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Weinbau am Kap – Bio, Bio und noch mehr Bio

Weinbau am Kap – Bio, Bio und noch mehr Bio
Copyright Watercloof

Die Voraussetzungen sind down under gut für biologischen Weinbau: Am Kap ist es im Sommer warm bis heiss, vom Atlantik weht oft eine Brise herüber. Warm-feuchte Klimaperioden, in Deutschland bisweilen ein Problem, machen den südafrikanischen Winzern selten Sorgen. Interessieren sich mittlerweile viele Produzenten für Organic Wines, sind die Verfechter biodynamischer Methoden allerdings noch rar.

Waterkloof ist nicht gerade das sympathisch-bescheidene Aussteigerweingut. Eines, in dem engagierte Kleinwinzer die Methoden von Rudolf Steiner studieren und handgestrickte Weine abfüllen. Waterkloof ist ein imposantes Anwesen aus Glas und Beton, hoch über der Ebene. Ein Raumschiff, sagen die Spötter, ein Vorbild für die Verbindung von nachhaltigem Tourismus und beeindruckenden Weinen, sagen die Fans.

Auf einen Blick: Empfehlenswerte südafrikanische Bio-Weingüter

Dass gerade hier oben konsequent biodynamisch gearbeitet wird, dass Präparate getestet werden, wie kaum anderswo im südafrikanischen Weinbau, ist Inhaber Paul Boutinot und Farm Manager Christiaan Loots zu verdanken. Biodynamie ist nämlich nichts, was man so einfach vor sich hin betreibt. Erst recht nicht in Südafrika, wo einem wahrlich genug Herausforderungen begegnen.

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Mal fällt der Strom aus, dann sinkt der Rand, die heimische Währung, gegenüber Euro und US-Dollar – was die dringend benötigten Importe umso teurer macht. Fässer, Motoren, Kellertechnik werden nämlich vor allem aus dem Ausland eingeführt.

Vorzüge und Herausforderungen

Auf dem Gut Watercloof setzt man statt Dieselmotoren auf Muskel- und Pferdekraft
Auf dem Gut Watercloof setzt man statt Dieselmotoren auf Muskel- und Pferdekraft

Auch das Wasser ist ein Problem. „Wir hatten noch gar keinen richtigen Winter“, seufzt Loots, der das 120 Hektar umfassende Anwesen zu einem ganzheitlich arbeitenden Betrieb gemacht hat. Die Monate Juni, Juli und August bringen sonst eine ganze Menge von dem, was im Verlauf von Frühjahr, Sommer und Herbst für die Bewässerung der Reben benötigt wird. Doch 2015 sah in dieser Hinsicht weniger gut aus, die Reservoirs sind längst nicht in genügendem Masse gefüllt.

„Wir sind sicher, dass in den nächsten Monaten noch Regen fällt“, beschwört Johann Reyneke, auch einer der biodynamisch arbeitenden Winzer am Kap und bekannt als der surfende Philosoph der Szene. Die bislang spärlichen Niederschläge haben auch Folgen für die Anbaupraktiken auf Waterkloof. Das derzeit noch üppige wuchernde Grün zwischen den Rebzeilen wird dort nicht mehr lange stehen, die Wasserkonkurrenz für die Reben ist zu gross.

Biodynamisch heisst eben auch, dass man nicht einfach grosse Pläne verfolgt, sondern auf die Bedingungen des Jahrgangs eingeht, sich anpasst an die Natur. Beobachtungsgabe ist wichtig, die Einbeziehung der Mitarbeiter ist es auch. Auf Waterkloof arbeitet man schon seit 2008 mit Pferden; jeweils mehrere Farmer sind für eine Parzelle zuständig, pflügen mit dem Gaul, lockern die Böden. Was nicht nur ein Spass ist, sondern besonders sorgfältige Arbeit ermöglicht und gleichzeitig günstig erscheint.

„Biodynamische Bewirtschaftung ist nicht nur gut für die Natur, sondern rentiert sich auch ökonomisch“, sagt Winzer Reyneke. Pferde verbrauchen zwar Futter, müssen aber nicht mit teuer importierten Ersatzeilen repariert und mit Diesel befüllt werden. Menschliche Arbeitskraft wiederum ist in Südafrika deutlich günstiger als im Hochlohnland Schweiz. Die auf Bio-Weise gepflegte Natur wiederum lässt sich besser vermarkten als mit konventionellen chemischen Mitteln, gar mit Glyphosat behandelte Weinberge.

Jonathan Grieve von Avondale, auch einer der von biodynamischen Pratiken überzeugten Winzer, fördert beispielsweise die Vogelvielfalt auf der Farm. So was gefällt auch den Touristen, die nur mal schnell picknicken, einen Lunch einnehmen oder ein paar Weine verkosten wollen.

Apropos Restaurant: Dessen Abfälle werden auf Waterkloof auch in den Kreislauf eingespeist. Fischabfälle beispielsweise lässt Christian Loots in Fässern und Glasballons unter freiem Himmel fermentieren, gewinnt aus ihnen ein Präparat, das er im Weinberg versprüht. „Die Reben lieben das.“ Auch all das, was er aus Hühnermist und Kompost so herstellt. „Riechen Sie mal – alles sehr angenehm.“

Qualität als Folge

Der Hauptsitz des Guts Watercloof - hoch über den Weinreben
Der Hauptsitz des Guts Watercloof – hoch über den Weinreben

Bio-Methoden verhelfen natürlich nicht automatisch zu erstklassigen Weinen, doch schaden kann die genaue Beobachtung der Vorgänge im Weinberg nicht – im Gegenteil. Auf Waterkloof werden überdurchschnittlich präzise Sauvignon blancs vinifiziert, auch der Cinsault ist eine Bank.

Reyneke wiederum gilt als Geheimtipp für alle, die sich für Weissweine interessieren, die ganz aus teilweise aus Chenin blanc entstehen – was die Bedeutung seiner tiefgründigen Roten nicht schmälert. Und auch Laibach, „nur“ biologisch arbeitend, ist berühmt für seine feinen, eleganten Rotweine, die Finesse mitbringen und Frucht gleich dazu und, nicht selbstverständlich, eine animierende Säure.

Winemaker Francois van Zyl grinst. Nein, von Michel-Rolland-Weinen halte er nichts. Keine Blockbuster, mächtig und dunkel, von denen man allenfalls das erste Glas, aber niemals die Flasche trinken möchte. Solche mächtigen Tropfen wird man bei Bio-Erzeugern eher selten finden, so viel steht fest.

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Wer sich Gedanken um Präparate, Rudolf Steiner, den Bewuchs im Weinberg und bestmöglichen Kompost macht, wird nicht so schnell in Versuchung kommen, im Keller nach 08/15-Methoden zu verfahren.

Empfehlenswerte südafrikanische Weingüter, die nach biologischen und/oder biodynamischen Methoden arbeiten:

Waterkloof, www.waterkloofwines.co.za

Avondale, www.avondalewine.co.za

Reyneke, www.reynekewines.co.za

Laibach, www.laibachwines.com

Scali, scaliwines.wordpress.com

Über den Autor

Wolfgang Faßbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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