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Weinlegenden – der Opus One von Rothschild–Mondavi

Weinlegenden – der Opus One von Rothschild–Mondavi
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1979 war der erste Jahrgang dieses kalifornischen Kultweins. Doch damals hatte er noch einen anderen Namen.

Wer seinem Wein einen derartigen Namen gibt, weist entweder einen gewissen Hang zur Überheblichkeit auf oder hat allen Grund sein Ergebnis so zu taufen. Nun, in diesem Falle trifft letzteres zu, definitiv. Kein Wunder, wenn sich zwei wirklich grosse Persönlichkeiten der Weinwelt einigen, ein gemeinsames ehrgeiziges Projekt durchzuführen, dann darf es schon einmal etwas grossspurig klingen.

Aber der Reihe nach. Der US-Amerikaner Robert Mondavi, einer der genialsten Weinpioniere der Neuen Welt, und der Franzose Baron Philippe de Rothschild, einer der bekanntesten Namen der internationalen Weinwelt überhaupt, trafen sich bereits 1970 auf Hawaii und plauderten über die Möglichkeit, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen. Ziel war es, einen kalifornischen Rotwein der Spitzenklasse zu produzieren, der die Charakteristika eines grossen Bordeauxweins hat.

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Aber grosse Pläne werden nur selten über Nacht umgesetzt. In diesem Fall dauerte es acht Jahre bis zu einem weiteren Treffen in Bordeaux und ein Jahr später war es dann soweit. 1979 erfolgte die erste Weinlese für das Projekt unter der Leitung des Oenologen Lucien Sionneau vom Château Mouton-Rothschild und Timothy Mondavi von der Robert Mondavi Winery. Damals stammten die Trauben noch von Weinbergen Mondavis, da das neue Unternehmen noch über keinen eigenen Besitz verfügte.

Wie der Opus One entstand

Ein Jahr später gaben die beiden Starwinzer ihre Zusammenarbeit bekannt und liessen 1981 eine einzige Kiste des Weins auf der ersten Weinauktion des Napa Valley versteigern. Der Hammer fiel bei über 24.000 US-Dollar, der höchste Preis, der je für eine Kiste kalifornischen Weins bezahlt wurde. Damals hiess er noch Napamedoc, eine etwas sperrige Wortkombination aus Napa Valley, dem Sitz des Weinguts, und Medoc, dem berühmten Weinbaugebiet in Bordeaux.

1982 schliesslich kam den beiden Winzern die Idee, ihrem Wein einen Namen zu geben, der sowohl auf Englisch als auch auf Französisch einen hohen Wiedererkennungswert bietet: Opus One, ein Begriff aus der E-Musik für das Meisterwerk eines Komponisten. Zwei Jahre später kamen dann die beiden ersten Jahrgänge 1979 und 1980 offiziell auf den Markt, zu Preisen, die mit 50 US-Dollar pro Flasche damals doppelt so teuer waren wie andere US-Weine.

Der Aufstieg eines Cult Wine

Von diesen kalifornischen Reben stammt das Lesegut für den Opus One
Von diesen kalifornischen Reben stammt das Lesegut für den Opus One

Trotz der beiden hochkarätigen Väter aber dauerte es bis Anfang der 1990er Jahre, bis man den Opus One als so genannten Cult Wine anerkannte. Quasi als einen international bekannten Wein, der eine sehr interessante Investition darstellt sowie einen prominenten Platz in einer hochkarätigen Sammlung einnimmt.

Derartige Zeitverzögerungen um einen solchen Status zu erhalten machen Sinn, denn erst muss ein Wein seine Topqualität über Jahre hinweg beweisen kann. Und das gelang und gelingt dem Opus One mühelos, selbst wenn die Jahrgänge 1997 bis 2000 bei Kritikern weniger Begeisterung ausgelöst hatten.

Aber seitdem Michael Silacci 2004 die Leitung der Opus One Winery übertragen wurde, gibt es keine Qualitätsausreisser nach unten mehr und jeden Jahrgang kann man sozusagen blind kaufen, auch wenn sich der frühere Preis pro Flasche etwa um 600 Prozent verteuert hat.

Anfängliche Bedenken hinsichtlich möglicher Qualitätseinbussen, als Constellation Brands 2005 die Robert Mondavi Corporation und 50 Prozent der Anteile an Opus One kaufte, erwiesen sich als unbegründet. Die internationale Nachfrage nach dem Wein hält weiterhin an.

Zu Recht, denn er ist ein Meisterwerk aus den fünf Komponenten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec, Merlot und Petit Verdot. Doch im Gegensatz zu einem Musikstück sollte man den Opus One nicht ohne Vorbereitung geniessen. Wenn man ihm immer zuerst ein paar Stunden Luft zugesteht, dann zeigt die Legende ihre ganze Klasse.

Wie der Opus One schmeckt

Den ersten eigenen Weinberg erwarb das Joint Venture 1981 von der Robert Mondavi Winery, den 14,2 Hektar grossen Block Q, Teil des berühmten To Kalon Vineyard. 1983 kam River Parcel dazu, eine 20,2 Hektar grosse Ranch in Oakville, und ein Jahr später Ballestra Vineyard mit einer Fläche von 19,8 Hektar. 2008 schliesslich wurde ein weiterer Teil des To Kalon Vineyard gekauft, der Block K mit einer Fläche von 19,4 Hektar. Somit verfügt das Weingut über knapp 70 Hektar Rebflächen.

Nach rund 18 Monaten in neuen französischen Barriques wird der Opus One noch einmal anderthalb Jahre auf der Flasche gelagert, bevor er etwa drei Jahre nach der Lese zum Verkauf freigegeben wird. Die Lagerfähigkeit beträgt mindestens 25 Jahre. Wir haben die zwei neuesten Jahrgänge verkostet…

Opus One 2011, 95 Parker-Punkte:

Dieser Jahrgang wies für die Jahreszeit untypische späte Niederschläge im Juni auf. Durch den Regen und die niedrigen Temperaturen wurden Anzahl und Grösse der Beeren zwar verringert, die Konzentration der Frucht aber verstärkt. Die Lese begann am 22. September und endete am 25. Oktober.

Im Glas zeigt sich die Cuvée aus 71 Prozent Cabernet Sauvignon, 11 Prozent Merlot, 9 Prozent Petit Verdot, 8 Prozent Cabernet Franc und 1 Prozent Malbec mit einem tiefdunklen Kirsch- bis Purpurrot.

Das Bukett verströmt Noten von Kirschen und reifen dunklen Beeren, dazu Anklänge von Lorbeerblättern, Kaffee, Rauch und schwarzen Oliven, etwas weissem Pfeffer und Schwarzem Tee.

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Im Mund präsentieren sich Kirschen, Cassis und Cranberry, dazu etwas dunkle Schokolade und ein sehr langer fruchtig-zartwürziger Nachhall. Ein Kraftpaket mit starker Tanninstruktur und elegantem Auftritt.

Opus One 2010, 96 Parker-Punkte:

Zuerst gab es ungewöhnlich kalte Tagen, vorzeitige Regenfälle und danach grosse Hitze gegen Ende der Saison. Die Ernte begann am 23. September und endete am 23. Oktober.

Der 2010er wurde aus 84 Prozent Cabernet Sauvignon, 5,5 Prozent Cabernet Franc, 5,5 Prozent Merlot, 4 Prozent Petit Verdot und 1 Prozent Malbec komponiert. Er zeigt sich in einem dunklen, glänzenden Rubinrot und präsentiert eine Aromenvielfalt aus dunklen Früchten, vor allem Schwarzen Johannisbeeren und Brombeeren, blumigen Noten, etwas Schokolade und Kaffee, dazu Anklänge von Kräutern.

Am Gaumen zeigen sich dunkle Beeren, Karamell und Kakao, harmonisch eingebundene Tannine und ein enormer fruchtig-zartwürziger Nachgeschmack. Ein komplexer Typ mit samtiger Eleganz.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 außerdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

Kommentare

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Thomas Schöpflin

Sehr geehrter Herr Hubert,
ich besitze noch 2 Flaschen des Jahrganges 1979 von Opus One.
1 Fl. davon ist signiert von Robert Mondavi vom 26.6.1984.
Ich würde diese Flasche evtl. verkaufen gegen ein seriöses Angebot.
Besitze noch Magnums von Opus One, Grace Family und Diamond Creek.
Bin selbst Weinliebhaber, aber aus Altersgründen spiele ich mit dem Gedanken, einige Flaschen zu verkaufen.

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