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Schweizer Wein – Junges Blut mit neuen Ideen

Schweizer Wein – Junges Blut mit neuen Ideen
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Die Schweizer Weinszene verjüngt sich rapide. Sei es im Tessin, im Wallis, in Graubünden oder im Kanton Aargau – in fast allen Weinbauregionen kommt es vermehrt zur Übergabe der oft alteingesessenen renommierten Winzerbetriebe der Eltern an deren Söhne und Töchter. Doch damit nicht genug. Die jungen Winzer gründeten vor wenigen Jahren ihren eigenen Verein «Junge Schweiz – neue Winzer».

Seit 2010 treffen sich die rund 33 Mitglieder regelmässig, verkosten gemeinsam und tauschen sich über die gemachten Erfahrungen im Weinberg und im Keller aus. Auch die nächsten Veranstaltungen werden geplant. Was den jungen Winzern gemeinsam ist: Sie sind alle unter 40 Jahre alt. Danach endet die aktive Mitgliedschaft.

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Viele von ihnen sind nach dem Önologiestudium weit gereist. Verfügen über Auslandspraktika in Australien, Neuseeland, Südafrika oder Kalifornien und Chile. Andere machten Halt in der Provence, im Burgund oder bei Bordeaux. Natürlich erweitert bereits das Arbeiten in einem anderen Weinbaukanton den eigenen Erfahrungsschatz. Denn die Wetter- und Bodenbedingungen und auch die Rebsorten sind beispielsweise im Wallis nicht mit dem Aargau zu vergleichen.

Gemeinsame Treffen und Degustationen
Gemeinsame Treffen und Degustationen

Es sind diese Herausforderungen und die schnelllebige Marktwirtschaft, die einen starken gemeinsamen Auftritt erfordern. Doch alleine aus diesen Gründen wären die Jungwinzer nicht derart erfolgreich, wie sie es sind. Es sind auch Werte, wie Inspiration, Querdenken, Mut, Nachhaltigkeit und vor allem ein freudiges Lachen, auf welches Besucher bei Veranstaltungen treffen.

Ein solches Lachen erlebt man bei Alain Schwarzenbach. Er hat in den letzten Monaten den seit Generationen bekannten Weinbaubetrieb seiner Eltern Hermann „Stikel“ und Cécile Schwarzenbach bei Meilen am Zürichsee übernommen.

Zusammen mit seiner vifen Lebenspartnerin Marilen Muff, die neben der Winzerslehre auch ein Diplom in Marketing innehält, führen sie beide das Weingut in die Zukunft. Ihre Steckenpferde sind der Räuschling, der Riesling-Sylvaner und der Pinot Noir.

Ebenfalls auf Zürcher Weinbauboden liegt der Winzerkeller der Familie Strasser. Landesweite Aufmerksamkeit erlangte vor einigen Jahren ihr Sauvignon Blanc mit einer unglaublichen Frische, Geschmacksvielfalt und Trinkfreude. Als das Töchterchen Nadine Schritt für Schritt in die Fussstapfen ihres Vaters trat, bemerkten Weinfreude schon bald einen Wandel im Stil der Weine.

Heute trägt sie mit Ehemann Cédric Besson-Strasser Verantwortung über Weinberge und
–erzeugnisse. Sie beide haben sich dem biodynamischen Weinbau verschrieben und den gesamten Betrieb auf Demeter umgestellt.

Auch der neue Shootingstar aus dem Aargau, Quereinsteiger Tom Litwan, produziert seine Weine auf biodynamischem Weg. Er ist einer jener Jungwinzer, die nicht einen elterlichen Betrieb übernommen haben, sondern seine Riesling-Sylvaner- und Pinot Noir-Trauben in Pacht kultiviert. Dabei entstehen charaktervolle Weine, die manchen erstaunen, das eigene Weinvokabular herausfordern und einige Ergänzungen zulassen.

Jungwinzer aus der ganzen Schweiz kommen zusammen
Jungwinzer aus der ganzen Schweiz kommen zusammen

Es sind solche Weine, die heraustreten aus dem bisher engen Korsett des «So-muss-es-sein-und-nicht-anders» und den Weinenthusiasten im heutigen Meer der süssen Beerenbomben mit Eleganz, Feinheit und Tiefe überraschen und inspirieren.

Ein weiteres Erstaunen bietet sich beim Verkosten des Chasselas von Marylène und Louis Bovard-Chervet vom Château de Praz am Ufer des Murtensees.

Das Weingut erzeugt einen Chasselas von einer ungeahnten, feinen Eleganz und einer Nase nach Lindenblüten, Birne und Anklängen an Pfirsich. Fast könnte man geneigt sein, hier den Beginn eines Revivals der weissen Schweizer Paradesorte zu vermuten.

Das hätte sie auch dringend nötig. Denn seit der Öffnung der Grenzen für den internationalen Weinhandel geht es dem Chasselas an den Kragen. Jahrzehntelang wurden die dank biologischem Säureabbau oft als mild wahrgenommenen Weine aus der Westschweiz zu fast jedem Apéro und natürlich auch zu jedem Fondue ausgeschenkt.

Doch durch die frisch-fruchtige Konkurrenz wie etwa der Sauvignon Blanc-Traube, erlitt die Nationalheldin klare Einbussen und trifft den Geschmacksnerv der neuen Generation an Weintrinkern nicht mit ihrer zeitweise bloss an Hefe erinnernden Aromatik.

Ebenfalls im Kanton Aargau tätig, modernisiert Michael Kaben als neuer Geschäftsführer die Weinbaugenossenschaft Döttingen. Bereits nach wenigen Monaten sind Weinkeller und Gebäude umgebaut, die Etiketten neugestaltet und auch die Weine schmecken schon heute einen Touch anders. Kaben fackelt nicht lange rum, sondern setzt seine Ideen konsequent um.

Dass er einen hohen Anspruch an die Qualität der Trauben inneträgt und die zuliefernden Winzer hier nochmals neu gefordert werden, liegt da auf der Hand. Doch die positiven Rückmeldungen der Kundschaft geben dem jungen Winzer recht. Es bleibt spannend, wie sich seine Pinot Noir-Linie weiterentwickeln wird.

Ganz im Süden des Landes, an der Grenze zu Italien, übergibt ebenfalls ein Vater die Verantwortung an den Sohnemann. Jonas Huber kümmert sich künftig verstärkt um den Chardonnay und vor allem um den Merlot. Sein Vater Daniel Huber wurde mit seinem «Montagna Magica» schweizweit bekannt. Dieser Top-Merlot hat deutlichen Wiedererkennungswert und trägt die Handschrift eines der bekanntesten und liebenswertesten Weinmacher der Schweiz.

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Insbesondere bei einer solchen Stabsübergabe fragt sich der Weinkenner: Wie werden wohl die nächsten Jahrgänge? Doch bei HuberVini kann man sich entspannt zurücklehnen und abwarten. Denn der Chardonnay von Sohn Jonas überzeugt bereits heute mit einer eigenen differenzierten und sanften Machart.

Die Tour de Suisse ist damit noch lange nicht fertig. Neben der Vereinigung «Junge Schweiz – neue Winzer» trifft der Interessierte heutzutage bei so mancher Weinverkostung auf junge Menschen, die ihrer Berufung folgen und das Weinmachen mit einem noch nie dagewesenen Wissensstand, einer Weltoffenheit und dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch verfolgen. Sie sind die neue Generation, die, dank der Vorarbeit ihrer Eltern, dem Schweizer Wein ein neues Gesicht geben. Sowohl im Inland, als auch im Ausland.

Über den Autor

Seit vielen Jahren ist Cécile Richards als Fachfrau für Wein und Kulinarik aktiv, journalistisch, beratend und erklärend. Die Weinakademikerin lebt in der Nähe von Zürich und interessiert sich nicht nur für gealterten Schweizer Chasselas, sondern auch für Schaumweine und spannende Begegnungen mit Winzern und Köchen.

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