssweine der Walliser Winzerin Marie-Thérèse Chappaz. Sie ist Mitglied in der Schweizer Vereinigung Mémoire des Vins Suisses, der Schatzkammer des Schweizer Weins. Hier werden von verschiedenen Spitzenwinzern der Schweiz Weine über mehrere Jahrgänge eingelagert und dann der Öffentlichkeit an Verkostungsanlässen präsentiert.
Marie-Thérèse Chappaz ist nicht zufällig seit dem Weinjahrgang 2000 mit ihrer Petite Arvine Grain Noble vertreten. Ihre Reben wachsen auf Granit und werden biodynamisch bewirtschaftet. Dank der Südlage erhalten die Reben viel Sonne und Wärme, so dass reife und gehaltvolle Süssweine entstehen.
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Die Vergärung des Traubenmostes erfolgt übrigens für vier bis acht Wochen mit wilden Hefen in Barriques, die in Weinberg und Weinkeller natürlich vorhanden sind, danach erfolgt ein Ausbau von 24 Monaten auf der Hefe im Holz. Der Jahrgang 2014 überzeugt mit Eleganz und Klarheit, ist gleichzeitig sanft und geschmeidig, mineralisch und lang.
Sowohl die Zitrusnoten und der Anklang an frischen Rhabarber als auch das Finale, das Erinnerungen an Karamell weckt, zaubern jedem Geniesser ein Lachen ins Gesicht. Ein Süsswein für alle Gourmets, die Foie Gras mögen, doch auch die Kombination mit Ziegenkäse sollte nicht unversucht bleiben.