Gemeinsamkeiten zwischen dem argentinischen und dem chilenischem Weinbau existieren viele. Doch bei genauem Hinsehen gibt es auch jede Menge Unterschiede, die einiges mit dem Klima, aber auch vieles mit den Traditionen zu tun haben. Während sich die chilenischen Winzer für Carmenère begeistern, geht den Argentiniern nichts über Malbec.
Chile ist anders, schon beim Blick auf die Rebstöcke. Denen fehlt nämlich in aller Regel das, was auf die Pflanzen der meisten restlichen Anbaugebiete dieser Welt zutrifft: die Pfropfstelle. Dort, wo üblicherweise die jungen Reben zurechtgeschnitzt und auf eine andere Unterlage aufgepfropft werden, ist auch noch nach Jahren eine Art Nahtstelle zu erkennen.
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Pure Notwendigkeit, um der Verbreitung der Reblaus entgegenzuwirken, um die Pflanze zu schützen, seit die gefrässigen Kleintiere ab Mitte des 19. Jahrhunderts aus den USA nach Europa und infolgedessen auch in andere Teile der Welt eingeschleppt wurden.
An den resistenten sogenannten Unterlagsreben beisst sich das Insekt nämlich die Zähne, besser gesagt den Rüssel aus, kann sie nicht schädigen. In Chile allerdings ist diese Vorsichtsmassnahme nicht notwendig, die Reblaus vermochte nie einzudringen, der weitaus grösste Teil der existierenden Reben ist also wurzelecht, allerdings existieren auch gepfropfte Reben.
Sorgenfreier Weinbau
Doch es ist ja nicht nur die Reblaus, auch als Phylloxera bekannt, die Chile in Ruhe lässt, auch andere Krankheiten fehlen. Peronospora, der Falsche Mehltau, ist ebenso unbekannt wie eine eher moderne Plage wie Pierce’s Disease.
Sorgen machte, bis zur Einführung der modernen, temperaturkontrollierten Vergärung, allenfalls die Wärme; frische Weissweine, gewonnen aus Chardonnay oder Sauvignon Blanc, haben sich in Chile erst in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten durchgesetzt.
Noch beliebter als die weissen Sorten sind allerdings die roten. Cabernet Sauvignon natürlich, für viele Kellereien der natürliche Hauptbestandteil hochwertiger Rotweine, aber auch Merlot. Immer beliebter wird Carmenère, eine Sorte, mit der Chile auftrumpfen kann, seit sie als eigenständig erkannt wurde.
Noch vor wenigen Jahren wurde sie in der Statistik gar nicht geführt, sondern als Merlot angesehen, inzwischen sind die Chilenen mächtig stolz auf kraftvolle Carmenères.
Ob die besten Weine aus dem Maule Valley, dem Maipo Valley oder dem Colchagua Valley stammen, ist Ansichtssache, zumal auch weiter südlich, etwa im Bío-Bío oder im Norden des langgestreckten Staates, Weinbau betrieben wird. Die meisten Reben allerdings stehen im Valle Central, die meisten Kellereien sind von Santiago de Chile aus schnell erreichbar.
Argentinien mit Ameisen
Eine deutliche Konzentration ist auch dem Weinbau des Nachbarlandes anzumerken. Selbst wenn in den meisten Regionen Argentiniens ein paar Reben wachsen, sogar im weit südlich gelegenen Patagonien, sind mehr als 90 Prozent aller Flächen in der Region Cuyo zu finden, vor allem in Mendoza.
Eine Weinbauregion, die vor allem durch ihre Höhe beeindruckt, denn dort, wo man in Europa oft die Grenze für kommerziellen Weinbaus sieht, bei rund 800 Metern über dem Meeresspiegel, geht es in Mendoza erst los. Auch weit über 1.000 Meter sind kein Hindernis für den Rebbau, und in den Valles Calchaqíes im Nordwesten Argentiniens geht es bis auf über 3.000 Meter hinauf.
Auch in Argentinien ist die Reblaus bis heute kein grosses Problem, noch immer wird eine Vielzahl an Weinbergen wurzelecht bewirtschaftet, bei Neuanlagen setzt man allerdings vor allem auf gepfropfte Reben. Sandige Böden und Winde sorgen dafür, dass Botrytis, die Graufäule, kaum auftritt. Es sind eher die Ameisen, die den Trauben schaden, aber vor allem die Hagelstürme – viele Kellereien schützen ihre Anlagen mit Netzen vor dem Totalverlust.
Die deutlichsten Unterschiede zum Nachbarland machen sich beim Rebsortenspiegel bemerkbar. Die alten Massenträger sind noch zu finden, Torrontés gilt als weisse Spezialität, doch es ist vor allem Malbec, der im Ausland für den argentinischen Weinbau steht, gefolgt von Cabernet Sauvignon.
Dass argentinischer Syrah ausgezeichnet ausfallen kann, hat sich noch nicht überall auf der Welt herumgesprochen, und die meisten Weine der Sorte Bonarda, die auf die italienische Einwanderungswelle hinweist, bleiben ohnehin im Lande.
Export mit Unterstützung
Was Chile und Argentinien verbindet, ist die Dynamik. Einen Platz auf den internationalen Weinmärkten haben die Kellereien erst in den letzten Jahrzehnten ergattern können. Grossbetriebe beherrschen die Szene, ausländische Investoren halfen in beiden Länden bei der Entwicklung, nachdem sich hier wie dort die politische Situation in den 1980ern stabilisiert hatte.
Während sich das Champagnerhaus Moët & Chandon in Argentinien ein wichtiges Standbein schaffen konnte, haben Firmen wie Rothschild oder Miguel Torres in Chile für spannende Entwicklungen gesorgt.
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Und seit die ersten Superpremium-Weine Chiles in Blindverkostungen grosse Bordeaux und Super Tuscans schlagen konnten, haben sich südamerikanische Weine auch bei anspruchsvollen europäischen Geniessern einen Namen gemacht.