Waren früher dunkle, süsse und alkoholreiche Weine australischer Standard, sind die trockenen Roten längst die bekannteren Exportartikel. Doch die nach Vorbild des Portweins erzeugten Spezialitäten besitzen einen ganz eigenen Charakter.
Die Reihenfolge ist leicht verständlich. Erst kommt der «Father», dann der «Grandfather». Noch sehr viel älter, komplexer und würziger ist der «Great Grandfather», der erst vor gut zwei Jahrzehnten erfunden wurde, von dem nur eine streng limitierte Anzahl an Flaschen auf den Markt kommt: 1994 wurde diese Kategorie von Süsswein eingeführt bei Penfolds, der wohl bekanntesten Kellerei Australiens.
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Wer nochmals eine Stufe hinaufklettern will auf der Qualitätsskala, fragt nach dem 50-Jährigen und muss sich belehren lassen, dass pro Abfüllung gerade mal wenige, per Hand verpackte Flaschen auf den Markt kommen. Mit mehr als 3000 australischen Dollar sind sie so teuer, dass sie eher zur virtuellen Anbetung, denn als realer Genuss taugen.
Mein verkosteter Fifty Year Old Rare Tawny – nur ein kleines Glas voll – besass leider einen Hauch flüchtiger Säure, aber dicht und lang und sehr speziell war er gewiss.
Vom Tawny zum Grange
Süssweine der etwas einfacheren Art waren mal das Herzstück der australischen Weinbauproduktion. Mühelos herzustellen, auch ohne moderne Technik, sogar im heissen Klima. Nach der Zugabe von Alkohol zum gärenden Most konnte nicht mehr viel passieren, anschliessend musste man den Wein nur noch lagern.
Natürlich wurden auch andere Sorten hergestellt, leichte Weisse, die man gern mal Chablis nannte, oder der sogenannte Claret, ein unkomplizierter Rotwein, doch Aufhebens machte man darob keines. Max Schubert, der erst später legendäre Kellermeister von Penfolds, begab sich 1949 folglich auf eine Reise ins spanische Jerez, um die Geheimnisse der Produktion mit Alkohol verstärkter Weine besser zu verstehen.
Dass er einen Abstecher nach Bordeaux anfügte, bevor er die Heimreise nach Australien antrat, sollte den Weinbau down under aber revolutionieren. Nach der Rückkehr beschloss Schubert nämlich, einen kraftvollen, barriquegereiften Rotwein herzustellen, wie ihn die Franzosen schon lange produzierten.
Der Grange Hermitage (später nur noch Grange) wurde geboren und sollte zehn Jahre später Karriere machen, aber die Verantwortlichen der Kellerei waren zunächst alles andere als begeistert. Warum neue Wege gehen, wenn sich Süsswein gut verkaufen liess?
Wein aus der Solera
Der Rest der Geschichte ist bekannt. Australischer Weinbau steht heute für trockene Weiss- und Rotweine, ist für Chardonnay und Shiraz bekannt, die Trinkgewohnheiten der Einheimischen änderten sich. Und doch wird bei Penfolds, aber auch in einigen anderen Kellereien wie d’Arenberg, Morris oder Seppeltsfield, noch an Süsswein gearbeitet. An gutem, an herausragendem.
Penfolds hat sogar eine eigene Tawny-Lagerhalle, einen riesigen Komplex, in dem zehntausende Fässer lagern, wo die Weine teilweise in sogenannten Soleras ausgebaut werden. Für den Grandfather existiert eine solche Fassreihe nach Sherry-Vorbild, für den «Great Grandfather» auch.
Aus dem ersten Fass wird jährlich ein Teil ins zweite gefüllt, aus dem zweiten ins dritte, bis aus dem allerletzten schliesslich eine kleine Menge in Flaschen gelangt. Gleichmässige Güte und nachvollziehbarer Geschmack sind auf diese Weise garantiert.
Zu Austern oder Lebkuchen
Mit echtem Port aus Portugal lässt sich australische Ware übrigens nur auf den ersten Schluck verwechseln. Man verwendet auf dem fünften Kontinent Grenache und Mourvèdre, aber auch Shiraz, Cabernet und andere, am Douro unübliche Rebsorten.
Der entstandene Blend hat durchaus Ähnlichkeiten mit fassgereiftem Portwein, dem sogenannten Tawny, besitzt aber einen eigenen Stil. Und lässt sich perfekt mit Speisen kombinieren. Austern mit Granité von australischem Süsswein? Ein zuckrig-salziges Erlebnis. Zu kraftvollen Fleischgerichten darf es sogar Tawny im Glas sein, sobald Beilagen oder Saucen eine leichte Süsse aufweisen.
Und was Süssigkeiten angeht, führt eh kein Weg vorbei am grossväterlichen oder am urgrossväterlichen Wein, der bei genauem Hinsehen kein bisschen gebrechlich und verstaubt, sondern vollkommen zeitlos ist.
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Tawny & Co. zum Essen
Junger australischer Tawny zu Schokoladenkuchen.
Süsser weisser Port (aus Portugal!) zur Poulardenbrust in Portweinsauce mit Morcheln oder zu Austern.
Trockener weisser Port zu Fischgerichten mit cremigen, tiefgründigen Saucen.
Port Great Grandfather oder ähnlich reifer Tawny zu Beef Wellington mit Portweinsauce oder zu Rehrücken mit Trockenfrüchten.